Mit 100 Jahren ist die französische Schauspielerin Danielle Darrieux am gestrigen Tag in ihrem Haus in Bois-le-Roi in der Normandie verstorben. Das hat ihr Partner Jacques Jenvrin bekannt gegeben.
Die Karriere der am 1. Mai 1917 in Bordeaux geborenen Darrieux umspannte acht Dekaden. Sie lernte das Cello-Spiel am Conservatoire de Musique in Paris. Ihre erste Filmrolle hatte sie mit 14 Jahren in der Komödie "Le bal" im Jahr 1931; zuletzt auf der Leinwand war sie 2010 in der Komödie "Pièce montée" zu sehen. Dazwischen stand sie für Regisseure wie Max Ophüls, Jean Cocteau, Claude Chabrol, Joseph Mankiewicz und Francois Ozon vor der Kamera.
Ihre Mischung aus schauspielerischem Talent, der Fähigkeit zu singen und nicht zuletzt ihrer Schönheit führten schnell zu weiteren Kinofilmen. Erstes großes Aufsehen erregte Danielle 1936 in der Hauptrolle neben Charles Boyer in dem Drama "Mayerling", für das sie den ersten Preis ihres Lebens gewann. Das National Board of Review in New York City zeichnete sie für eine der "Besten schauspielerischen Leistungen" des Jahres aus. Der Zweite Weltkrieg mit der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen musste sie unter Hausarrest in Mégève verbringen, weil ihr damaliger zweiter Ehemann Porfirio Rubirosa als Spion galt.
1946 erschienen wieder die ersten Filme mit ihr; 1950 stand sie für Max Ophüls' "La ronde" und 1954 für dessen "Madame de..." vor der Kamera. 1952 drehte ihr ehemaliger erster Gatte Henri Ducoin, der sie schon in den Dreißigern und Vierzigern angeleitet hatte, mit ihr das Drama "La vérité sur Bébé Donge" ("Die Wahrheit über unsere Ehe") mit Jean Gabin; es folgten unter seiner Regie noch der Thriller "Bonnès a tuer" ("Mord auf dem Dachgarten") im Jahr 1954 und "L'affaire des poisons" ("Frauen, die dem Satan dienen") von 1955.
Auch in Hollywood fand Darrieux Engagements, so 1938 mit Douglas Fairbanks Jr. in der Komödie "The Rage of Paris" ("Der Wirbelwind aus Paris"), 1951 in dem Muscial "Rich, Young and Pretty" mit Jane Powell, 1952 der Thriller "Five Fingers" mit James Mason und 1956 der Abenteuerfilm "Alexander the Great" mit Richard Burton. Auch am New Yorker Broadway trat sie auf. Bis Mitte der Siebziger drehte sie Spielfilme, gab Konzerte, dann verlagerten sich die Auftritte überwiegend ins Fernsehen. Einem jüngeren Publikum ist sie als Mitglied des weiblichen Ensembles des Musicals "Huit Femmes" ("Acht Frauen") aus dem Jahr 2002 bekannt, das mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde.
1985 wurde Danielle mit einem Ehren-César für ihr Lebenswerk geehrt. Dreimal war sie für den Französischen Filmpreis als Nebendarstellerin nominiert: 1983 für das Musical "Un chambre en ville" ("Ein Zimmer in der Stadt") von Jacques Demy, 1987 für den Kriminalfilm "Le lieu de crime" ("Schauplatz des Verbrechens") mit Catherine Deneuve und 2003 für "Huit Femmes" von Francois Ozon.