Es gibt keine qualitativen Überflieger in dieser Kinowoche in den hiesigen Filmtheatern, aber für Action-Fans ist "Atomic Blonde", für Drama-Freunde "Tulpenfieber" und für Horror-Liebhaber "Annabelle 2" ein Blick wert. Was lohnt den Erwerb einer Kinokarte, und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Atomic Blonde"
Thriller
USA
115 Minuten
FSK 16
US-Thriller über eine britische Geheimagentin (Charlize Theron), die zur Zeit des Mauerfalls in Berlin eine gefährliche Mission zu erfüllen hat und dabei ins Kreuzfeuer verschiedener Mächte gerät. Stunt-Koordinator David Leitch, der einige Szenen in "John Wick" inszeniert hat, gibt mit dieser Universal Pictures-Produktion sein Regiedebut. Das Drehbuch von Kurt Johnstadt ("300: Rise of an Empire") basiert auf dem Comic "The Coldest City" von Antony Johnston und Sam Hart aus dem Jahr 2012. Gedreht wurde das 30 Millionen Dollar teure Werk vor Ort in Berlin und in Budapest und trumpft mit stilvollen Action-Sequenzen und einer wieder einmal unwiderstehlichen Hauptdarstellerin auf. Die Handlung ist indes weniger einnehmend.
Die Kritiken für "Atomic Blonde" sind gut und die Zuschauermeinungen positiv, aber das Interesse ist weltweit verhalten. Unser Kritiker Björn Schneider befindet: "Tolle, eindringliche Action-Momente, die ebenso verführerische wie kampferprobte Hauptdarstellerin und authentische Zeitdokumente in Bild und Ton machen den Film zu einem kurzweiligen, soliden Action-Blockbuster. Abzüge gibt's bei der schlampigen musikalischen Untermalung und aufgrund der Entscheidung, ein Übermaß an Agenten auflaufen zu lassen."
"Tulpenfieber"
Drama
USA
105 Minuten
FSK 6
US-Historiendrama, das im Amsterdam des 17. Jahrhunderts spielt und von der verbotenen Liebschaft zwischen der Frau (Alicia Vikander) eines reichen Kaufmanns (Christoph Waltz) und einem Maler (Dane DeHaan), der sie porträtieren soll, erzählt. Der englische Regisseur Justin Chadwick ("Mandela: Long Walk to Freedom") hat den Roman "Tulip Fever" aus dem Jahr 1999 in Szene gesetzt. Die englische Romanautorin Deborah Moggach ("Pride and Prejudice") hat ihr eigenes Buch für die Leinwand zusammen mit Tom Stoppard ("Anna Karenina") adaptiert. Die Prokino-Produktion entstand nach jahrelangen Verzögerungen für 25 Millionen Dollar in England und punktet mit prächtigen Kostümen, "verliert über das Schwelgen in Schönheit und Opulenz dabei aber seine Figuren aus den Augen", wie unser Rezensent Falk Straub vermeldet.
"Happy Family"
Animation
Deutschland
92 Minuten
FSK 0
Deutscher Animationsfilm über eine skurrile Familie, die nicht besonders gut miteinander kann. Eines Tages aber werden alle vier auch noch von einer bösen Hexe in Monster verwandelt – woraufhin sie alles geben, wieder ganz die alten zu werden. Warner Brothers Entertainment wollen mit diesem deutschen Animationsfilm internationales Terrain erobern, was sich an der Tatsache zeigt, dass zuerst englische Mimen für die Stimmen bemüht worden sind - und mit Emily Watson, Jason Isaacs und Nick Frost namhafte dazu. In der deutschen Sychronisation sind unter anderem Oliver Kalkofe, Hape Kerkeling und Tobias Meister zu hören.
David Safier (TV-Serie "Berlin, Berlin") hat seinen eigenen Roman aus dem Jahr 2011 in Drehbuchform überführt, Holger Tappe ("Konferenz der Tiere") es in Szene gesetzt. Man wünscht deutschen Familien immer gerne eine gute kindgerechte Unterhaltung, aber dieser sinnfreie und alberne Quatsch mit plumpem Slapstick und Fäkalhumor ist ein weiteres Plädoyer für noch einen Besuch von "Ich - Einfach unverbesserlich 3". Unser Kollege Björn Schneider hebt dagegen den Daumen: "Trotz eines unnötigen Subplots liefert der Film dank einer tadellosen technischen und visuellen Umsetzung gute Familien-Unterhaltung mit wichtiger Botschaft."
"Hampstead Park - Aussicht auf Liebe"
Komödie
Großbritannien
103 Minuten
FSK 0
Britische Komödie über eine Witwe (Diane Keaton) aus bürgerlichem Milieu, die einem Obdachlosen (Brendan Gleeson) beisteht, der seit Jahren in einer Hütte in einem Park lebt und nun wegen eines Luxusneubaus vertrieben werden soll. Dabei verlieben die Beiden sich ineinander. "Hampstead" (so der Originaltitel) kann mit zwei vorzüglichen Hauptdarstellern aufwarten, deren Leistungen allerdings nicht ganz ausreichen, das sehr mittelmäßige Drehbuch von Robert Festinger ("Trust") aufzuwiegen. Die Zuschauerreaktionen auf die von Joel Hopkins ("Wie in alten Zeiten") inszenierte Splendid-Produktion sind negativ und die Kritiken gemischt. Unser Kritiker Andreas Köhnemann ist sehr angetan: "Eine charmant inszenierte Dramedy mit hinreißenden Dialogen und guter Besetzung. Diane Keaton und Brendan Gleeson erweisen sich als tolles Paar."
"Annabelle 2"
Horror
USA
109 Minuten
FSK 16
US-Horrofilm, der als "Annabelle: Origins" fungiert. Geschildert wird, wie es zu der dämonischen Besessenheit der Puppe kam. Nach dem Tod ihrer kleinen Tochter nehmen ein Puppenmacher (Anthony LaPaglia) und seine Frau (Miranda Otto) sechs Waisenmädchen auf ihrer Farm auf. Bald kommt es dort zu unheimlichen Geschehnissen. Eine Fortsetzung aus dem "Conjuring"-Kosmos, nach der nach dem schwachen "Annabelle" wirklich niemand verlangt hatte. Der größte Schock: Die Warner Brothers-Produktion ist gut gelungen, Regisseur David Sandberg versteht es in seinem zweiten Werk nach "Lights Out", durchgehend eine Atmosphäre angespannten Schreckens zu halten, ohne sich nur auf "Buh!"-Momente verlassen zu müssen. Die Kritiken und Mundpropaganda für "Annabelle: Creation" (so der Originaltitel) sind positiv.
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