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Gosford Park mit Kristin Scott Thomas, Stephen Fry,...Wilby
Gosford Park mit Kristin Scott Thomas, Stephen Fry, Jeremy Northam, Charles Dance, Maggie Smith, Claudie Blakley und James Wilby
© USA Films

TV-Tipps für Sonntag (1.10.): Mord in besten Kreisen

Arte zeigt "Gosford Park"

Nicht nur die ARD bringt am Sonntagabend mit dem TATORT einen Krimi, auch Arte zeigt mit Robert Altman's "Gosford Park" einen solchen, der nach Agatha Christie riecht. Das Wochenende beschließen kann man als Nachteule in der ARD mit dem heimischen Drama "Ich und Kaminski" mit Daniel Brühl.

"Gosford Park", Arte, 20:15 Uhr
Während einer Party in einem englischen Landhaus im Jahr 1932 geschieht ein Mord, für den sowohl die reichen Gäste als auch die Bediensteten unter Verdacht stehen.

Der Erfolg findet sich manchmal an den ungewöhnlichsten Orten. Robert Altman, Regisseur ur-amerikanischer Stoffe wie "M.A.S.H.", "Nashville" und "Short Cuts", wagte sich mit 75 Jahren erstmals an einen britischen Stoff und drehte zum ersten Mal nicht in den USA - und landete 2001 seinen größten kommerziellen Erolg seit "M.A.S.H." 31 Jahre zuvor. Zudem wurde der britische Kriminalfilm von der Kritik gefeiert und mit zahlreichen Preisen und Nominierungen bedacht.

Die Idee zu dieser Mischung aus "Das Haus am Eaton Place", "Cluedo" und scharfsinnigem sozialen Kommentar stammt von Altman und seinem Mitproduzenten Bob Balaban, der auch eine Rolle in dem Streifen übernahm. 1999 hatte Balaban Altman angefragt, ob man nicht ein gemeinsames Projekt realisieren wolle; der Filmemacher wünschte sich, einmal einen Kriminalfilm à la Agatha Christie zu realisieren. Als Drehbuchautor engagierten sie den englischen Schauspieler und TV-Drehbuchautoren Julian Fellows, der noch nie ein Skript für einen Kinofilm geschrieben hatte, dessen Drehbücher für das Fernsehen in den Neunzigern für unter anderem die Serie "Little Lord Fauntleroy" ("Der kleine Prinz") und persönliche Kenntnis des englischen Landadellebens ihn für das Projekt prädistiniert erschienen ließen - was er ab 2010 erneut für das britische Fernsehen mit der Erfindung der Serie "Downton Abbey" unter Beweis stellen sollte.

So machte sich Altman nach England auf, wo er auf verschiedenen Landsitzen und in den Shepperton Studios auf seine bekannte Weise drehte: Mit einem großen Ensemble diesmal natürlich überwiegend britischer Akteure, mit zwei Kameras, die gleichzeitig filmten und den Darstellern maximale Bewegungsfreiheit wie auf einer Theaterbühne sicherten. Ebenso wie die an ihrer Kleidung angebrachten Mikrophone, welche die für Altman typischen überlappenden Dialoge aufzeichneten. Unter anderem wirkten Maggie Smith, Kristen Scott Thomas, Helen Mirren, Emily Watson, Clive Owen, Michael Gambon, Jeremy Northam, Alan Bates, Stephen Fry und Derek Jacobi mit.

"Gosford Park" überzeugt mit seiner eleganten Inszenierung, den brillanten Dialogen und den phantastischen Schauspielern und zeigt die Grausamkeit hinter der glänzenden Fassade der feinen Gesellschaft und hält einer vergehenden Epoche einen intelligenten Spiegel vor. Bei Kosten von umgerechnet 20 Millionen Dollar spielte er 88 Millionen Dollar weltweit ein.

