Die gute Nachricht vorneweg: Zum dritten Mal hintereinander konnte die US-Filmindustrie in einem Jahr über 11 Milliarden Dollar generieren. Allerdings auch nur, weil die Ticketpreise entsprechend erhöht wurden, denn mit einem Minus von fast 6 Prozent weniger verkaufter Eintrittskarten nahm der Zuspruch zu den 722 veröffentlichten Produktionen empfindlich ab. Mit 1,2 Millionen verkaufter Eintrittskarten muss man bis ins Jahr 1992 (!) zurückgehen, um einen schwächeren Besuch in Nordamerika zu finden.
Während also die Ticketpreise in den USA in den letzten fünf Jahren um rund 1 Dollar von durchschnittlich 7,90 Dollar auf 8,90 Dollar gestiegen sind, stagnierte der Kinobesuch im vergangenen Jahr und ließ in diesem Jahr dann deutlich nach. Es ist bei diesen Umsätzen ein Jammern auf hohem Niveau, und man wird sehen, ob dies nur ein Ausrutscher nach unten gewesen ist, oder sich das Kino wie das Fernsehen darauf einstellen muss, dasss sich insbesondere durch das Internet die Sehgewohnheiten der Zuschauer langfristig verändern. Die Akquise von 20th Century Fox durch Walt Disney Company wird ja auch als Antwort des Marktführers auf die Herausforderung durch das Internet verstanden.
Mit einem Marktanteil von 21 Prozent ist das Haus mit der Maus wieder das erfolgreichste Filmstudio des Jahres geworden, allerdings nicht so übermächtig wie im Vorjahr, als man mit satten 26 Prozent und 10 Prozent Vorsprung auf die zweitplatzierten Warner Brothers Pictures die Konkurrenz deklassiert hatte. Unter den zehn umsatzstärksten Produktionen 2017 sind mit "Star Wars: The Last Jedi", "Beauty and the Beast", "Guardians of the Galaxy Vol. 2" und "Thor: Ragnarok" vier Disney-Produktionen. Auffallend ist, dass Disney nur zwölf Filme benötigten, um 2,4 Milliarden Dollar umzusetzen - während die zweitplatzierten Warner Brothers Pictures für 2,0 Milliarden 33 Streifen brauchten.
Disney konzentrieren sich auf wenige Großproduktionen. Das birgt das Risiko, dass bei einem Flop gleich ein nicht wettzumachender Umsatzeinbruch droht, aber bisher hat das Haus mit der Maus alles richtig gemacht: Die Akquisitionen von Pixar, Lucasfilm und Marvel sind weiter Gold wert, aber auch die Realfilmversionen ihrer Zeichentrickfilme sind eine erfolgreiche Strategie, wie der weltweite Mega-Erfolg von "Beauty and the Beast" gezeigt hat.
Ein mieses Jahr war es für Paramount Pictures, das nun sogar als einer der "Großen Sechs" nur noch das siebte Rad am Erfolgswagen und hinter Lionsgate Films gefallen ist. Der Marktanteil beträgt lediglich miserable 4,8 Prozent. Wenn also jede fünfte Kinokarte für eine Disney-Produktion verkauft wurde, so war es nur jede 20. für einen Paramount-Film. Man muss schon bis Rang 23 runtergehen, um mit "Transformers: The Last Knight" die erste Paramount-Produktion zu finden - und selbst dieser kassenträchtigste Film galt mit 130 Millionen Dollar Umsatz bei Kosten von rund 250 Millionen Dollar als Flop.
Das Loch im Kinojahr 2017 wurde insbesondere im Sommer geschlagen. Dieser brachte die schwächsten Umsätze seit 20 Jahren, als Werke wie "Valerian and the City of a Thousand Planets" von STX Entertainment und "The Dark Tower" von Columbia Pictures empfindlich floppten.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor waren erneut Comic-Verfilmungen wie der dritterfolgreichste Film des Jahres "Wonder Woman" von 20th Century Fox, der fünftplatzierte "Spider-Man: Homecoming" von Columbia Pictures, der neuntplatzierte "Justice League" von Warner Brothers Pictures und der zehntplatzierte "Logan" von 20th Century Fox. Damit sind sechs der zehn umsatzstärksten Streifen 2017 Comic-Verfilmungen gewesen. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor fand sich mit "Spider-Man 3" nur eine Comic-Verfilmung unter den Top Ten 2007. Kein Wunder, dass Hollywood diese Erfolgskuh weiter melken wird.
Überraschenderweise war auch Horror in diesem Jahr sehr erfolgreich, wie bereits die Anwesenheit von "It" von New Line Cinema als sechsterfolgreichste Produktion des Jahres anzeigt. Daneben liefen auch "Annabelle: Creation" von New Line Cinema sowie die Universal Pictures-Streifen "Split" und "Get Out" sehr erfolgreich.
Schwache Ergebnisse erzielten 2017 insbesondere Komödien. Nur "Girls Trip" mit Jada Pinkett Smith und "Daddy's Home 2" mit Mark Wahlberg konnten die 100 Millionen Dollar-Grenze überwinden, während Streifen wie "Rough Night" mit Scarlett Johansson, "The House" mit Will Ferrell oder "Home Again" mit Reese Witherspoon floppten.