"Zodiac", Kabel1, 20:15 Uhr
Ende der Sechziger wird ein Karikaturist (Jake Gyllenhaal) aus San Francisco zu einem besessenen Amateurdetektiv, der den Zodiac Killer zu enttarnen versucht, welcher Nordkalifornien mit einer Mordserie überzieht.
"Beruhend auf wahren Begebenheiten." Dieser Kriminalfilm kann für sich in Anspruch nehmen, dass die Filmemacher sich bemüht haben, dieser Aussage gerecht zu werden. Die Zodiac-Morde, die sich 1968 und 1969 zutrugen, gehören bis heute zu den berühmten ungelösten Fällen der amerikanischen Kriminalgeschichte. Obwohl es der Täter fast darauf anlegte, gefasst zu werden, weil der offensichtlich geltungsbedürftige Mann immer wieder bis ins Jahr 1974 Lokalzeitungen und TV-Sendern bizarre Briefe und teilweise unentschlüsselbare Codes zusandte und Details über die Morde verriet.
Eine der Zeitungen, welche die Botschaften erhielt, war der "San Francisco Chronicle", bei dem es dem Karikaturisten Robert Graysmith gelang, die verschlüsselten Texte zu entziffern. Für den damals 26-Jährigen der Beginn einer lebenslangen Beschäftigung mit dem Zodiac-Killer. 1986 veröffentlichte Graysmith, der im Film von Jake Gyllenhaal gespielt wird, das Sachbuch "Zodiac", dem er 2002 "Zodiac Unmasked: The Identity of America's Most Elusive Serial Killer" folgen ließ.
James Vanderbilt ("Independence Day: Resurgence") hatte das erste Buch bereits bei seiner Veröffentlichung gelesen, als er noch zur High School ging. Diese Geschichte ließ Vanderbilt ebenfalls nicht los und als er als Drehbuchautor arbeitete, wollte er sie zu einem Skript umarbeiten. Es gelang ihm 2002, Regisseur David Fincher ("Gone Girl") für den Stoff zu interessieren, der sich aus seiner Kindheit in San Anselmo im kalifornischen Marin County sogar noch selbst an die Jagd der Polizei nach dem Serienmörder vor seiner Haustür erinnern konnte.
Fincher und Vanderbilt bereiteten ihr Werk so akribisch vor, wie der Filmemacher seine Streifen dreht: Sie sprachen mit allen verfügbaren Zeugen, den Ermittlern, den zwei überlebenden Opfern und engagierten sogar einen Sprachexperten von der California State University Fresno, um diesen Zodiac's Briefe analysieren zu lassen. David wollte seinen Film auf der Faktenbasis so authentisch wie möglich präperieren.
Doch ob "Zodiac" das Licht der Leinwand erreichen würde, war trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Akribie keineswegs gesichert: Die Studiomanager sahen das dialoglastige Drehbuch mit seinem offenen Ende - der Täter wurde ja wie gesagt nie gefasst - und ohne Action-Szenen mit Sorge. Fincher erhielt sein Budget von 65 Millionen Dollar nur, weil sich mit Paramount Pictures und Warner Brothers Pictures zwei Filmstudios zusammen taten, um die Summe zu finanzieren und die Risiken zu minimieren.
Gedreht wurde vor Ort in Kalifornien; die Schauplätze, die sich in den rund 30 Jahren zu sehr verändert hatte, wurden per Computereffekte in den Zustand Anfang der Siebziger "zurückversetzt".
Fincher gelang es, einen stillen, auf Dialoge aufbauenden Film zu inszenieren, der dennoch Szene für Szene ein Gefühl der starken Beklommenheit steigert. Der mit zweieinhalb Stunden lange - und der Regisseur musste den sorgenvollen Studio-Managern bereits rund eine halbe Stunde auf dem Schneidetisch opfern - Streifen nimmt sich die Zeit, seine Charaktere nuanciert darzustellen und die Atmosphäre der Zeit genau wiederzugeben. Wie fast alle seiner Werke zeichnet "Zodiac" eine kühle Mechanik aus, die dem angestrebten quasi-dokumentarischen Stil bestens zugute kommt.
"Zodiac" erhielt sehr gute Kritiken, wurde von der Industrie und der Presse in der Preisverleihungssaison indes weitgehend ignoriert und floppte 2007 mit weltweit lediglich 85 Millionen Dollar beim Publikum.
Kritiker Christopher Orr schrieb in "The New Republic": "Wo David Fincher mit 'Seven' und dessen düsterem Schwermut und theatralischen Hinrichtungen den Serienmörderfilm in Gothic-Proportionen aufblies, lässt er nun mit diesem Werk die Luft wieder raus. Der Film ist eher methodisch als makaber und eher klinisch als grausam."
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