Ein Universitätsabsolvent (Dustin Hoffman) ist hin- und hergerissen zwischen seiner älteren Liebhaberin (Anne Bancroft) und deren Tochter (Katherine Ross).
Am 8. August hat Dustin Hoffman seinen 80. Geburtstag feiern können. Mit dieser Komödie aus dem Jahr 1967 - seinem zweiten Kinofilm und seiner ersten Hauptrolle - startete seine Karriere praktisch aus dem Stand.
"The Graduate" (Der Absolvent - so der Originaltitel) ist ganz ein Film seiner Zeit, der so zehn Jahre zuvor sicherlich niemals hätte auf den Leinwänden erscheinen können. Erstmals wurde vorurteilsfrei die Beziehung einer verheirateten Frau zu einem jüngeren Mann geschildert. Wobei der Altersunterschied nicht so groß war wie behauptet - Anne Bancroft war lediglich sechs Jahre älter als Hoffman und neun Jahre älter als ihre Filmtochter Katherine Ross. Für alle drei Parts waren zuvor fast alle Namen im Gespräch gewesen, die man sich denken kann, unter anderem Doris Day für die Mutterrolle, Faye Dunaway für die Tochterrolle und Robert Redford für den Hoffman-Part.
Auf jeden Fall rückte die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Webb aus dem Jahr 1963 die starren Moralvorstellungen des US-Establishments in den Fokus, die von der jungen Generation aufgebrochen wurden. Regisseur Mike Nichols inszenierte temporeich mit ironischem Humor und fing präzise den Lebensabschnitt nach dem Uni-Abschluss ein. Sein größter Geniestreich aber war die Einbettung der ikonischen Songs von Paul Simon und Art Garfunkel, deren "Mrs. Robinson" ein Riesen-Hit wurde.
Genauso wie die United Artists-Produktion selbst. Gedreht vor Ort in Los Angeles für 3 Millionen Dollar, spielte sie allein in den USA 105 Millionen Dollar ein - das entspräche heute rund 750 Millionen Dollar und läge somit irgendwo zwischen den Zuschauerzahlen für "Star Wars: The Force Awakens" und "Jurassic Word". Damit wurde der von den Kritikern gelobte Streifen mit großem Abstand der erfolgreichste Film des Jahres. Offensichtlich traf "The Graduate" auch den Zeitgeist.
Sieben Oscar-Nominierungen würdigten die künstlerische Qualität: Der Film war nominiert, die Regie, das Drehbuch, Hauptdarstellerin Bancroft, Hauptdarsteller Hoffman, Nebendarstellerin Ross und Kameramann Robert Surtess. Als einziger konnte sich Nichols über einen Goldjungen freuen. Bei den Golden Globes war die Preisausbeute reicher: Neben erneut dem Regisseur gewannen hier der Film und Anne Bancroft, sowie Dustin und Katherine jeweils als "Beste Neuentdeckungen". Auch in Großbritannien zollte man "The Graduate" mit fünf Britischen Filmpreisen Respekt: Der Film selbst, Regisseur Nichols, das Drehbuch, Hoffman als "Beste Neuentdeckung" und Cutter Sam O'Steen gewannen. Mit dem Gewinn des Directors Guild of America Award machte Mike Nichols den "Grand Slam" der Preisverleihungssaison voll.
1996 nahm die US-Library of Congress "The Graduate" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia schwärmt: "Einer der besten Filme, den ich je die Freude hatte zu sehen, und ich wünschte, dabei gewesen zu sein, als er erstmals aufgeführt wurde. Dustin Hoffman ist der Inbegriff des verwirrten und einsamen heranwachsenden Mannes. Er sitzt in seinem Zimmer und tut nichts oder treibt stundenlang im Swimming Pool seiner Eltern. Wenn je ein Song besser zu einem Film gepasst hat, dann ist es 'The Sounds of Silence', der Wort für Wort den inneren Aufruhr der Charaktere beschreibt. Sie sind verloren und verwirrt, stecken auf der Lebensbrücke, die von der Jugend ins Erwachsensein beziehungsweise ins Seniorenalter führt. Der Film ist selbst eine Brücke, die perfekte Mischung des Alten und des Neuen - ein standardisierter amerikanischer Film mit experimentiellen Elementen, die am Ende der Sechziger in den Vordergrund treten sollten."
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