"The Square", die schwedische Komödie über die Kunstszene, der bereits im Mai die Goldene Palme in Cannes erhielt, ist gestern Abend im Berliner Haus der Festspiele zum großen Gewinner der Europäischen Filmpreise geworden. Mit sechs Preisen, darunter als "Bester europäischer Film", dominierte das Werk von Regisseur und Drehbuchautor Ruben Östlund die 30. Ausgabe der Auszeichnungen.
Östlund ließ die 900 Zuschauer zweimal einen "Urschrei des Glücks" vollführen, als er seine persönlichen Preise für sein Drehbuch und seine Regie entgegen nahm. Die weiteren Auszeichnungen für "The Square" gingen an dessen Ausstattung und an Schauspieler Dane Claes Bang sowie für die "Beste Komödie".
In der Kategorie "Beste Schauspielerin" machte die Tschechin Alexandra Borbély das Rennen. Sie überzeugte die Filmakademie mit ihrer Leistung in dem ungarischen Berlinale-Gewinner "Teströl és lélekröl" ("Körper und Seele"). Mit dem Kurzfilm "Timecode" von Petra Lottje gab es eine deutsche Produktion auf der Gewinnerseite; zudem gewann "Vor der Morgenröte" von Maria Schrader den Publikumspreis.
Wim Wenders, Vorsitzender der Europäischen Filmakademie, dessen rund 3000 Mitglieder die Sieger gewählt haben, adressierte in seiner Rede das "alte Monster namens Nationalismus, das wir zu beerdigen geglaubt hatten. Wie kann diese älteste und schlimmste europäische Krankheit wieder in unsere Gegenwart krauchen?" Die Fürsprecher Europas hätten es ermöglicht, den Mythos zu lebendig zu erhalten, dass die europäische Idee sich zu Bürokratie und Wirtschaft verengt habe. "Europa ist aus viel besseren Mauern gebaut, solidere als Gier, Geld und Wachstum. Es basiert auf glorreichen Ideen, wer wir als Menschen sind, wer wir als soziale und kulturelle Wesen sind. Kämpfen wir für diese Ideen hart genug? Haben wir für sie gekämpft? Werden wir für sie kämpfen?", fragte der Filmemacher.
Hier die vollständige Liste der Preisträger:
Bester Film: "The Square" (Schweden)
Beste Komödie: "The Square"
Europäische Entdeckung des Jahres: "Lady Macbeth" (Großbritannien)
Bester Dokumentarfilm: "Komunia" (Polen)
Bester Animationsfilm: "Loving Vincent" (Großbritannien)
Bester Kurzfilm: "Timecode" (Deutschland)
Beste Regie: Ruben Östlund für "The Square"
Bestes Drehbuch: Ruben Östlund für "The Square"
Beste Schauspielerin: Alexandra Borbély für "Teströl és lélekröl" (Ungarn)
Bester Schauspieler: Claes Bang für "The Square"
Beste Kamera: Michail Krichman für "Loveless" (Russland)
Beste Musik: Evgueni & Sacha Galperine für "Loveless"
Bester Schnitt: Robin Campillo für "BPM" (Frankreich)
Beste Ausstattung: Josefin Asberg für "The Square"
Beste Kostüme für Katarzyna Lewinska für "Pokot" (Polen)
Beste Maske für Leendert van Nimwegen für "Brimstone" (Niederlande)
Bester Ton: Oriol Tarrangó für "A Monster Calls" (Großbritannien)
Preis für das Lebenswerk: Aleksandr Sokurov
Preis für den europäischen Beitrag zum Weltkino: Julie Delpy
Preis für die europäische Co-Produktion: Cedomir Kolar
Zuschauerpreis: "Vor der Morgenröte" (Deutschland)