"Mad Max: Fury Road", Pro7, 20:15 Uhr
Eine Frau (Charlize Theron) rebelliert gegen einen Tyrannen (Hugh Keays-Byrne) in einem post-apokalyptischen Australien. Gemeinsam mit einer Reihe weiblicher Gefangener, einem psychotischen Anhänger (Nicholas Hoult) des Tyrannen und einem Herumtreiber namens Max (Tom Hardy) sucht sie nach ihrer Heimat, dem "Grünen Land".
Es muss schon ein Werk von erlesener Qualität sein, wenn es ein Action-Kracher wie dieser schafft, die Kritiker einhellig zu begeistern und Preise weltweit abzuräumen, darunter auf auch der Oscar-Verleihung 2016, wo dieser Thriller zeitweise mit seinen sechs Goldjungen die Gala zu dominieren schien.
Und tatsächlich ist das, was man zunächst als unnötiges Wiederaufwärmen einer mit seinem dritten Teil "Mad Max: Beyond Thunderdome" 1985 abgewürgten Saga um den Einzelkämpfer Max in einer Wüstenei, die einst Australien war, skeptisch aufnahm, nicht weniger als ein Meisterwerk. "Mad Max: Fury Road" ist pures Kino, nicht vorstellbar in irgendeinem anderen Medium als auf der Leinwand, entstanden im Zusammenwirken großartiger Künstler vor und hinter der Kamera und in einer Mischung aus alter Technik im analogen Zeitalter und neuen Tricks in der digitalen Ära.
Hinter all dem steht der Mann, der 1979 die Figur des Mad Max ersonnen und erstmals auf die Leinwand gebracht hatte. George Miller, der australische Regisseur und Drehbuchautor, trug sich nach dem Erfolg von "Babe" ("Ein Schweinchen namens Babe"), der er produziert und geschrieben hatte, mit der Idee, die zehn Jahre ruhende "Mad Max"-Reihe wiederzubeleben, und kaufte 1995 die Rechte an der Figur von Warner Brothers Pictures zurück.
Doch es sollten fast 20 Jahre vergehen, bis der Australier das Megaphon zur Hand nehmen konnte. Die Produktion verschwand mit Ausbruch des Irak-Krieges 2003 in der Schublade - einen Film über kriegerische Auseinandersetzungen in einer Wüste hielten die verschiedenen beteiligten Produktionsgesellschaften für zu jenem Zeitpunkt unpassend und kommerziell wenig aussichtsreich.
Schon Mitte der Neunziger war klar, dass Mel Gibson nicht in seine Paraderolle zurückkehren würde. Miller schwebte mehr ein Reboot statt einer Fortsetzung vor, zudem war der Schauspieler, der durch diesen Part einst weltbekannt worden war, durch seine Alkoholprobleme und damit einher gehenden Ausfälligkeiten zum "Kassengift" gestempelt worden. Statt seiner machte der Name Heath Ledgers die Runde, was sich durch dessen Tod 2008 leider erledigte.
2009 kündigte George an, dass ein neuer "Mad Max" 2011 in seiner Heimat Australien gedreht worden würde. Für die Titelrolle verpflichtete man den Engländer Tom Hardy. Die Dreharbeiten mussten indes verschoben werden, weil durch unerwartete Regenfälle im australischen Broken Hill zu viele Wüstenblumen gesprossen waren. Die 150 Millionen Dollar teure Warner Brothers-Produktion wurde ins südwestafrikanische Namibia verlegt, wo von Juli bis Dezember 2012 gefilmt wurde; lediglich Nachdrehs fanden 2013 noch in Potts Hill and Penrith Lakes im australischen Western Sydney statt.
Miller entschloss sich, so viele der Tricks wie möglich praktisch zu realisieren, da "Computereffekte, selbst wenn sie richtig gut sind, immer ein bisschen unecht aussehen", wie der damals 67-Jährige meinte. Stunts, Autos, die Wüste - alles war hier echt, sogar bis zu den Details der feuerspuckenden Gitarren. Rund 150 Stunt-Leute wirkten mit, darunter Künstler des Cirque du Soleil. Letztlich waren 90 Prozent der Effekte real, was aber nicht hieß, dass sie nicht noch heftig nachbearbeitet wurden. Sieben Spezialeffekte-Firmen manipulierten in der Nachproduktion die Bilder mit rund 2000 computergenerierten Bildern - von der Farbe des Himmels bis zu der Armprothese von Charlize Theron.
