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Liebesgrüße aus Moskau mit Robert Shaw und Sean Connery
Liebesgrüße aus Moskau mit Robert Shaw und Sean Connery
© MGM

TV-Tipps für Samstag (5.8.): James Bond vs SPECTRE

ZDF zeigt "Liebesgrüße aus Moskau"

Der 007-Klassiker "Liebesgrüße aus Moskau", das zweite James Bond-Abenteuer, ist am Samstagabend die erste Wahl für Spielfilmfreunde. Wer es etwas kryptischer mag, ist parallel im Spätprogramm bei Sat1 mit dem Tom Cruise-Drama "Vanilla Sky" gut bedient.

"Vanilla Sky", Sat1, 23:40 Uhr

Das privilegierte Leben eines selbstbezogenen und eitlen Verlegers (Tom Cruise) gerät nach einem Autounfall mit einer gekränkten Liebhaberin (Cameron Diaz) aus den Fugen.

Wer sich am Ende dieses Dramas fragt, was denn nun eigentlich passiert ist, muss sich nicht als unaufmerksamer oder unintelligenter Zuschauer fühlen - der Film ist aus Sicht des so genannten Unzuverlässigen Erzählers geschildert - in diesem Fall der von Tom Cruise gespielten Hauptfigur, dessen Erinnerungen in Rückblenden gezeigt werden. Was Realität, was Wunschdenken, was bewusste Irreführung, was Traum ist, wird offen gelassen. Der Betrachter muss sich sein eigenes Bild zusammen reimen. Laut Regisseur und Drehbuchautor Cameron Crowe ("Almost Famous") lässt der Schluss des Streifens fünf verschiedene Interpretationen dessen zu, was sich in den rund zwei Stunden zuvor abgespielt hat. Das macht den Reiz, für manchen Zuschauer vielleicht auch die Frustration dieser Neuverfilmung aus.

Denn "Vanllia Sky" ist kein Original, sondern fußt auf dem gefeierten spanischen "Abre los ojos" (Öffne deine Augen - so der Originaltitel) von Alejandro Amenábar aus dem Jahr 1997, in dem Penelope Cruz den gleichen Part verkörperte wie vier Jahre später in diesem Remake. "Abre los ojos" lief als US-Premiere 1998 auf dem Sundance Film Festival an, wo Cruise sich die Wiederverfilmungsrechte sicherte und dann seinen "Jerry Maguire"-Regisseur Crowe für die Regie gewinnen konnte. Der Titel der Neufassung leitet sich von dem "vanillefarbenen Himmel" im Gemälde "Die Seine bei Argenteuil" von Claude Monet aus dem Jahr 1873 her, das im Film erwähnt wird.

Cameron veränderte die Vorlage in der Tonalität. Das Phantastische der spanischen Vorlage und deren Thriller-Elemente fuhr er zurück und betont mehr die zwischenmenschlichen Dimensionen. Der Filmemacher rührte für 68 Millionen Dollar eine ambitionierte Mischung verschiedener Genres an, verliert sich schlussendlich aber in einem Wirrwarr. Für die narzisstische Hauptfigur, die Tom zu flach spielt, ist es zudem schwierig, Sympathien aufzubringen.

Dennoch haftet der (alp)traumhaften Atmosphäre des Werks etwas Faszinierendes an. Diese kulminiert in der Szene des menschenleeren New York City, für die der Streifen Filmgeschichte schrieb, als am frühen Morgen des 12. November 2000 die Stadt den Times Square und die Straßenblöcke ringsum für den Verkehr sperren ließ, damit dort gedreht werden konnte.

Viele der Kritiker kannten das spanische Original und bei diesem Vergleich zog "Vanilla Sky" den Kürzeren. Insgesamt fielen die Rezensionen ablehnend aus. Die meisten Zuschauer hingegen wussten nichts von "Abre los ojos", und hier waren die Reaktionen wesentlich positiver. Mit einem weltweiten Umsatz von 203 Millionen Dollar lief der Streifen 2001 erfolgreich.

Bei den Academy Awards wurde Paul McCartney's Song "Vanilla Sky" für den Oscar nominiert, ebenso für einen Golden Globe. Cameron Diaz erhielt Nennungen für den Golden Globe und den Screen Actors Guild Award.

Eine US-Zuschauerin aus Salem im US-Bundesstaat Oregon lobt: "Cameron Crowe hat mehr als einen Film gedreht - er hat eine Vision realisiert. Beginnend mit den ersten Bildern, die auf der Leinwand erscheinen, präsentiert er eine visuell packende Erfahrung, die sowohl Bauch als auch Kopf anspricht. Das den Verstand verdrehende Geschehen verschluckt einen und reißt einen mit; manchen mag es erschöpfen, denn man muss sich bemühen, dabei zu bleiben. Aber der Streifen ist es wert. Man denke sich 'Memento' mit einem Rock'n Roll-Soundtrack und einem kräftigen Farbsturm, der vom Pinselstrich eines Impressionisten vorgebracht wird. Aufregende Unterhaltung und eine einmalige Erfahrung, die man gesehen haben muss, um es glauben zu können. Die essentielle und absolute Magie des Kinos."



