(08.11.2017) Update
Das ging schnell. Der Druck durch gleich vier Kritikerorganisationen und weiterer Zeitungen auf den Walt Disney-Konzern nach dessen Aussperrungen von Kritikern der "Los Angeles Times" von Pressevorführungen ihrer Filme hat gewirkt. Das Filmstudio hat den Bannstrahl gestern aufgehoben. "Wir haben produktive Gespräche mit der neu installierten Führung bei der 'L.A. Times' über unsere konkreten Bedenken geführt und als Ergebnis eingewilligt, deren Filmkritikern wieder Zugang zu den Pressevorführungen zu gewähren", ließen Disney per Pressemitteilung verlauten.
(07.11.2017) Journalisten von Pressevorführungen ausgeschlossen
Zwischen der Walt Disney Company und den vier größten Kritikerorganisationen der USA - der Los Angeles Film Critics Association, der New York Film Critics Circle, der Boston Society of Film Critics und der National Society of Film Critics - hat sich ein Kleinkrieg entwickelt, in dem es wieder einmal um die Freiheit der Berichterstattung und der Presse geht.
Nachdem die "Los Angeles Times" im September zwei Artikel über den Druck des Unterhaltungsgiganten auf Stadt Anaheim, wo sich der Vergnügungspark Disneyland befindet, veröffentlicht hatte, reagierte das Haus mit der Maus vergangene Woche mit der Aussperrung von Kritikern der Zeitung bei Pressevorführungen ihrer Produktionen. Disney erklärten, die Zeitung habe eine "eine komplette Missachtung einfacher journalistischer Standards" gezeigt.
In einer Pressemitteilung der Produktionsgesellschaft hieß es: "Obwohl wir monatelang dem Reporter, einigen Redakteuren und dem Herausgeber zahlreiche unstrittige Fakten zugänglich gemacht haben, hat die 'Times' eine unausgewogene und unrichtige Serie veröffentlicht, der eine politische Agenda zugrunde liegt - so sehr, dass die Verwaltung von Orange County von einer 'Hetzkampagne' sprach mit einer 'offenbar vorgefertigten Geschichte'. Wir unterhalten eine lange Beziehung mit 'The Los Angeles Times' und hoffen, dass sie wieder zu ausgewogener Berichterstattung zurückkehren werden."
Die Kritikerorganisationen zeigen sich daraufhin solidarisch mit ihren Kollegen an der Westküste und erklärten, sie würden in der nun anlaufenden Preisverleihungs- und Bestenlisten-Saison keine Disney-Produktionen berücksichtigen, "bis der Bann nicht öffentlich aufgehoben wird".
Heute veröffentlichten die vier Kritikervereinigungen eine Pressemitteilung: "Es ist zugegebenermaßen eine außerordentliche Maßnahme für eine Kritikervereinigung, ganz zu schweigen von vier Kritikergruppen, etwas zu unternehmen, um Filmkünstler für eine Entscheidung zu bestrafen, die sie nicht zu verantworten haben. Aber Disney haben diese Reaktion provoziert, als sie sich entschlossen, die Journalisten der 'Los Angeles Times' zu bestrafen, statt ihre Meinungsverschiedenheit über einen Wirtschaftsbericht öffentlich zu diskutieren. Die Reaktion von Disney sollte alle tief beunruhigen, die an die Bedeutung der freien Presse glauben, Künstler eingeschlossen. So etwas ist die Antithese zu den Prinzipien einer freien Presse und setzt einen gefährlichen Präzedenzfall in Zeiten, die sowieso schon von verstärkter Feindseligkeit gegenüber Journalisten bestimmt ist."
Inzwischen haben einzelne Zeitungen angekündigt, in Solidarität mit ihren Kollegen der "Los Angeles Times" gegebenenfalls auch keine Pressevorführungen von Disney-Produktionen wie "Star Wars: The Last Jedi" oder "Coco" zu besuchen. Alyssa Rosenberg von "The Washington Post" schrieb: "Ich mag Disney-Filme. Aber ich mag journalistische Unabhängigkeit von Firmeneinfluss noch mehr. Diesen guten Preis bin ich gerne zu zahlen bereit."