Die französische Schauspielerin Jeanne Moreau ist heute im Alter von 89 Jahren in Paris gestorben, wie ihr Agent soeben bekannt gegeben hat.
Moreau war in den Fünfzigern und Sechzigern eines der Gesichter der Nouvelle Vague, der Neuen Welle, im Französischen Kino. Sie galt nie als klassische Schönheit, die wie Brigitte Bardot mit ihrem Sex Appeal auftrumpfte, sondern mit ihrer Schauspielkunst und ihrer unverwechselbar tiefen Stimme, mit der sie auch als Sängerin reüssierte, beeindruckte. Sie begann ihre Karriere auf der Bühne im Jahr 1947, drehte ab 1949 Filme und arbeitete bis ins hohe Alter. Letztmals trat sie 2015 in der Komödie "Le talent de mes amis" auf.
Jeanne wurde am 23. Januar 1928 in Paris als Tochter einer englischen Tänzerin und eines französischen Gastronomen geboren. Nachdem sie mit 16 Jahren die Schule verlassen hatte, studierte sie ab 1946 am Conservatoire de Paris und von 1948 bis 1952 an der Comédie-Francaise Schauspiel und gab 1947 ihr Debut beim Avignon Festival, wobei sie dank ihrer Darstellungskunst bald als eine der "besten Schauspielerinnen ihrer Generation" gefeiert wurde. 1958 gelang ihr auch der Durchbruch auf der Leinwand durch den Louis Malle-Doppelschlag mit dem großen Erfolg "Ascenseur pour l'échafaud" ("Fahrstuhl zum Schaffot") und "Les Amants" ("Die Liebenden"), der ihr eine Auszeichnung beim Filmfestival von Venedig als "Beste Darstellerin" und in der Presse das Label als "neue Bardot" einbrachte. 1960 gewann die Aktrice für ihre Leistung in "Moderato cantibile" ("Stunden voller Zärtlichkeit") als "Beste Schauspielerin" bei den Filmfestspielen in Cannes.
Ihren Karrierehöhepunkt im Kino feierte Moreau dann 1962 mit "Jules et Jim", den Francois Truffaut um sie herum strickte und der ihr international größter Erfolg wurde. Bei den Britischen Filmpreisen erhielt sie für ihre unwiderstehliche Darstellung eine Nominierung als "Beste fremdsprachige Darstellerin". Das eröffnete der Mimin Engagements auf internationaler Ebene mit Regisseuren wie John Frankenheimer bei "The Train" von 1964, Orson Welles bei "Falstaff" von 1965 und Tony Richardson bei "Mademoiselle" von 1966. Zwei Jahre später kehrte sie zu Truffaut zurück, der ihr "La mariée était en noir" ("Die Braut trug schwarz") auf den Leib geschrieben hatte. 1967 gewann sie als "Beste fremdsprachige Darstellerin" den Britischen Filmpreis für die Komödie "Viva Maria!", bei dem Louis Malle sie mit Brigitte Bardot paarte.
Ihre beiden Regie-Arbeiten "Lumiere" ("Im Scheinwerferlicht") von 1976 und "L'adolescente" ("Mädchenjahre") von 1979 fanden wenig Beachtung. In den Achtzigern konnte sie zwei Nominierungen für den Französischen Filmpreis erreichen: Als Nebendarstellerin in "Le paltoquet" ("Der Tölpel") von 1986 und als Hauptdarstellerin in "Le miracule" ("Das Wunder des Papu") von 1987. Gewinnen konnte sie den César schließlich für "La vieille qui marchait dans la mer" ("Die Dame, die im Meer spazieren ging") von 1991.
1983 präsidierte sie der Wettbewerbsjury bei der Berlinale. Ab 1992 erhielt sie zahlreiche Preise für ihr Lebenswerk. Auch als Sängerin hatte Jeanne Erfolg, veröffentlichte mehrere Alben und sang zusammen mit Frank Sinatra in der Carnegie Hall in New York City. Der Bühne blieb sie ihr Leben lang treu und gewann 1988 den Molière Award als "Beste Schauspielerin".
Privat hatte die Schauspielerin zahlreiche Affairen - der englische Regisseur Tony Richardson musste sich 1967 nach einer Liebschaft von seiner Frau Vanessa Redgrave scheiden lassen - und war zweimal verheiratet: Von 1949 bis 1951 - die formelle Scheidung erfolgte erst 1964 - mit dem Schauspieler Jean-Louis Richard, mit dem sie einen Sohn hatte, und von 1977 bis 1979 mit dem US-Regisseur William Friedkin.