Im Grunde ist "Mad Max: Fury Road" eine einzige Verfolgungsjagd, und es ist das große Verdienst von Miller und seiner Frau Margaret Sixel, die den Film schnitt, dass er nie ermüdend oder monoton wirkt und man als Zuschauer vor allem selbst in den rasanten Szenen nicht den Überblick verliert. Sixel brauchte drei Monate, um die rund 480 Stunden Filmmaterial auf rund zwei Stunden zu schneiden.
Die Filmwelt war sich 2015 einig: Mit seiner mitreißenden Action und den überzeugenden Stunts, aber auch seinem überraschenden erzählerischen Gewicht brachte George Miller seine Reihe wieder stark auf die Leinwand zurück. Mit weltweit 379 Millionen Dollar Umsatz wurde der Streifen ein Erfolg.
Dass ein Action-Film, der es gegen die normalerweise bei den Academy Awards dominierenden Dramen schwer haben sollte, nicht weniger als zehn Oscar-Nominierungen erhielt, musste nur die erstaunen, die den Film nicht gesehen hatten. Es gewannen Cutterin Margaret Sixel, die Ausstatter, Kostümbildnerin Jenny Beavan, die Maskenbildner, der Tonschnitt und die Tonmischung. Leer gingen der Film selbst, Regisseur George Miller, Kameramann John Seale und die Spezialeffekte aus. Bei den Golden Globes waren der Film und Regisseur Miller nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen konnte das Werk BAFTA Awards für Schnitt, Ausstattung, Kostüme und Maske erringen. Insgesamt gewann "Mad Max: Fury Road" in der Preisverleihungssaison 2015/16 über 200 Preise und war für weitere über 200 nominiert.
Kritiker John Powers lobte in "Vogue": "Ich kann nur sagen, dass dies eines der puresten Werke filmischer Virtuosität ist, die man jemals zu Gesicht bekommen wird."
"Vom Winde verweht", Arte, 20:15 Uhr
Eine manipulative Frau (Vivien Leigh) und ein Spitzbube (Clark Gable) durchleben eine stürmische Romanze während des Amerikanischen Bürgerkriegs und der Wiederaufbauzeit.
"Gone with the Wind" ist der erfolgreichste Film aller Zeiten, und es dürfte niemanden geben, der nicht zumindest den Filmtitel schon einmal gehört hat. Schon während seiner Entstehung in den Jahren 1938 und 1939 war er ein nationales Ereignis, bevor er dann mehrere Rekorde brechen sollte. Mit rund vier Stunden Spieldauer wurde er zum bis dahin längsten Film aller Zeiten; sein Budget von 3,9 Millionen Dollar war das bis dahin zweitgrößte nach "Ben-Hur" aus dem Jahr 1925. Das Drama spielte allein bei seiner Erstaufführung weltweit 393 Millionen Dollar ein, was heute 6,9 Milliarden Dollar entspricht. Bis heute sind 504 Millionen Eintrittskarten für die MGM-Produktion verkauft worden, und noch 2008 wählten Amerikaner den Streifen zu ihrem "beliebtesten Film" vor "Star Wars" und "Casablanca".
Dieses Phänomen speiste sich auch aus der Tatsache, dass noch nie mit solchem Aufwand ein Film gedreht worden war - allein aufgrund seiner Größe reizte "Gone with the Wind" zum neugierigen Ansehen -, aber auch Produzent David O. Selznick wusste, dass Klappern zum Handwerk gehört, und er stilis ierte bereits die Suche nach der Besetzung für die weibliche Hauptrolle zu einem zweijährigen öffentlichen Medienereignis, bis beim "Searching for Scarlett" jeder Amerikaner mitreden konnte.
Für rund 100 000 Dollar wurde ein landesweites Casting veranstaltet, an dem rund 1400 Frauen teilnahmen. Neunzig kamen in die engere Auswahl, von diesen blieben mit Joan Bennett, Jean Arthur, Paulette Goddard und Vivien Leigh vier übrig; Letztere beide wurden ausführlichen Leinwandtests unterzogen, die sogar auch in Farbe gedreht wurden. Das Rennen für diesen uramerikanischen Part machte dann ausgerechnet die in den USA noch unbekannte Engländerin Leigh. Selznick hatte die damals 25-Jährige in den zwei britischen Produktionen "Fire Over England" und "A Yank at Oxford" gesehen, nachdem sie sich selbst überraschend ins Gespräch gebracht hatte. Die männliche Hauptrolle war dagegen von Anfang an für Clark Gable vorgesehen.
