"Der zweite Atem", Arte, 20:15 Uhr
Ein Verbrecher (Lino Ventura) entkommt aus dem Gefängnis und will den großen Coup landen, um ein neues Leben beginnen zu könnnen, doch ein entschlossener Inspektor (Paul Meurisse) ist ihm auf den Fersen.
Was wie die Handlung zu einem Dutzendfilm klingt, bekommt in den Händen eines Meisterregisseurs wie Jean-Pierre Melville in der Tat einen "zweiten Atem". Der Filmemacher inszenierte diesen französischen Kriminalfilm in seiner unverwechselbaren Art kühl und distanziert, verzichtete auf Schaueffekte ebenso wie auf die klare Einteilung in "Gut"- und "Böse"-Schemata - die Methoden der Polizei erscheinen so fragwürdig wie die der Gangster. Die streng manirierte Ästhetik des Streifens erschafft eine eindeutig künstliche Umwelt, aber diese Umwelt ist so sorgfältig und durchdacht in Szene gesetzt, dass es atemberaubend eindringlich wird. Und nicht zuletzt spannend ist.
"Le deuxième souffle" - so der Originaltitel - basiert auf dem gleichnamigen Roman von José Giovanni aus dem Jahr 1958. Für den damals 50 Jahre alten Melville repräsentierte der Film 1966 den Übergang von seinen Macho-Krimis zu den für ihn typischen langsamen, philosophisch verfeinerten und kühl-klinischen Werken wie "Der eiskalte Engel" oder "Vier im roten Kreis" und war der letzte, den er in Schwarzweiß drehte.
Die Mischung kam an: Bei hervorragenden Kritiken wurde "Le deuxìeme souffle" mit 1,9 Millionen Zuschauern ein großer Erfolg in Frankreich.
Ein US-Zuschauer schreibt: "Die französische Variante eines Film Noir, der den Realismus mit seinem langsamen Tempo und der übermäßigen Detailgenauigkeit einen fast denken lässt, man würde hier eine Krimi-Dokumentation statt einer Fiktion sehen. Und dabei ist er mit seinen vielen Wendungen spannend."
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