"Küss den Frosch", Sat1, 20:15 Uhr
Eine Kellnerin (gesprochen von Cassandra Steen), die unbedingt ihren Traum verwirklichen will, ein eigenes Restaurant zu besitzen, muss einen Prinzen (gesprochen von Roger Cicero), der in einen Frosch verwandelt worden ist, in einen Menschen zurück verwandeln.
2004 hatten Walt Disney Studios verkündet, dass ihr 45. Zeichentrickfilm "Home of the Range" ("Die Kühe sind los") ihr letzter traditionell von Hand gezeichneter Animationsstreifen sein würde. Den Computerbildern gehörte scheinbar die Zukunft, wie unter anderem die Riesenerfolge von Pixar Animation mit "Finding Nemo" und DreamWorks Animation mit "Shrek" zu belegen schienen, während sich die Disney-Zeichner mit Werken wie "Treasure Planet" und "Brother Bear" quälten, die unter "ferner liefen..." an den Kinokassen spielten. Konsequenterweise kauften Disney Pixar 2006 auf und machten deren Chef John Lasseter auch zum Vorsitzenden der Walt Disney Amimation Studios.
Lasseter überraschte dann mit der Ankündigung, traditionelle Animation wieder zu beleben. Als Fan der alten Disney-Klassiker wollte er diese Kunst nicht verloren wissen und erklärte, dass sich ab nun gezeichnete und programmierte Animationsstreifen abwechseln würden. Das Projekt "The Frog Princess" wurde zum Startschuss für eine Renaissance von Stift und Papier erklärt.
Ironischerweise sorgte also genau der Mann, dessen Pixar mit ihrer Computeranimation die Zeichentrickwelt für immer verändern hatte und Disney vor sich her trieben, dafür, dass die eben erst entlassenen Zeichner wieder eingestellt und geschlossenen Abteilungen in den Disney Studios wieder eröffnet wurden. Und Lasseter wollte das Comeback nicht verbaseln und engagierte mit dem Regie- und Drehbuchduo Ron Clements und John Musker ("Vaiana") zwei Künstler, deren Namen sich unter anderem mit der Disney Renaissance Ende der Achtziger mit Werken wie "The Little Mermaid" ("Arielle, die Meerjungfrau") und "Aladdin" verbanden.
Die Handlung basiert auf dem Kinderbuch "The Frog Princess" von E.D. Baker aus dem Jahr 2002, das wiederum auf dem alten deutschen Märchen "Der Froschkönig" beruht, das die Gebrüder Grimm 1812 in ihrer Märchensammlung veröffentlicht hatten. Clements und Musker wollten aber dezidiert weg von den europäischen Märchen und verlegten die Geschichte nach New Orleans, was zugleich Gelegenheit gab, erstmals in einem Disney-Film afro-amerikanische Figuren zu den Hauptcharakteren zu machen. Dies führte sofort zu Kritik von allen möglichen Seiten, die entweder rassistisch motiviert waren oder Rassismus anprangerten. Disney versuchten, den Anwürfen den Wind aus den Segeln mit der Anstellung von Oprah Winfrey, die in einer Nebenrolle zu hören ist, als Beraterin zu nehmen.
105 Millionen Dollar betrug das Budget von "The Princess and the Frog", wie das Werk schließlich heißen sollte und das am Ende eine Mischung aus Handzeichnungen und computergenerierten Hintergründen war. Die teilweise seichte Handlung gewann durch die Wärme der traditionellen Animation als ein lebendiges und bezauberndes Werk, das gute Kritiken erhielt und 2009 mit weltweit 267 Millionen Dollar auch beim Publikum ein Erfolg wurde.
Aber dennoch herrschte Ernüchterung im Haus mit der Maus vor - Lasseter & Co. hatten sich viel mehr als die nur 104 Millionen Dollar auf dem nordamerikanischen Markt erhofft. Der im selben Jahr gestartete "Up" von Pixar Animation hatte 293 Millionen Dollar eingespielt. Erste Schuldzuweisungen trafen die Marketing-Abteilung; man hätte niemals das Wort "Princess" im Titel halten dürfen, denn das habe einen großen Teil der Zuschauer abgeschreckt, die einen "Kleinmädchenfilm" erwartet hätten. Zur Warheit gehört aber auch, dass der Streifen die Zuschauerherzen nie so erwärmt hat wie die der Kritiker. Bis heute ist "The Princess and the Frog" eine Eintagsfliege in Sachen "Rückkehr zur traditionellen Animation" geblieben - alle folgenden Titel von "Tangled" ("Rapunzel - Neu verföhnt") bis zu "Vaiana" und den derzeit in Produktion befindlichen Werken stammen allesamt aus dem Computer.
