"Bei Anruf Mord", Kabel1, 22:10 Uhr
Ein Ex-Tennisprofi (Ray Milland) plant den Mord an seiner Frau (Grace Kelly). Als dieser schiefläuft, improvisiert er einen brillanten Plan B.
"Dial M for Murder" - so der Originaltitel - ragt aus zwei Gründen aus der Filmographie Alfred Hitchcock ("Psycho") heraus, von dem einer bedeutsam für seine Karriere war, der andere eher eine Fußnote. Zum Ersten arbeitete der damals 54-Jährige erstmals mit Grace Kelly zusammen, die noch zwei weitere Male bei "Das Fenster zum Hof" und "Über den Dächern von Nizza" für den englischen Regisseur vor der Kamera stehen sollte und fortan als die perfekte Inkarnation der "Hitchcock-Blondine" galt. Hier überzeugt die Amerikanerin mit einer unvergesslichen Darstellung, für welche sie für den Britischen Filmpreis nominiert wurde.
Zum Zweiten wurde dieser US-Kriminalfilm in 3D gedreht, was allerdings erst vor einigen Jahren durch neue 3D-Disc-Veröffentlichungen und -Aufführungen überhaupt bekannt wurde, nachdem sich diese Technik zum ersten Mal in der Filmgeschichte fest in den Kinos etabliert und ihren Platz beim Publikum gefunden hat. Bei seiner Premiere 1954 kam er nur in 2D konvertiert in die meisten Kinos, obwohl Warner Brothers Pictures mit technischem Aufwand und Neuerungen sicher gestellt hatten, das bis dahin von technischen Pannen und Unzulänglichkeiten behaftete Verfahren sauber auf die Leinwände zu bekommen. Doch die Besucher hatten von dem neuen Verfahren, das erst zwei Jahre zuvor erstmals als eine der Antworten auf das aufkommende Fernsehen in der Breite zur Anwendung gekommen war, schon wieder satt. Hitchcock meinte: "Es war ein Neun Tage-Wunder, und ich kam damit am neunten Tag."
Als 2D-Präsentation überzeugte der von guten Kritiken begleitete Streifen die Zuschauer wahrscheinlich noch mehr, als es die 3D-Version getan hätte. Mit weltweit 6 Millionen Dollar Umsatz wurde die 1,4 Millionen Dollar teure Produktion, die fast ausschließlich in einem Raum spielt und demzufolge komplett im Studio entstand, ein großer Erfolg. Alfred gelang es, aus einem statischen Theaterstück ein ausgeklügeltes, eiskalt unheilvolles Meisterwerk zu inszenieren. Diese Leistung erkannten seine Regiekollegen mit einer Nominierung für den Directors Guild Award an.
"Dial M for Murder" basierte auf dem gleichnamigen Stück des englischen Theaterautoren Frederick Knott, das 1952 im BBC-Fernsehen Premiere gefeiert und dann im Londoner West End und auf dem New Yorker Broadway aufgeführt worden war. Knott adaptierte sein Werk selbst für das Drehbuch.
Ein Zuschauer lobt: "Der Film ist auf mehreren Ebenen geglückt, ein Großteil seines Erfolgs geht auf das Konto der superben Dialoge und einer wunderbaren Besetzung. Ray Milland ist ein absolutes Juwel, äußerst hinterhältig und leidenschaftslos, aber so voller Selbstüberzeugung, dass man sich beinahe auf seine Seite schlägt. Grace Kelly überzeugt als die gefasste Schönheit, die verletztlich, aber seltsam unangreifbar ist. Und John Williams als Polizeidetektiv ist wundervoll. Alfred Hitchcock manipuliert und fesselt sein Publikum mit jeder Szene, die das richtige Tempo hat und realistisch in Szene gesetzt ist. Die umwerfende Photographie von Robert Burks und die eindringliche, stimmungsvolle Musik von Dimitri Tiomkin vervollständigen diesen äußerst unterhaltsamen und spannenden Streifen."
"Zeugin der Anklage", 3sat, 22:15 Uhr
Ein erfahrerer britischer Anwalt (Charles Laughton) verteidigt ein Mann (Tyrone Power) in einem Mordverfahren, in dem sich Überraschung auf Überraschung türmt.
Ein höheres Lob kann man sich als Filmemacher kaum wünschen: "Alles, was ich an Verfilmungen meiner Werke gesehen habe", so Agatha Christie, "fand ich ausgesprochen scheußlich - bis auf 'Zeugin der Anklage' von Billy Wilder."
In der Tat ist dieser mitreißende und witzige Kriminalfilm aus dem Jahr 1957 eine der besten Christie-Adaptionen und zugleich einer der besten Streifen des österreichischen Regisseurs, der seit 1933 in Hollywood arbeitete. Die schauspielerischen Glanzleistungen insbesondere von Marlene Dietrich und Charles Laughton und die perfekte Inszenierung von Billy, welche die Spannung bis zum buchstäblich letzten Moment aufrecht erhält, paaren sich zu einem Meisterwerk, das von Anfang an bis heute hymnische Kritiken erhalten hat und ein Publikumserfolg wurde.
"Witness of the Prosecution" geht auf die Kurzgeschichte "Traitor's Hand" zurück, die 1925 in der britischen Zeitschrift "Flynn" veröffentlich worden war und dann 1933 erstmals unter dem späteren Filmtitel in einer Kurzgeschichtensammlung der englischen Autorin erschien. Agatha adaptierte den Stoff rund 20 Jahre später für das Theater, wo er 1953 erst in London und ein Jahr später am New Yorker Broadway zum Hit wurde, der bis 1956 über 600 Mal aufgeführt wurde, so dass United Artists die Verfilmungsrechte erwarben.
Auch wenn die Handlung in London spielt, entstanden doch alle Aufnahmen in Hollywood. Es wurde Tyrone Power's letzter Film. Der Schauspieler starb 1958 während der Dreharbeiten an seinem nächsten Werk "Solomon and Sheba" in Spanien an einem Herzinfarkt.
Der Streifen wurde für sechs Academy Awards nominiert: Als "Bester Film", für die Regie, für Hauptdarsteller Charles Laughton, für Nebendarstellerin Elsa Lanchester, für den Schnitt und für den Ton, doch der Oscar-Jahrgang 1958 wurde von "The Bridge on the River Kwai" dominiert.
Ein kanadischer Zuschauer schwärmt: "Ich kann die Qualität dieses Films gar nicht genug loben. Als der Streifen uraufgeführt wurde, wurden die Zuschauer von einer Stimme über dem Abspann aufgefordert, anderen nicht das Ende zu verraten. Damals waren überraschende Enden noch nicht so allgegenwärtig wie heute, und bestimmt hat der Schluss einige Kinogänger wie der Blitz getroffen. Es sind von den Figuren bestimmte, anregende Werke wie dieses, das einen daran erinnert, welches Potential große Gerichtsfilme haben können. Hier gelingt es, einen in atemloser Spannung zu halten und zugleich witzig, sarkastisch und intelligent zu sein. Billy Wilder war ein Genie auf so viele Art und Weisen."
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