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Das Piano mit Holly Hunter und Harvey Keitel
Das Piano mit Holly Hunter und Harvey Keitel
© Studiocanal

TV-Tipp für Mittwoch (29.11.): Holly Hunter lässt sich verführen

Arte zeigt "Das Piano"

"Das Piano", Arte, 20:15 Uhr
Eine stumme Frau (Holly Hunter) wird Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrer jungen Tochter (Anna Paquin) und ihrem Piano für eine arrangierte Hochzeit mit einem reichen Grundbesitzer (Sam Neill) nach Neuseeland geschickt, wo sie ein heimischer Vorarbeiter (Harvey Keitel) begehrt.

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass ein neuseeländischer Film die Welt erobert, aber "The Piano" gelang dies 1993 in überwältigender Art und Weise. Produziert für umgerechnet 7 Millionen Dollar, spielte das Drama weltweit 140 Millionen Dollar ein - das entspräche heute 235 Millionen Dollar und läge damit auf "Hidden Figures"-Niveau. Die Kritiker überschlugen sich, bei den Filmfestspielen in Cannes gewann das Werk die Goldene Palme und Holly Hunter als "Beste Darstellerin".

Es folgten acht Oscar-Nominierungen für den Film, die Regie, das Drehbuch, Hauptdarstellerin Holly Hunter, Nebendarstellerin Anna Paquin, Kameramann Stuart Dryburgh, Cutterin Veronika Jenet und Kostümbildnerin Janet Patterson. Drei Goldjungen konnten die Beteiligten mit nach Hause nehmen: Jane Campion für ihr Drehbuch, Hunter und Paquin, die nach Tatum O'Neill die zweitjüngste Preisträgerin wurde. Bei den Golden Globes gewann Hunter ebenso wie bei den Britischen Filmpreisen, wo auch Ausstatter Andrew McAlpine und Kostümbildnerin Patterson ausgezeichnet wurden. Bei den Australischen Filmpreisen gewann "The Piano" nicht weniger als elf Preise.

Die Frau hinter dem Erfolg war Jane Campion, die bereits drei Jahre zuvor mit "An Angel at My Table" international auf sich aufmerksam gemacht hatte. Die damals 38 Jahre alten Filmemacherin schaffte es, ein subtiles und intimes Dreiecksspiel zu kreieren, eine Wahrhaftigkeit suchende Romanze, die mit grandiosen Bildern die Selbstfindung und -befreiung einer Frau schildert. Im Vordergrund steht dabei Holly Hunter's großartige Darstellung, im Hintergrund die fabelhafte Musik von Michael Nyman, die zum einem Bestseller-Soundtrack wurde.

Hunter war auch deshalb eine vorzügliche Wahl, weil sie neben der Gebärdensprache auch das Klavierspielen beherrschte und so vor der Kamera selbst am Piano musizieren konnte. Die Aktrice war aber nicht die erste Wahl gewesen, sondern kam erst zum Zug, nachdem Sigourney Weaver, Jennifer Jason Leigh und Isabelle Huppert aus verschiedenen Gründen abgesagt hatten. Die damals zehn Jahre alte Paquin fanden die Filmemacher durch ein offenes Vorsprechen, an dem sich rund 5000 Mädchen im Alter von neun bis 13 Jahren beteiligten.

Eine Zuschauerin aus den USA schreibt: "Ich kann verstehen, dass viele Männer den Film blöd finden, weil so viel seiner sinnlichen Stärke sich aus dem speist, was untrennbar weiblich ist. Wenn mir jemand erzählt hätte, dass ich Harvey Keitel jemals sexy finden würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt...aber ooooh Baby! Dieser Mann sieht Ada's innere Leidenschaft und ist fasziniert; dann greift er nach ihr mit einer Unverblümtheit, die auch irgendwie zärtlich, fast ehrfürchtig ist. Im Gegensatz zu ihm greift Sam Neill nach ihr wie zu einer Holzpuppe, er erkennt sie überhaupt nicht. Es ist ein delikater Gegensatz, der die Schönheit der wahrhaftigen Verbindung, wie sie zwischen den Liebenden entsteht, verdeutlicht."



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