"Fack ju Göhte", Pro7, 20:15 Uhr
Ein gerade aus dem Gefängnis entlassener Bankräuber (Elyas M'Barek) bewirbt sich an einer Schule, deren Turnhalle über dem Bereich errichtet worden ist, in dem seine Freundin (Jana Pallaske) die Beute versteckt hat.
Das gibt es nun nicht allzu häufig, dass das Ausland eine Neuverfilmung eines deutschen Films produziert. Im Fall dieser Komödie ist dies bereits geschehen: In Mexiko kam letztes Jahr "No Manches Frida" in die Kinos. Kein Wunder, war diese Constantin-Produktion 2013 doch ein Mega-Erfolg in den hiesigen Lichtspielhäusern und mit 7,3 Millionen Besuchern der mit Abstand erfolgreichste Streifen des Jahres.
Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin hatte die Hauptrolle Elyas M'Barek auf den Leib geschrieben, mit dem er bereits in den Fernsehserien "Schulmädchen", "Doctor’s Diary" sowie "Türkisch für Anfänger" und dessen Kinoadaption, die 2012 sein Spielfilmdebut gewesen war, zusammen gearbeitet hatte. Die entscheidenden Nebenrollen der Schüler besetzte man mit bereits etablierten Nachwuchsschauspielern wie Jella Haase und Max van der Groeben, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten jeweils 20 Jahre alt waren. Gedreht wurde für etwa 5 Millionen Euro in München und Berlin. Als Kulisse der Gesamtschule filmte das Team am Lise Meitner-Gymnasium in Unterhaching.
Auch wenn es manchen Beobachtern aus dem Feuilleton nicht passen mochte und einige vielleicht sogar angewidert waren, weil "Fack ju Göhte" (der Titel nimmt es ja nicht gerade feinsinnig vorweg) sich seinen hochpotenzierten Klischees in die Arme warf - dass Dagtekin ein unterhaltsamer und durchaus auch hintersinniger Streifen gelungen war, der zu vielen Lachern reizte, räumten auch überregionale Medien ein. Und die einzige Währung, die kurzfristig zählt, war sowieso das Klingeln der Kinokassen - und das übertönte bald alle Kassandras, die das Ende des Abendlandes kommen sahen. Schnell machten sich Dagtekin und Co. an eine Fortsetzung, die mit 7,7 Millionen verkauften Eintrittskarten vor zwei Jahren sogar noch erfolgreicher gelaufen ist.
Bei den Deutschen Filmpreisen war "Fack ju Göhte" als "Bester Film", für das "Beste Drehbuch", für Jella Haase und für Katja Riemann als "Beste Nebendarstellerin" nominiert.
Kritikerin Caren Pfeil schrieb für "programmkino": "So klischeeüberladen dieser Trip durch den ganz normalen Wahnsinn einer deutschen Großstadtschule auch daherkommt, er hat Botschaften, die mehr sind als nur ein Schulwitz. Denn insgesamt ist der Film nicht nur ein schöner Klamauk, sondern auch ein bissig-ironischer Kommentar zur Misere im deutschen Bildungssystem."
"Germinal", Arte, 20:15 Uhr
In einer Kohleminenstadt in Nordfrankreich Mitte des 19. Jahrhunderts begehren die Arbeiter gegen ihre Ausbeuter mit einem Streik auf, den die Staatsgewalt zu unterdrücken sucht.
Der Roman "Germinal" von Émelia Zola aus dem Jahr 1885 ist ein bedeutsames Werk der französischen Literatur, der vor dieser Version aus dem Jahr 1993 bereits zweimal 1913 und 1963 verfilmt worden war. Zola hatte für sein Buch monatelang mit Bergarbeitern zusammen gearbeitet und den gewaltsam niedergeschlagenen Bergarbeiterstreik 1884 in Anzin miterlebt. Er schilderte ohne Gut-Böse-Schema die Verelendung der Massen und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen im rasant aufziehenden Zeitalter der Industrialisierung.
Für seine Leinwandversion konnte Regisseur und Drehbuchautor Claude Berri ("Zusammen ist man weniger allein") aus dem Vollen schöpfen. Mit einem Budget von umgerechnet 33 Millionen Dollar war das Drama der bis dahin teuerste französische Spielfilm. Im Gegensatz zur Romanvorlage entgeht Berri dem simplifizierenden Gut-Böse-Schema nicht, und teilweise wirkt sein Werk wie überkandideltes Theater, aber insgesamt gelang ihm ein äußerst berührendes und beindruckendes Epos, das mit über 6 Millionen Zuschauern in Frankreich ein riesiger Erfolg wurde. Weltweit spielte die Literaturverfilmung 46 Millionen Dollar ein.
"Germinal" blieb indes ein eher nationales Erlebnis. Als die französische Filmindustrie das Werk nach Hollywood als Anwärter auf einen Oscar als "Bester fremdsprachiger Film" schickte, wurde es dort nicht mal nominiert. Dagegen gab es ein Dutzend Nennungen bei den Französischen Filmpreisen: Als "Bester Film", für Regie, Drehbuch, Miou-Miou als "Beste Hauptdarstellerin", Judith Henry als "Beste Nebendarstellerin", Jean-Roger Milo als "Bester Nebendarsteller", Komponist Jean-Louis Roques, Cutter Hervé de Luze, Ausstatter Hoang Thanh At und der "Beste Ton". Gewinnen konnten indes nur Kameramann Yves Angelo und die Kostümbildner.
Ein Zuschauer aus dem kanadischen Quebec lobt: "Eine lebendige, farbenfrohe und beredte Wiedergabe des Lebens von Minenarbeitern im 19. Jahrhundert. Zugleich eine starke Darstellung, wie zu jener Zeit ein Streik entstehen konnte, und wie schwierig - fast hoffnungslos - es für diese bettelarmen Menschen war, ihre miserablen Lebensumstände zu verbessern. Der Kontrast mit der Bourgeoisie ist bemerkenswert und regt zum Nachdenken an. Eine Frage bleibt nach Betrachten dieses Streifens: Kann man die zutieft unfairen Strukturen einer Gesellschaft wirklich ohne Gewalt verändern?"
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