"Flight", Pro7, 20:15 Uhr
Ein Pilot (Denzel Washington) rettet durch ein waghalsiges Manöver mit seiner defekten Maschine fast alle seine Passagiere, aber die anschließende Untersuchung zeigt auf, dass er zum Zeitpunkt des Absturzes betrunken gewesen ist.
Seit zwölf Jahren und "Cast Away" im Jahr 2000 hatte Robert Zemeckis ("Forrest Gump") keinen Realfilm mehr gedreht, sondern in den nuller Jahren drei Motion Capture-Animationsstreifen inszeniert. Mit diesem Drama bewies er, dass er nichts verlernt hatte. Die 31 Millionen Dollar teure Paramount Pictures-Produktion war eine triumphale Rückkehr des Filmemachers, die sehr gute Kritiken erhielt und auch an den Kassen mit einem weltweiten Einspiel von 161 Millionen Dollar ein moderater Erfolg wurde. Da der Streifen in den USA wegen der Drogenkonsum-Szenen keine Altersfreigabe für Jugendliche ohne Erwachsenenbegleitung erhielt, ist das Ergebnis von 93 Millionen Dollar in Nordamerika hoch zu bewerten.
"Flight" ist eine zum Nachdenken anregende, packende, aber auch provozierende Charakterstudie, die von einer überragenden Darstellung von Denzel Washington angetrieben wird, der für den Oscar, den Golden Globe und den Screen Actors Guild Award nominiert wurde, in dem Jahr aber nicht an Daniel Day-Lewis als "Lincoln" vorbei kam.
Drehbuchautor John Gatins ("Power Rangers") basierte seine Handlung auf dem Absturz der Alaska Airlines Flight 261, mit dem großen Unterschied, dass damals niemand überlebt hatte. Aber Details wie die Unfallursache der gebrochenen Spindel des Höhenleitwerks, Teile der Funkkommunikation und die Entscheidung, das Flugzeug auf dem Kopf zu fliegen, wurden übernommen und von Zemeckis virtuos in Szene gesetzt. Gedreht wurde in der Nähe von Atlanta im US-Bundesstaat Georgia.
Kritiker Luke Buckmaster schrieb: "Robert Zemeckis und Co. haben etwas Mutigeres als die bekannte 'Drogen sind schlecht'-Kamelle geschaffen. Dies ist eines von Hollywoods heftigsten Portraits eines funktionierenden Alkoholikers, und die Filmemacher bitten uns, ihn nicht aufgrund seiner Abhängigkeit zu beurteilen."
"James Bond jagt Dr. No", ZDF, 23:00 Uhr
Ein zielstrebiger britischer Geheimagent (Sean Connery) untersucht das Verschwinden eines Kollegen und die Störungen des amerikanischen Weltraumprogramms.
Heute ist James Bond ein Milliardengeschäft, ein mediales Ereignis und eine der langlebigsten Filmreihen aller Zeiten. Wenn von "007", "Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt" oder "Lizenz zum Töten" die Rede ist, weiß jeder halbwegs kulturell interessierte Mensch weltweit, was gemeint ist. Und mit "Dr. No" fing 1962 alles an.
Zwei britische Produzenten kämpften um die Verfilmungsrechte an der Agenten-Reihe des englischen Autors Ian Fleming und taten sich schließlich zusammen: Albert Broccoli, dessen Tochter Barbara die 007-Werke noch heute produziert, und Harry Saltzman konnten United Artists gewinnen, ihnen eine Filmversion zu finanzieren, nachdem eine Reihe von Hollywood-Studios abgewunken hatten, weil ihnen der Stoff "zu britisch" oder "zu sexuell aufreizend" schien.
Geplant war eigentlich, als erstes den achten Roman "Thunderball" zu verfilmen, aber ein Rechtsstreit zwischen Autor Fleming und dem Drehbuchautoren Kevin McClory verhinderte dies. Statt dessen entschieden sich Broccoli und Saltzman für "Dr. No", den sechsten James Bond-Roman von 1958. Diese Wahl war nicht ganz zufällig: Die im Buch und dann im Film erwähnten Störungen des US-Raumfahrtprogramms waren Anfang der Sechziger in der realen Welt mit verloren gegangenen US-Raketen in Cape Canaveral ein Thema.