"Liebesgrüße aus Moskau", ZDF, 00:00 Uhr
James Bond (Sean Connery) versucht eine sowjetische Chiffriermaschine, die von SPECTRE gestohlen wurde, wiederzubeschaffen und wird in eine Attentatsfinte mit einer naiven Russin (Daniela Bianchi) verwickelt.

Nach dem Achtungserfolg des ersten James Bond-Abenteuers "Dr. No" gaben United Artists sofort grünes Licht für die Fortsetzung und verdoppelten das Budget für die Produzenten Albert Broccoli und Harry Saltzman auf 2 Millionen Dollar. Diese wählten für den zweiten Teil den Roman "From Russia with Love" von 007-Autor Ian Fleming aus dem Jahr 1957 - hauptsächlich deshalb, weil das Buch gerade in die Medien geraten war: US-Präsident John F. Kennedy hatte im "Life"-Magazin die Spionagegeschichte als eines von zehn Lieblingsbüchern genannt.

Für die Regie engagierte man wieder Terence Young, der "Dr. No" überzeugend auf die Leinwand gebracht hatte; Sean Connery stand sowieso langjährig für die Hauptrolle unter Vertrag. Erneut adaptierte Richard Maibaum die Vorlage, wobei während der gesamten Dreharbeiten noch umgeschrieben wurde. Aus der sowjetischen Organisation SMERSH machte man die Krimininellen-Vereinigung SPECTRE, um sich nicht irgendwelchen politischen Anwürfen auszusetzen.

Als weibliche Hauptdarstellerin ging man nach Aussehen, weniger nach Talent: Die Italienerin Daniela Bianchi hatte 1960 an den "Miss Universe"-Wahlen teilgenommen. Ihr Englisch war allerdings so schlecht, dass man sie durch die britische Bühnendarstellerin Barbara Jefford nachsynchronisieren ließ. Erstmals dabei war der walisische Schauspieler Desmond Llewelyn, der als Waffenmeister Q auftrat und diese Rolle bis zu seinem Tod 1999 in die Pierce Brosnan-Ära hinein verkörpern sollte.

Gedreht wurde von April bis August 1963 in Großbritannien, der Türkei, Serbien, Italien und Spanien. Die Produktion erlitt verschiedene Rückschläge, die dazu führten, dass die Dreharbeiten länger dauerten und teurer wurden als geplant. Durch die schwere Krebserkrankung des mexikanischen Nebendarstellers Pedro Armendáriz, der sich buchstäblich todkrank - es wurde sein letzter Streifen - durch die Dreharbeiten schleppte, musste man den Drehplan umstellen, um die Szenen mit ihm früher als geplant drehen zu können. Es gab zahlreiche Unfälle, bei denen Stuntmen und Schauspieler verletzt wurden. Für die Nachproduktion blieben gerade mal zwei Monate, denn der Premierentermin in London war bereits für den Oktober festgelegt worden - heute in Zeiten aufwendiger Nachbearbeitung am Computer völlig undenkbar!

Doch dem britischen Thriller sieht man seine Probleme und die Zeitnot nicht an. Bis heute gilt "From Russia with Love" als einer der besten Bond-Filme aller Zeiten und wurde ein Riesenerfolg: Weltweit kamen 79 Millionen Dollar zusammen, was heute etwa 600 Millionen Dollar entspricht. In Großbritannien war das 007-Abenteuer der erfolgreichste Film des Jahres 1963.

Auch im zweiten Teil wurden Standards gesetzt, die bis heute gelten: Erstmals gibt es eine Szene vor dem Vorspann. Zum ersten Mal kommen in jenem leichtbekleidete Damen vor. Es gibt erstmals die ab da obligatorische Szene mit einem Hubschrauber, einen Titelsong (gesungen von Matt Monro), wenn auch erst über dem Abspann, und die Einblendung "James Bond will return" am Schluss. Sein Bond-Debut gab Komponist John Barry, der die Musik der Reihe wie kein zweiter prägen sollte und mit Aussetzern bis "The Living Daylights" von 1987 involviert war.

"From Russia with Love" ist ein messerscharfer Thriller mit flottem Tempo und zahlreichen aufregenden Action-Szenen. Der Titelsong wurde für einen Golden Globe nominiert, und Kameramann Ted Moore gewann den Britischen Filmpreis.

Ein amerikanischer Zuschauer lobt: "Ohne Frage einer der besten Bond-Filme aller Zeiten, ein ungeschminkter und realistischer Kalter Kriegs-Thriller, voller Sex, Gewalt und purer Spannung, mit einigen eleganten Einstellungen."



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