Es sind nicht allzu viele deutsche Schauspielerinnen, die es in internationale Produktionen geschafft haben oder gar nach Hollywood. Karin Dor war eine von ihnen, sie stand in Großbritannien mit Sean Connery alias James Bond vor der Kamera - und erlitt ein unvergessliches Ende via Piranhas - und spielte für Alfred Hitchcock. Am Montag ist die Aktrice im Alter von 79 Jahren in einem Münchener Pflegeheim gestorben, wie gestern bekannt wurde.
Karin Dor wurde als Kätherose Derr am 22. Februar 1938 in Wiesbaden geboren. Bereits mit 16 Jahren heiratete sie den österreichischen Regisseur Harald Reinl, einen der produktivsten Regisseure im deutschsprachigen Raum, der ein Gespür für den Publikumsgeschmack der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft mitbrachte und mit Heimatfilmen wie "Rosen-Resli" von 1954 über Kriegsfilme wie "U 47 - Kapitänleutnant Prien" von 1958 und Edgar Wallace-Reißern wie "Der Frosch mit der Maske" von 1959 bis zu Karl May-Adaptionen wie "Winnetou" aus dem Jahr 1963 mitmischte. Natürlich verhalf der Filmemacher seiner Frau zu ersten Rollen und setzte sie als "Rose Dor" 1954 in "Rosen-Resli" und "Der schweigende Engel" ein. Es folgten Rollen in populären Produktionen wie "13 kleine Esel und der Sonnenhof" von 1958, "Skandal um Dodo" von 1959 und "Im weißen Rößl" von 1960.
In den Sechzigern gelangte die Darstellerin in diversen Edgar Wallace-, Dr. Mabuse- Karl May- und Fu Manchu-Verfilmungen zu hoher Popularität. Besonders ihre Rollen in den Western "Der Schatz im Silbersee" von 1962 und "Winnetou Teil 2" von 1964 ließen ihren Bekanntheitsgrad steigen. 1968 trennten sich Dor und Reindl. Sohn Andreas blieb bei ihr.
Bereits 1966 arbeitete Karin international: Zusammen mit Paul Hubschmied in dem italienischen Möchtegern-James Bond-Thriller "Upperseven, l'uomo da uccidere" ("Der Mann mit den tausend Masken") und ein Jahr später dann in einem richtigen 007-Abenteuer, dem britischen Thriller "You Only Live Twice" ("Man lebt nur zweimal"), dem damals vorerst letzten James Bond-Abenteuer mit Sean Connery. Karrierehöhepunkt wurde dann 1969 eine Nebenrolle in dem US-Thriller "Topas", einem der schwächeren Streifen von Alfred Hitchcock, bei dem Dor aber als Aktivposten wahrgenommen und gelobt wurde.
1969 trat sie in einer Folge der US-Fernsehserie "It Takes a Thief" ("Ihr Auftritt, Al Mundy") und ein Jahr darauf in zwei Folgen von "Ironside" ("Der Chef") auf. Die Kinoauftritte wurden aufgrund der Verlagerung der Zuschauerströme vor das Fernsehen nun spärlicher. Die Mimin spielte nun überwiegend Theater, so über 500 Mal in der Boulevard-Komödie "Der Neurosenkavalier". 1992 übernahm Dor eine Rolle in der Fernsehserie "Die große Freiheit" und war in einigen "Traumschiff"-Episoden und Rosamunde Pilcher-Verfilmungen zu sehen.
Ins Kino kehrte sie 2006 in "Ich bin die Andere" von Margarethe von Trotta zurück und spielte dort die alkoholkranke Mutter von Katja Riemann; für die Regisseurin und mit Riemann stand sie auch in ihrem letzten Spielfilm "Die abhandene Welt" von 2015 ein letztes Mal vor einer Kamera.
Karin Dor war noch zweimal verheiratet: Von 1972 bis 1974 mit dem Kaufmann Günther Schmucker und von 1988 bis zu dessen Tod 2007 mit dem Stuntman George Robotham.