Zu diesem Zeitpunkt war die Vorlage, der 1936 erschienene gleichnamige Roman von Margaret Mitchell längst zum Bestseller geworden, und all jene Filmstudios mussten sich ärgern, die sich damals nicht um die Verfilmungsrechte bemüht hatten, weil sie eine im Bürgerkrieg spielende Geschichte für kommerziell aussichtslos hielten. Selznick hatte die Rechte einen Monat nach Erscheinen des Buches für vergleichsweise bescheidene 50 000 Dollar erworben - und nun warteten Medien und Publikum gespannt, wie die Figuren von den Buchseiten zum filmischen Leben erweckt werden würden - so wie rund 60 Jahre später die "Harry Potter"-Leser.
Nachdem der gewaltige Roman, dessen Gesamtverfilmung wohl sechs Stunden Spieldauer entsprochen hätten, von mehreren Drehbuchautoren mühsam in Skript-Form gebacht worden war, scheute David keine Kosten und Mühen, ihn auf die Leinwand zu bringen. 2400 Personen arbeiteten an der Produktion, fertigten über tausend Kostüme an, banden 1000 Pferde und 400 weitere Tiere ein, organisierten 450 Fahrzeuge und bauten mit der Stadtkulisse von Atlanta die bis dahin größte Kulisse auf, die 50 Gebäude umfasste und zwei Kilometer lang war. Sämtliche der insgesamt 200 Kulissen, einschließlich des fiktiven Landguts Tara, entstanden in den Filmstudios von Los Angeles; für den Brand von Atlanta ließ man unter anderem die Kulissen von "King Kong" in Flammen aufgehen.
Für die von Januar bis Juli dauernden Dreharbeiten und die Nachproduktion, die erst wenige Tage vor der feierlichen Premiere am 15. Dezember 1939 in Atlanta beendet wurde, waren drei Regisseure beschäftigt. George Cukor ("My Fair Lady") wurde nach 18 Drehtagen von Selznick wegen Meinungsverschiedenheiten gefeuert. Nachfolger Victor Fleming, der gerade "The Wizard of Oz" inszeniert hatte, drehte 93 Tage und wurde dann im Mai krankheitsbedingt für 24 Tage von Sam Wood ("Die Marx Brothers in der Oper") ersetzt. Am Ende hatte sich Fleming mit dem Produzenten, der notorisch alles selbst bestimmen wollte, ebenfalls so zerstritten, dass er nicht zur Premiere erschien.
Der gigantische Aufwand lohnte sich, denn er bildete sich grandios auf der Leinwand ab und steht bis heute für einen der definitiven Hollywood-Filme, auch wenn seine Darstellung der Afro-Amerikaner und der Sklaverei schon damals Kritik auf sich zogen. Dass die afro-amerikanische Schauspielerin Hattie McDaniel wegen der Rassentrennungsgesetze im US-Bundesstaat Georgia nicht an der Gala in Atlanta teilnehmen durfte, während 300 000 Schaulustige an jenem zum Feiertag erklärten Premierentag die Straßen säumten, gab einen weiteren bitteren Beigeschmack. Selbst bei der Oscar-Verleihung setzte man McDaniel an einen der hinteren Tische.
Insgesamt erhielt "Gone with the Wind" sehr gute Kritiken und bis dahin nicht gesehene 13 Oscar-Nominierungen. Acht Oscars konnten gewonnen werden: Für den "Besten Film", für Regisseur Victor Fleming, an den damals bereits verstorbenen Drehbuchautoren Sidney Howard, an Hauptdarstellerin Vivien Leigh, an Nebendarstellerin Hattie McDaniel, die damit zur damals ersten afro-amerikanischen Academy Awards-Siegerin wurde, für Kamera, Schnitt und Ausstattung. Leer gingen Hauptdarsteller Clark Gable, Nebendarsteller Olivia de Havilland, Komponist Max Steiner, der Ton und die Spezialeffekte aus. Zwei Spezial-Academy Awards gingen an den Spezialeffekte-Künstler R.D. Musgrave und an den Ausstatter William Cameron Menzies.
1989 nahm die US-Library of Congress den Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames" Werk in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Eine Zuschauerin schwärmt: "Dieser Film zeigt das Beste des amerikanischen Kinos. Ob man den Film nun mag oder nicht, man muss diese möglicherweise größte Errungenschaft der damals in der Industrie arbeitenden kreativen Talente der Filmindustrie anerkennen. Das Werk repräsentiert einen monumentalen Sprung und eine Neuausrichtung für Filme, wie sie bis dahin gedreht worden waren. Ein überwältigender Streifen, der den Blick der Zuschauer für vier Stunden auf die Leinwand bannt. Genießt diesen monumentalen Klassiker in all seiner Pracht!"
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