Ein missmutiger verurteilter Mörder (Burt Lancaster), der im Gefängnis in Einzelhaft gehalten wird, entwickelt sich zu einem anerkannten Vogelexperten.
Diese Geschichte ist tatsächlich zu schön, um wahr zu sein. Zwar gab es tatsächlich einen verurteilten Mörder namens Robert Stroud, der 54 Jahre seines Lebens wegen Mordes im Gefängnis verbrachte und nachdem er 1920 im Gefängnishof drei verletzte Spatzen entdeckt hatte, diese aufzog. Das war der Beginn einer Aufzucht von rund 400 Vögeln und der Autorschaft einiger Bücher über Vögel und Vögelkrankheiten, die Stroud zu einem in Fachkreisen anerkannten Ornithologen werden ließen. Aber nach Alcatraz, in das er 1942 verlegt wurde, durfte er die Vögel nicht mitnehmen. Die Vögel hatte er im Bundesgefängnis in Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas gehalten. Auch war er nicht eine so würdevolle Erscheinung wie Burt Lancaster im Film. Ehemalige Zellengenossen beschrieben ihn als einen unangenehmen, gar psychopathischen Zeitgenossen, den Streifen verhöhnten sie demzufolge als "Komödie".
In der Tat ist dieses US-Drama von 1962 - zu diesem Zeitpunkt lebte Stroud noch - eine weitgehend fiktionalisierte Geschichte einer realen Ausgangssituation. Drehbuchautor Guy Trosper ("Der Spion, der aus der Kälte kam") orientierte sich an der Biographie "Birdman of Alcatraz" - so lautete dann auch der Originaltitel dieser United Artists-Produktion - von Thomas Gaddis aus dem Jahr 1955.
Mit "Birdman of Alcatraz" sollte der englische Regisseur Charles Chrichton ("Ein Fisch namens Wanda") sein US-Debut geben, aber nach ein paar Wochen und heftiger Auseinandersetzungen mit Lancaster wurde er gefeuert und durch John Frankenheimer ("Ronin") ersetzt, der mit Burt bereits ein Jahr zuvor bei "Die jungen Wilden" zusammen gearbeitet hatte. Gedreht wurde für 2,7 Millionen Dollar in den Filmstudios in Los Angeles und in San Francisco, aber natürlich nicht vor Ort in den Gefängnissen.
Frankenheimer erzählt die Geschichte in einem nüchternen Reportagestil. Ihm gelang ein nachdenkliches und zugleich kraftvolles Werk, das mit seiner humanen und lebensbejahenden Botschaft überzeugt und Burt Lancaster in der Form seines Lebens zeigt.
"The Birdman of Alcatraz" erhielt gute Kritiken und wurde für vier Oscars nominiert: Für Hauptdarsteller Burt Lancaster, für Nebendarstellerin Thelma Ritter, für Nebendarsteller Telly Savalas und für Kameramann Burnett Guffey. Bei den Golden Globes waren Hauptdarsteller Lancaster und Nebendarsteller Savalas ebenfalls nominiert, dazu kam eine Nominierung bei den Britischen Filmpreis für Hauptdarsteller Lancaster. Ganz leer ging der Mime nicht aus: Bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt er den Preis als "Bester Darsteller".
Ein Zuschauer schreibt: "Über weite Strecken des Films sieht man nur Burt Lancaster und die Vögel. Der Schauspieler und Regisseur John Frankenheimer bewältigen die Herausforderung, solche stillen Szenen wirken zu lassen, außerordentlich. Hinzu kommen die großartigen Leistungen von Thelma Ritter, Telly Savalas und insbesondere Karl Malden, der den Gefängnisleiter spielt. Über ihr halbes Leben begegnen sich der Gefängnisleiter und der Häftling auf ihren gegensätzlichen Seiten und entwickeln einen widerwilligen Respekt voreinander - eine Beziehung, die der Streifen mit viel Tiefe zeigt."
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