Der junge Albert (Jeremy Irvine) meldet sich als Soldat zum Ersten Weltkrieg, nachdem sein geliebtes Pferd an die Kavallerie verkauft worden ist. Seine Suche führt ihn an die Frontlinien in Frankreich, wo der Krieg tobt.
886 000 britische Soldaten starben auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Von der eine Million Pferde, die als Zugtiere und für die Kavallerie eingesetzt wurden, kehrten nur 62 000 zurück. Die bedeutende Rolle des Pferdes im Krieg hatte den englischen Autoren Michael Morpurgo so fasziniert, dass er sie eingehend recherchierte und dann als Motiv für sein Kinderbuch "War Horse" im Jahr 1982 nutzte.
2007 brachte Nick Stafford das Buch auf die Bühne des Royal National Theatre in London und feierte einen grandiosen Erfolg mit seiner Adaption, die um die ganze Welt tourte, darunter auch zum Broadway und nach China. 2009 sah Produzentin Kathleen Kennedy ("Star Wars: The Force Awakens") eine Aufführung des Stücks im Londoner West End. Sie war begeistert - und entgeistert, dass noch niemand die Verfilmungsrechte erworben hatte. Kennedy griff zu und konnte Steven Spielberg ("Saving Private Ryan") für die Regie gewinnen.
Der Filmemacher hatte schon etliche Werke rund um den Zweiten Weltkrieg gedreht, aber der Erste Weltkrieg hatte ihn laut eigener Angabe nie interessiert. Doch nachdem er sich das Theaterstück angsehen hatte, war Steven ebenfalls angetan und sagte zu. Auch weil zu der Zeit verfügbar war - sein Animationsfilm "The Adventures of Tintin" befand sich gerade in der aufwendigen Nachproduktion.
Für den Feinschliff am Drehbuch von Lee Hall konnte Spielberg seinen Kollegen Richard Curtis ("About Time") gewinnen. Bei dem komplett in England gedrehten Streifen verpflichteten Walt Disney Studios nur europäische Schauspieler und für die britische Seite ein Who's Who der Insel-Akteure: Emily Watson, Peter Mullan, Benedict Cumberbatch, David Thewlis, Tom Hiddleston und Eddie Marsan. Für Deutschland wirkte unter anderem David Cross mit. Für die Hauptrolle von Albert hatte man allgemein erwartet, dass Eddie Redmayne das Rennen machen würde, aber Spielberg entschied sich für den unbekannten, 20-jährigen Jeremy Irvine, der hier sein Leinwanddebut gab.
Spielberg nutzte die Schönheiten der Landschaft von Devon und Dartmoore weidlich und setzte tatsächlich richtige Pferde ein; nur an wenigen Stellen wurde mit computergenerierten Pferden nachgeholfen. In manchen Szenen waren bis zu 280 Pferde im Einsatz, und die Rolle von Albert's Pferd Joey verkörperten 14 verschiedene Pferde: Acht das erwachsene, vier den Junghengst und zwei das Fohlen. Manche Schauspieler hatten zwei Monate intensives Reittraining nehmen müssen, um mitwirken zu können. Mit rund 5800 Komparsen war die Produktion auch neben den vielen Pferden ein aufwendiges Unterfangen, das Spielberg und sein Team aber ohne größere Probleme bewältigten.
Der Regisseur arbeitete dabei mit seinen langjährigen Partnern Kameramann Janusz Kaminski, Cutter Michael Kahn, Ausstatter Rick Carter und Komponist John Williams zusammen - das zeigt sich auf der Leinwand: "War Horse" ist ein technisch superbes, ganz offen sentimentales und altmodisches Drama, das dank Spielberg's gewohntem Flair zu Tränen rührt.
Bei Kritik und Publikum wurde das Werk 2011 ein solider Erfolg und spielte weltweit 177 Millionen Dollar ein. Tragisch verlief indes die Preisverleihungssaison: Bei den Academy Awards für sechs Oscars für den Besten Film, Kamera, Musik, Tonmischung, Tonschnitt und Ausstattung, bei den Golden Globes für den Film und die Musik und bei den Britischen Filmpreisen für Kamera, Musik, Ausstattung, Ton und Spezialeffekte nominiert, ging die Produktion komplett leer aus. Da spiegelte sich, dass dies zwar ein gutes, aber kein großartiges Spielberg-Werk ist.
Kritiker Chris Carpenter schrieb für "Movie's Dearest": "Was im Buch eine einfache Geschichte über einen Jungen und sein Pferd ist, wird in den Händen von Spielberg und Co. allzu aufgebläht und überlang, profitiert aber von der Atem beraubenden Kamera und der exzellenten Besetzung."
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