Happy Thanksgiving! Heute gehört der Tag noch der Familie und dem Truthahn, doch das lange Kinowochenende hat bereits gestern begonnen. In guter, weil für sie sich bezahlt gemachter Tradition, haben Walt Disney Studios bereits gestern ihren neuen Pixar-Animationsstreifen "Coco" in 3987 Lichtspielhäusern gestartet. Von den zehn Rekordsstarts an Thanksgiving hält das Haus mit der Maus neun, darunter auf den ersten fünf Plätzen fünf Zeichentrickfilme - angefangen von "Frozen", der 2013 mit 67 Millionen Dollar startete, bis zu den 39 Millionen Dollar, mit denen "The Good Dinosaur" 2013 aus dem Wochenende ging. Über das lange fünftägige Wochenende kam "Frozen" auf 93 Millionen Dollar.
Das sind Zahlen, die Analysten für "Coco" nicht erwarten, was aber nichts mit der Qualität und der Mundpropaganda der 225 Millionen Dollar teuren Produktion zu tun hat. Glaubt man den gloriosen Kritiken und den Zuschauern, dann ist den beiden Regisseuren Lee Unkirch ("Finding Nemo") und Debutant Adrian Molina nichts weniger als ein Meisterwerk und eines der besten Pixar-Werke überhaupt gelungen. Aber es fehlt der Prinzessinnen-Faktor von "Frozen", der besonders Mädchen anspricht, und vielleicht sind manche Erziehungsberechtigte wegen des Themas des Films - es geht um den Tod und den Tag der Toten in Mexiko - zurückhaltend.
Jedenfalls erwartet man zum Start 55 Millionen Dollar, was reichen würde, den Tabellenführer "Justice League", der mit unverändert 4051 Spielorten der meist gezeigte Streifen Nordamerikas ist, vom Premiumplatz zu verdrängen. In den Vorpremieren am Dienstagabend kamen 2,3 Millionen Dollar für "Coco" zusammen, was unter dem Ergebnis von "Moana" ("Vaiana") vor einem Jahr liegt, der 2,6 Millionen Dollar einfuhr und am Wochenende dann 56 Millionen Dollar erreichen sollte. Was dem Film aber zusätzlichen Schub verleihen könnte, ist die Tatsache, dass knapp 300 Kinos den Animationsstreifen in spanischer Sprache ausstrahlen, was das Latino-Publikum zusätzlichen anlocken könnte. In Mexiko ist "Coco" vor drei Wochen gestartet und durch die Decke gegangen: Bis jetzt sind dort umgerechnet 41 Millionen Dollar umgesetzt worden. Zum Vergleich: "Thor: Ragnarok" steht bei 17 Millionen Dollar.
Columbia Pictures starten den in der Vorwoche in nur vier Filmtheatern angelaufenen "Roman J. Israel, Esq." nun landesweit in 1669 Kinos. Das Drama mit Denzel Washington als idealistischer Anwalt in einer großen Kanzlei, der in einen Gewissenskonflikt gerät, hat 22 Millionen Dollar gekostet. Dan Gilroy ("Nightcrawler") hat den Streifen inszeniert und geschrieben, der nur gemischte Kritiken erhalten und von den Zuschauern lediglich verhalten aufgenommen worden ist. Mehr als 4 Millionen Dollar zum Auftakt scheinen nicht drin, was wohl nicht mal für die Charts reichen könnte.