Der Kinoherbst beginnt spektakulär in den USA. Nachdem sich der Sommer zuletzt nur noch dahinschleppte und den umsatzschwächsten August seit 20 Jahren und den schlechtesten Sommer seit zehn Jahren bescherte, zaubert jetzt ein Clown ein Lachen auf die Gesichter der gebeutelten Kinobesitzer. Obwohl sich derzeit halb Florida auf der Flucht vor Hurricane Irma befindet, purzeln die Rekorde - und endlich mal keine negativen.
Danken dürfen es die Lichtspielhäuser "It" ("Es"), Stephen King, Pennywise, New Line Cinema und Regisseur Andy Muschietti ("Mama"). Dass die Verfilmung eines King-Romans kein Selbstläufer ist, haben jüngst die Filmemacher von "The Dark Tower" schmerzlich erfahren müssen, der mit 48 Millionen Dollar gefloppt ist. Der Unterschied zu dem Idris Elba-Werk ist zweierlei: Zum Einen ist die Romanvorlage "It" eine der populärsten im King-Universum und sorgte bereits für einen Rekord, als der Film noch gar nicht das Licht der Leinwand erblickt hatte. Der erste Trailer wurde 197 Millionen Mal innerhalb der ersten 24 Stunden angeschaut. Ganz offensichtlich besteht ein hohes Interesse an dem Horrorfilm, das sich jetzt nur noch gesteigert haben dürfte, nachdem zuletzt überhaupt keinen neue Produktionen in die Filmtheater gekommen sind. Und zum Anderen dürfte die Nachfrage auch aufgrund der Qualität des Streifens steigen: "It" hat gute Kritiken erhalten und keine Verrisse wie "The Dark Tower".
New Line Cinema nutzen jedenfalls die Gunst der Woche eines nach Neuem lechzenden Publikums und bringen den Streifen des Argentiniers Andy Muschietti in satte 4103 Spielstätten. Noch nie ist ein nur mit "R - Restricted" freigegebener Film - Jugendliche unter 17 Jahren dürfen ihn nur in Erwachsenenbegleitung sehen - in so vielen Lichtspielhäusern angelaufen. Der bisherige Rekord von "Logan" lag bei 4071 Spielorten.
Und bisher hat der 35 Millionen Dollar teure "It" mehr als gehalten, was man sich von ihm versprach - so viel, dass bereits gestern die Fortsetzung angekündigt worden ist. Mit 51 Millionen Dollar allein am Freitag hat die Romanverfilmung mehr umgesetzt als alle Top Eleven-Filme am viertägigen Labor Day-Wochenende vor einer Woche zusammen. Dieser eine Tag reichte zudem, um den bisherigen Wochenendstart-Rekordhalter "Hotel Transylvania 2" und dessen 48 Millionen Dollar von 2015 zu übertrumpfen. Der Herbstrekord von "Gravity" und dessen 55 Millionen Dollar im Jahr 2013 sind ebenfalls pulverisiert.
Die Analysten kommen kaum nach, ihre Prognosen nach oben zu korrigieren: Jetzt erwartet man 105 Millionen Dollar von "It", nachdem die erste Voraussage noch 63 Millionen Dollar gelautet hatte.
Im Windschatten des Giganten segelt "Home Again" ("Liebe zu Besuch"), den Open Road Films als klares Alternativprogramm zu "It" in 2940 Kinos bringen. Mit der 15 Millionen Dollar teuren Komödie möchte Reese Witherspoon an einen Erfolg wie "Sweet Home Alabama" anknüpfen, der im September 2002 startete und mit am Ende 127 Millionen Dollar ihr größter Erfolg wurde. Doch angesichts der schlechten Kritiken dürfte dem Regiedebut von Hallie Meyers-Shyer, der Tochter von Romcom-Expertin Nancy Myers ("Man lernt nie aus"), ein solches Schicksal nicht beschert sein. Branchenkenner rechnen mit Rang zwei in den Charts mit gerade mal 8 Millionen Dollar zum Auftakt.