Dem bislang mit minus 9 Prozent hinter den Umsätzen des Kinosommers 2016 herhinkenden US-Box Office hätte "The Dark Tower", die lang erwartete und seit Ewigkeiten angekündigte Adaption der Buchreihe von Stephen King, etwas Schub verleihen können. Hätte - bis die Kritiken eintrafen.
2010 kündigten Universal Pictures an, dass Ron Howard "The Dark Tower" inszenieren würde und dieser 2013 auf die Leinwände kommen solle. King hat die achtbändige Romanreihe, deren erster Teil 1982 und der letzte 2012 erschien, als ein magnum opus bezeichnet. Doch offensichtlich ist es nicht leicht gewesen, dieses Riesenwerk von 4200 Seiten um die ultimative Schlacht zwischen Gut und Böse auf die Leinwand zu bringen. Jetzt haben Columbia Pictures den Fantasy-Film für 60 Millionen Dollar in der Regie des dänischen Filmemachers Nikolaj Arcel ("Die Königin und der Leibarzt") produziert.
Gleich vier Autoren, darunter Regisseur Arcel selbst und - immer ein Warnsignal - Akiva Goldsman ("Winter's Tale") - haben sich an dem schwierigen Unterfangen der Adaption versucht und die Variante radikaler Verknappung gewählt - der Streifen ist gerade mal eineinhalb Stunden lang! So erfrischend dieser Anti-"Hobbit"-Ansatz sein mag, etwas Gutes ist nicht rausgekommen. Die Kritiker verreißen "The Dark Tower" fast einhellig, und die ersten Zuschauerreaktionen sind lau. Für die in 3451 Kinos anlaufende Literaturverfilmung mit Idris Elba werden wohl nur 18 Millionen Dollar am Schluss des Wochenendes zu Buche stehen. Das wird reichen, "Dunkirk" den Hattrick als Charts-Champion zu verhageln, aber für lange Gesichter bei Kinobesitzern und bei Columbia Pictures und Partnern sorgen.
Erstmals nach fünf Jahren und "Zero Dark Thirty" meldet sich Kathryn Bigelow zurück. Mit "Detroit" hat sie das in Szene gesetzt, was Christopher Nolan mit "Dunkirk" vorschwebte: Kino für die Eingeweide, das den Zuschauer unmittelbar ins Geschehen versetzt, in diesem Fall die bürgerkriegsähnlichen Rassenunruhen in Detroit im Sommer 1967. Der mit zweieinhalb Stunden lange Streifen ist keine einfache Kost, weshalb Analysten trotz der hervorragenden Rezensionen nur 7 Millionen Dollar Umsatz und einen hinteren Rang für die Annapurna-Produktion erwarten. Das Drama mit John Boyega hat 34 Millionen Dollar gekostet und startet nun landesweit in 3007 Lichtspielhäusern.
Auf 2378 Spielplänen steht "Kidnap", mit dem Halle Berry zum zweiten Mal nach "The Call" aus dem Jahr 2013 einen Ausflug ins Thriller-Genre macht. Sie jagt die Kidnapper ihres Sohnes, in Szene gesetzt vom spanischen Filmemacher Luis Prieto ("Pusher") und für 20 Millionen Dollar. Die Kritiken für die Aviron-Produktion sind gemischt, die ersten Besucherreaktionen schwach. Branchenkenner kalkulieren mit einem Debut von 10 Millionen Dollar, was wie für "Detroit" nicht für das Treppchen reichen dürfte.