Julian Fellows gewann für sein Originaldrehbuch den Oscar; nominiert waren der Film selbst, Regisseur Robert Altman, die Nebendarstellerinnen Helen Mirren und Maggie Smith, die Ausstattung und die Kostüme. Bei den Golden Globes gewann Altman für seine Regie; hier waren der Film selbst, erneut Mirren und Smith sowie Fellows' Drehbuch nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen wurde "Gosford Park" als "Bester britischer Film" und Kostümbildnerin Jenny Beavan ausgezeichnet; nominiert waren überdies Regie, Drehbuch, Ausstattung, Maske und erneut die Nebendarstellerinnen Mirren und Smith. Helen Mirren gewann den Screen Actors Guild Award.

Eine US-Zuschauerin meint: "Der Film definiert das Wort 'Originalität'. Julian Fellows verdient all die Preise, die er bekommen hat, denn er schafft es, all die verschiedenen Geschichten in die zwei Stunden zu packen, die mit teilweise hohem Tempo erzählt sind, ohne dass der Zuschauer die Orientierung verliert. Er erklärt die komplizierten Beziehungen der Besucher sehr gut und baut dabei ein Motiv für jedermann für den Mord an Sir William ein, so dass das Verbrechen ausreichend geheimnisvoll bleibt. Noch besser sind die Dialoge - scharf, sarkastisch, amüsant, clever. Egal, wie kurz die Auftritte der Charaktere sind - und ich gebe zu, dass man sich anstrengen muss, in der ersten halben Stunde mitzukommen, wer nun wer ist - erschließen sie sich schnell durch ihre Dialoge."



"Ich und Kaminski", ARD, 00:05 Uhr

Ein junger Journalist (Daniel Brühl) schreibt einen Artikel über den Künstler Manuel Kaminski (Jesper Christensen), in der Hoffnung, dass dieser schnell stirbt und er seinen Beitrag Gewinn bringend verkaufen kann.

Regisseur Wolfgang Becker und Hauptdarsteller Daniel Brühl - da war doch was? 2003 war dieses Duo mit dem großartigen "Goodbye Lenin!" für einen der größten deutschen Kinoerfolge verantwortlich: Mit 6,5 Millionen Zuschauern wurde ihre Komödie damals der dritterfolgreichste Film des Jahres.

Zwölf Jahre später taten sich Becker und der inzwischen international bekannte Brühl erneut zusammen, um wieder eine melancholische Komödie oder auch ein belustigendes Drama auf die Leinwände zu bringen. Diesmal nutzte Becker, der das Buch zusammen mit Thomas Wendrich schrieb, eine Buchvorlage für die X Filme-Produktion - den gleichnamigen Roman des Österreichers Daniel Kehlmann aus dem Jahr 2003, der zu einem internationalen Bestseller geworden war.

Gedreht wurde die heimische Produktion für 9 Millionen Euro in Berlin, Düsseldorf, Köln, Brügge, New York City und dem schweizerischen Tschlin. Becker schaffte es, eine Satire auf den Kunstbetrieb, eine Reflexion über die Kunst und ein Road Movie mit einem gewissen Pathos berührend, unterhaltsam und in manchen, den eigentlich kleineren Momenten auch erinnerungswert zu verbinden.

Obwohl der Streifen gute Kritiken erhielt, floppte er 2015 schwer mit nur 125 000 Zuschauern beim Publikum. Fünf Nominierungen für den Deutschen Filmpreis gab es: Für Kameramann Jürgen Jürges, für Komponist Lorenz Dangel, für Cutter Peter Adam, für Ausstatter Christian Goldbeck und für die "Beste Maske".

Kritiker Oliver Heilwagen schrieb in "Kunst & Film: "Bildsprache, Dialoge und Timing sind einfach grandios. Wo andere Regisseure nur die Handlung abspulen, bringt Wolfgang Becker bei jeder Gelegenheit hübsche Ideen oder skurrile Nebenfiguren unter – und wahrt doch stets die Balance zwischen turbulenter Tragikomik und existentiellen Fragen, um die es eigentlich geht."



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