"The Princess and the Frog" erhielt drei Oscar-Nominierungen: Als "Bester Animationsfilm" und für die beiden Songs "Almost There" und "Down in New Orleans" von Randy Newman. Bei den Golden Globes war der Film ebenfalls nominiert.
Kritiker Jim Schembri urteilte im australischen "The Age": "Wenn der Film irgendeinen Vorsprung gegenüber dem Digitalen zeigt, dann im pastelligen Reichtum der Farben und der Anpassungsfähigkeit der Charaktere, die in den Genuss eines Ausmaßes an komischer Beweglichkeit und einer Bandbreite von Ausdrucksweisen kommen, die wir von Computern immer noch nicht erhalten."
"Victoria, die junge Königin", ARD, 23:40 Uhr
Victoria (Emily Blunt) wird mit nur 18 Jahren Königin von Großbritannien und erlebt turbulente Jahre in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts, inklusive ihrer Romanze mit Prinz Albert (Rupert Friend).
Der englische Produzent Graham King ("Allied") wollte nach US-Produktionen wie "The Departed" wieder einen Film im Heimatland drehen; Sarah Ferguson, die Ex-Gattin von Prinz Albert und Duchess of York, weckte sein Interesse an der historischen Romanze von Queen Victoria mit Prince Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, und sollte den Streifen mitproduzieren. Als Julian Fellows ("Downton Abbey") ein überzeugendes Drehbuch über diese Geschichte vorlegen konnte, stellte King ein Budget von umgerechnet 35 Millionen Dollar bereit.
Als Regisseur schwebte dem Produzenten jemand vor, "der uns aus der Ecke des traditionellen BBC-mäßigen Kostümdramas holt und einen Historienfilm für das MTV-Publikum macht". Dieser Filmemacher fand sich in Kanada. Nachdem Graham das Drama "C.R.A.Z.Y." von Jean-Marc Vallée ("Demolition") gesehen hatte, war er überzeugt, den richtigen Mann für den Job gefunden zu haben.
Wie Drehbuchautor Fellows legten Vallée und King Wert auf ein historisch möglichst akkurates Werk. Die gezeigten Geschehnisse entsprechen weitgehend der Realität und wurden in verschiedenen englischen Wahrzeichen gedreht, wobei Westminster Abbey und Buckingham Palace als Drehorte nicht zur Verfügung standen. Für Westminster stand die Lincoln Cathedral ein, für Buckingham Osterley Park. Weitere Drehorte waren Arundel Castle, West Sussex, Wilton House in der Nähe von Salisbury, Wiltshire, Belvoir Castle und Leicestershire.
Vallée gelang mit "The Young Victoria" (so der Originaltitel) ein romantisches, allerdings etwas schwerfälliges Drama mit einer großartigen Emily Blunt in der Titelrolle. Ihre Leistung wurde mit einer Golden Globe-Nominierung gewürdigt. Noch mehr waren es indes Kostümbildnerin Sandy Powell, Maskenbildner Jenny Shircore und Jon Henry Gordon sowie die Ausstatter Patrice Vermette und Maggie Grey, deren Leistungen gefeiert und mit Oscar-Nominierungen bedacht wurden. Bei den Britischen Filmpreisen gewannen Kostüme und Maske.
Die Kritiken für die britische Produktion waren gut, aber mit einem weltweiten Umsatz von umgerechnet 27 Millionen Dollar konnte "The Young Victoria" 2009 seine Produktionskosten nicht einspielen.
Kritikerin Joanna Hunkin urteilte im "New Zealand Herald": "Visuell vorzüglich, überquellend von Diamanten und Details, ist der Streifen eine frische Annährung sowohl an die Titelfigur als auch an das Genre des Kostümfilms."
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