Es darf gelacht werden in dieser Woche: Mit dem Action-Kracher "Killer's Bodyguard", der Sven Regener-Verfilmung "Magical Mystery" und dem Robert De Niro-Film über Stand Up-Comedy kommen gleich drei Komödien auf die Leinwände. Der sehenswerteste Streifen könnte aber ein britischer Horrorfilm sein: "The Limehouse Golem" mit dem wie immer exzellenten Bill Nighy. Was ist das Eintrittsgeld wert? Und wo lässt man die Geldbörse besser stecken?
"Killer's Bodyguard"
Komödie
USA
118 Minuten
FSK 12
US-Action-Komödie um einen Personenschützer (Ryan Reynolds) und einen Auftragskiller (Samuel L. Jackson), die eigentlich Todfeinde sind, jedoch für einen Spezialauftrag zusammen arbeiten müssen. Der australische Regisseur Patrick Hughes ("The Expendables 3") hat hier für 20th Century Fox einen Streifen gefertigt, dessen Drehbuch von Tom O'Connor ("Fire with Fire") sich allzu sehr darauf verlässt, dass es die Neckereien der Hauptdarsteller schon rausreißen und somit die schon dutzendfach gesehenen Klischees aus Buddy-Action-Komödien nicht so ins Gewicht fallen werden. Kommt auf die Betrachtungsweise an: Den Kritikern war es nicht genug, die Zuschauer finden es passabel.
Unser Kritiker Falk Straub landet irgendwo dazwischen: "Der Film ist sehenswert inszeniert und kurzweilig erzählt, findet allerdings nie das richtige Maß. Die zwei Hauptfiguren liefern sich einen amüsanten Schlagabtausch, bleiben aber recht eindimensionale Abziehbilder, was im krassen Gegensatz zur Ernsthaftigkeit des Handlungsgerüsts, der Abgründe des Bösewichts und der Brutalität der Action-Szenen steht."
"Magical Mystery"
Komödie
Deutschland
111 Minuten
FSK 12
Deutsche Komödie über einen liebenswerten, doch angeschlagenen Mann (Charly Hübner), der nach einer Zeit in Psychiatrie und betreutem Wohnen ein paar alte Freunde auf einer turbulenten Techno-DJ-Tour durch Deutschland begleitet. Die Figur des von Charly Hübner verkörperten Karl Schmidt kennen Leser von Sven Regener bereits aus seinem Debutroman "Herr Lehmann" von 2001. In seinem 2013 erschienenen "Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt" rückte die hier von Hübner grandios verkörperte Figur nun in den Vordergrund. In der Verfilmung von "Herr Lehmann" von 2003 war Detlev Buck noch in die Rolle geschlüpft.
Regener hat seinen Roman hier selbst adaptiert, und Regisseur Arne Feldhusen ("Stromberg") findet die Balance zwischen Komik und Ernst, erzählt mit viel Zeitkolorit aus den Neunzigern und konzentriert sich auf die skurrilen, liebevoll gezeichneten Typen. Doch mit laufender Spieldauer wird die dünne Geschichte immer deutlicher, und der DCM-Produktion gehen die Pointen aus. Unser Rezensent Carsten Moll meint: "Die unterhaltsame Komödie lebt vor allem von den guten Darstellern sowie vom typischen Sven-Regener-Sound mit seinen schnodderigen Dialogen und dem lakonischen Witz. Leider wirkt die Geschichte ein wenig orientierungslos, worunter besonders die nachdenklicheren Momente leiden."
"The Comedian"
Komödie
USA
120 Minuten
FSK 12
US-Tragikomödie über einen verbitterten, alternden Comedian (Robert De Niro), der zu Sozialstunden verurteilt wird. Dabei lernt er eine Frau (Leslie Mann) kennen, die ihn bittet, sie zur Hochzeit ihrer lesbischen Nichte zu begleiten. Dies führt zu einigen Turbulenzen. Komödien über Komiker sind ein schwieriges Terrain, denn oft sind die Witze, die da erzählt werden, einfach nicht komisch. Die einzigen Lacher, die man im Kinosaal vernimmt, sind diejenigen aus den Lautsprechern. In dieser Warner Brothers Pictures-Produktion ist das nicht anders, aber hinzu kommt noch, dass die ziellos dahin eiernde Handlung nur eine Handvoll sehenswerter Szenen zustande bekommt - und das trotz einer unglaublichen Besetzung mit Robert De Niro, Leslie Mann, Danny DeVito, Harvey Keitel und Charles Grodin.
Bei Kritik und Publikum fiel der Streifen von Taylor Hackford ("Parker") komplett durch. Unser Kollege Björn Schneider kann das nicht nachvollziehen: "Mitreißend gespielte Loser-Ballade mit deftigen Sprüchen und zynisch-sarkastischem Witz, die lediglich hier und da an ihren dramaturgischen Durchhängern krankt. Ein Faible für klassischen, derben US-Stand-Up-Humor sollte man allerdings mitbringen."
"The Limehouse Golem"
Horror
Großbritannien
109 Minuten
FSK 16
Britischer Horrorfilm über eine grausame Mordserie im London des späten 19. Jahrhunderts, die einen Scotland-Yard-Inspektor (Bill Nighy) auf der Suche nach dem Täter in die geheimnisvolle Welt der Varietés führt. US-Regisseur Juan Carlos Medina ("Painless") und die englische Drehbuchautorin Jane Goldman ("Die Insel der besonderen Kinder") haben den Roman "Dan Leno and the Limehouse Golem" von Peter Ackroyd aus dem Jahr 1994 als atmosphärische Angelegenheit und mit toller Besetzung auf die Leinwand gebracht, bei welcher der Krimiaspekt das schwächste Teil in der Kette ist. Kritiken und Zuschauerreaktionen sind gemischt, aber unser Kritiker Andreas Köhnemann hält große Stücke auf die Concorde-Produktion: "Ein geschickt erzähltes, herrlich ausgestattetes Schauerstück in der Tradition der Hammer-Filme. Das Ensemble – allen voran der verlässlich großartige Bill Nighy – liefert beachtliche Darbietungen."
"Jugend ohne Gott"
Drama
Deutschland
113 Minuten
FSK 12
Deutsches Drama, angesiedelt in einer Zukunft, in der gnadenloser Leistungsdruck herrscht: Der Schüler (Jannis Niewöhner) eines Elite-Auswahl-Camps stellt sich gegen die herrschenden Regeln von Gier und Egoismus – mit dramatischen Folgen. War es eine gute Idee, den gleichnamigen Roman des ungarischen Schriftstellers Ödön von Horvarth eine SciFi-Auffrischung zu verpassen? Das 1937 entstandene, schon mehrfach verfilmte Buch reflektiert den Faschismus und seinen Rassismus, die Constantin-Produktion spiegelt dagegen die entfesselte Leistungsgesellschaft.
Einige Aspekte dieser durchaus zeitgemäßen Aktualisierung sind reizvoll, aber insgesamt wirkt der Streifen des schweizerischen Regisseurs Alain Gsponer ("Heidi") wie eine abgeklatschte Mischung aus "Hunger Games" und "Equals". Die ersten Kritiken sind gemischt, unser Rezensent Carsten Moll senkt den Daumen: "Trotz gelungener Ansätze kann dieses Zukunftsdrama nicht überzeugen. Der Film leidet unter seiner umständlichen Erzählweise und der fehlenden Nähe zu den Figuren. So bleibt es bei einem kühlen, allzu plakativen Gedankenexperiment, das mit der großen Konkurrenz der dystopischen Teenager-Filme nicht mithalten kann."
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