"Die Brut", Arte, 01:40 Uhr
Ein Mann (Art Hindle) versucht inmitten einer Reihe brutaler Morde hinter das Geheimnis der ungewöhnlichen Therapiemethoden eines Psychologen (Oliver Reed) zu kommen, der seine Frau (Samantha Eggar) behandelt.
Wer sich schon immer gefragt hat, wie "Kramer vs Kramer" aussehen würde, wenn David Cronenberg ("Eine dunkle Begierde") ihn inszeniert hätte, muss heute Abend "The Brood" ansehen. Der Regisseur hat von sich aus preisgegeben, dass er diesen Horrorfilm aus dem Jahr 1979 als eine Art Trauer- oder besser Wutarbeit über seine unangenehme Scheidung, in der er damals steckte, gedreht hatte: "'Kramer vs Kramer' ist falsch, unehrlich, süßlich. Mein Film dringt zum Kern eines solchen Alptraums einer Scheidung vor, die tatsächlich so schrecklich und so verletzend war."
Kein Wunder, dass die von Samantha Eggar gemimte Noch-Ehegattin hier nicht besonders gut wegkommt, um es milde auszudrücken, was Cronenberg auch Kritik einbrachte. Auf jeden Fall gelang dem Kanadier mit diesem Frühwerk ein packender, kalter böser Tagtraum, der erstmals richtig professionell gemacht wirkte und mit Eggar und Oliver Reed auch Stars auf dem Filmplakat präsentieren konnte.
Entstanden für 1,5 Millionen Kanadische Dollar in Toronto und Mississauga in der kanadischen Provinz Ontario, arbeitete David hier zum ersten Mal mit dem Komponisten Howard Shore zusammen - eine Kooperation, die bis zum heutigen Tag andauert.
Als "The Brood" in die Kinos kam, waren die Rezensionen gemischt. Kritikerpapst Roger Ebert fragte gar: "Gibt es wirklich Menschen, die sich diesen verwerflichen Müll ansehen wollen?" Doch selbst "Variety" musste einräumen, dass wenn der "Schocker auch grundsätzlich unangenehm", er doch "hervorragend gemacht" sei. Über die Jahre hat der Streifen in der Gunst der Kritiker und Filmwissenschaftler gewonnen und wird zu Cronenberg's besseren Werken gezählt.
In Deutschland stand der Film bis 2013 auf dem Index und wurde erst 2014 erstmals im Free-TV gezeigt; letztes Jahr setzte die FSK die Altersfreigabe auf "Ab 16 Jahre" herab.
Ein US-Zuschauer findet: "David Cronenberg ist bekannt als Regisseur mit einer Vorliebe für das Bizarre, und dieser Film platziert sich weit oben auf der cineastischen Seltsamkeitsskala. Dabei entspringt diese unheimliche Geschichte einer sehr lebensnahen Botschaft über die Zerstörungskraft von Kindsmissbrauch. Als Film packend, mit viel Spannung und einigen geradezu alptraumhaften Szenen. Cronenberg inszeniert gut geölt und schafft eine eindringliche Atmosphäre, und die Spezialeffekte der Maskenbildner sind unvergleichlich gut. Die Gewalt ist allerdings grausam und daher nicht für jedermanns Geschmack. Kurz gesagt: Kein Streifen für Zartbesaitete."
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