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Locarno Filmfestival: Goldener Leopard an "Mrs. Fang" aus China

Publikumspreis für "The Big Sick"

Einen unerwarteten und nicht unumstrittenen Gewinner hat gestern das 70. Filmfestival von Locarno gefunden: Der chinesische Dokumentarfilm "Mrs. Fang" gewann den Hauptpreis als "Bester Film". Regisseur Wang Bing nahm den Paro d'oro, den Goldenen Leoparden, persönlich entgegen.

Bing zeigt das Leiden einer an Alzheimer erkrankten alten Dame ungeschminkt und direkt. Dass es in dem asiatischen Kulturkreis so wirkt, als ließen es die Angehörigen, welche die Bäuerin Xiuying Fang aus dem Krankenhaus nach Hause geholt haben, an Empathie fehlen, hatte zu Kritik geführt. Doch gerade die Direktheit des Streifens hat der Jury um den französischen Regisseur Olivier Assayas offensichtlich besonders gut gefallen.

Das Publikum gab der Independent-Komödie "The Big Sick" von Michael Showalter, die in den USA ein Achtungserfolg geworden ist und sehr gute Kritiken erhalten hatte, den Vorzug und wählte ihn für den Publikumspreis aus. Der Spezialpreis der Jury ging an den brasilianische Spielfilm "As Boas Maneiras" (Gute Manieren) des Regie-Duos Juliana Rojas und Marco Dutra.

Der französische Filmemacher F.J. Ossang erhielt den Preis als "Bester Regisseur" für seinen Kriminalfilm "9 Doigts". Als beste Schauspieler wurden Isabelle Huppert für ihre Leistung in "Madame Hyde" und Elliott Crosset Hove für das dänische Drama "Winterbrüder" ausgezeichnet.

Die Jubiläumsausgabe des Festivals hatte in diesem Jahr ein abwechslungsreiches und vor allem zugängliches Programm zwischen Publikumskino und Kunstfilm zu bieten, litt aber unter dem miserablen Wetter, welches das Freiluftkino auf der Piazza Grande im Regen ertrinken ließ.


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