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Doktor Schiwago mit Julie Christie und Omar Sharif
Doktor Schiwago mit Julie Christie und Omar Sharif
© Warner Bros.

TV-Tipp für Donnerstag (28.12.): Omar Sharif zwischen zwei Frauen

Arte zeigt "Doktor Schiwago"

"Doktor Schiwago", Arte, 20:15 Uhr
Das Leben eines russischen Arztes und Dichters (Omar Sharif), der sich - obwohl er mit einer Aristokratin (Geraldine Chaplin) verheiratet ist - vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, der Oktober-Revolution und des anschließenden Bürgerkriegs in die Frau (Julie Christie) eines politischen Aktivisten (Tom Courtenay) verliebt.

Was macht ein Regisseur nach einem Triumph wie "Lawrence of Arabia" als nächstes? Der englische Filmemacher David Lean beschloss, episch zu bleiben und den weltweit gefeierten Bestseller "Doctor Zhivago" des russischen Autoren Boris Pasternak zu verfilmen, der 1957 in Italien veröffentlicht worden war und 26 Wochen an der Spitze der Top Ten der "The New York Times" gestanden hatte. In Pasternak's Heimat, der damaligen Sowjetunion, hatte der knapp 600 Seiten starke Roman nicht erscheinen dürfen, weil ihn die Machthaber als anti-kommunistisch empfanden, sondern musste außer Landes geschmuggelt werden, um im Westen publiziert werden zu können.

Mit der Popularität des Buches im Rücken hatte Lean für sein britisches Drama bereits einen Startvorteil, den er noch dadurch verstärkte, dass die Liebesgeschichte des Romans im Drehbuch von Robert Bolt ("The Mission") auf der Leinwand in den Vordergrund gerückt wurde. So erreichte die MGM-Produktion später auch Zuschauerschichten, für die eine russische Geschichtsstunde sonst nicht die erste Wahl beim Kauf einer Kinokarte gewesen wäre, und somit das perfekte Crossover. "Doctor Zhivago" wurde ein gigantischer Erfolg und spielte bei Kosten von umgerechnet 11 Millionen Dollar allein in den USA 111 Millionen Dollar ein - mehr als doppelt so viel wie "Lawrence of Arabia". Damit war er hinter "The Sound of Music" und noch deutlich vor dem James Bond-Abenteuer "Thunderball" der zweiterfolgreichste Streifen des Jahres 1965. Aktuell ist er der achterfolgreichste Film aller Zeiten nach Zuschauerzahlen in Nordamerika.

Was dem Publikum offenkundig gefiel - die Mischung des Politischen und Privaten - stieß manchem Kritiker auf, und das böse Wort "Schmonzette" fiel. Aber alle mussten die prächtigen Bilder, die aufwendige Ausstattung, die guten Schauspielerleistungen und die geschickte Mischung dramatischer und lyrischer Momente konstatieren.

Ursprünglich wollte Lean wieder mit seinem "Lawrence of Arabia"-Darsteller Peter O'Toole drehen, der indes kein Interesse hatte. Nachdem Max von Sydow, Paul Newman und Michael Caine erwogen wurden, erhielt zu seiner eigenen Überraschung der ägyptische Mime Omar Sharif, der ebenfalls in "Lawrence of Arabia" mitgewirkt hatte, die Titelrolle. Für die Rolle der Lara, die schließlich an Julie Christie gehen sollte, wollte der italienische Produzent Carlo Ponti sein Frau Sophia Loren besetzen; diese Fehlbesetzung konnte David verhindern und - nachdem der damals 56-Jährige Yvette Mimieux, Sarah Miles und Jane Fonda in Erwägung gezogen hatte, Christie verpflichten.

Lean drehte nach "Lawrence of Arabia" wieder in Spanien; die Innenaufnahmen in den CEA Studios in Madrid, andere Szenen in den Pyrenäen, in Granada und Sevilla. Und wie es so ist, erwischte das Filmteam zum Jahreswechsel 1964/65 ausgerechnet den wärmsten spanischen Winter seit 50 Jahren. So musste sich bei Temperaturen von zum Teil plus 25 Grad mit künstlichem Schnee und Bienenwachs für die "Eispalast"-Kulisse beholfen werden. Um überhaupt richtigen Schnee filmen zu können, wich man für einige Szenen nach Finnland aus. Vor Ort in Russland konnte man aus nahe liegenden politischen Gründen wegen des Bannstrahls gegen die Romanvorlage nicht drehen.

Zehn Oscar-Nominierungen erhielt "Doctor Zhivago", fünf davon materialisierten sich in Form des Goldjungen für Drehbuchautor Robert Bolt, Kameramann Freddie Young, Komponist Maurice Jarre, dessen "Lara's Theme" schnell zu Fahrstuhlmusik verballhornt wurde und eines der bekanntesten Stücke der Filmmusik ist, Kostümbildnerin Phyllis Dalton und die Ausstatter; leer gingen der Film selbst - es gewann "The Sound of Music" -, Regisseur David Lean, Nebendarsteller Tom Courtenay, Cutter Norman Savage und der Ton aus. Bei den Golden Globes gewannen der Film, Regisseur Lean, Drehbuchautor Bolt, Hauptdarsteller Omar Sharif und Komponist Jarre. Bei den Britischen Filmpreisen waren der Film, Hauptdarstellerin Julie Christie und Nebendarsteller Ralph Richardson nominiert.

Ein Zuschauer lobt: "Eine der betörend schönsten, zeitlosen epischen Romanzen aller Zeiten. Umwerfende Photographie wird hier mit einem turbulenten historischen Spielort, einem unvergesslich idealistischen Helden und einem der packendsten Liebesdreiecke kombiniert."



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