Als Regisseur wählte Broccoli den soliden Handwerker Terence Young aus, der bereits für ihn Filme gedreht hatte. Richard Maibaum adaptierte das Buch recht getreu, was in der Zukunft bei den weiteren Abenteuern des Superspions beileibe nicht mehr so sein sollte.
Für ein erstes Werk etablierten Maibaum und Young erstaunlich viele Motive und Formalia, die bis heute die 007-Reihe kennzeichnen. Zwar fehlt noch die obligatorische Action-Szene vor dem Vorspann und ein Bond-Song, aber der einfallsreich gestaltete Vorspann selbst, das Eröffnungsbild mit dem in die Kamera durch einen Pistolenlauf zielenden Bond, die von Monty Norman komponierte James Bond-Musik, die erotische Frauenrolle (hier bestens verkörpert von der Schweizerin Ursula Andress), exotische Handlungsorte und ein größenwahnsinniger Bösewicht kommen ebenso bereits vor wie die Einführung "Bond. James Bond", der Martini, Bernard Lee als Geheimdienstchef M und Lois Maxwell als Miss Moneypenny, die ihre Rollen noch bis Ende der Siebziger beziehungsweise Mitte der Achtziger spielen sollten.
Young verzichtete indes auf die später üblichen Gadgets - allerdings auch aus dem simplen Grund, dass das bescheidene Budget von nur 1 Million Dollar keine großen Sprünge zuließ. Gedreht wurde auf Jamaika und in London, wo Ausstatter Ken Adam mit dem Wenigen, das er hatte, wahre Wunder wirkte und mit seinen futuristischen Kulissen maßgeblich zum Erfolg beitrug.
Erfolgsfaktor Nummer eins war indes der Hauptdarsteller, den niemand auf der Rechnung hatte und keiner zunächst so richtig wollte. Für seine Figur schwebte Ian Fleming eher jemand wie David Niven vor, während die Produzenten Cary Grant im Auge hatten. Nachdem einige Schauspieler für den Part getestet worden waren, ging er schließlich an einen 30 Jahre alten Schotten, der seit 1957 vor den Kinokameras stand, ohne bisher besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben: Sean Connery.
007 machte aus dem Nebendarsteller einen Superstar, der bis an sein Karriereende vom Nimbus dieser Figur zehrte, auch wenn ihm das nicht behagte. Fleming fand den selbstbewussten jungen Mann, dessen Unterarm die Tätowierung "Scotland Forever" zierte, zu ungehobelt - aber Connery definierte den Geheimagenten durch seine coole und raubtierhafte Art. Die Produzenten konnten froh sein, dass sie den Darsteller gleich für mehrere Filme unter Vertrag genommen hatten. Es sollte nicht lange dauern, bis Connery die Rolle satt hatte und aus dem Kontrakt aussteigen wollte.
Niemand erwartete viel von "Dr. No". Im schlimmsten Fall hätten sich die Kritiker und Zuschauer über die absurden Abenteuer lustig gemacht. Aber United Artists starteten schon lange vor der Premiere eine große Werbekampagne, um die Figur James Bond bekannt zu machen und schlossen Werbeverträge mit Alkoholika-, Tabak-, Kleidungs- und Auto-Firmen ab. Die Kritiken waren dann zur Premiere in der Tat lediglich gemischt, aber die Zuschauer fällten ein eindeutiges Urteil und machten den Streifen mit einem Umsatz von 6 Millionen Dollar weltweit zu einem Achtungserfolg, der United Artists veranlasste, sofort den nächsten Part "From Russia with Love" in Auftrag zu geben.
Heute zählt der humorvolle, action-reiche und spannende "Dr. No" zu den besten Teilen der gesamten 007-Reihe und taucht regelmäßig in den Top Ten der Bestenlisten auf, bei denen über die inzwischen 24 Abenteuer abgestimmt wird. Mit James Bond erhielt die die Filmindustrie auf der Insel ein Konjunkturprogramm, das bis zum heutigen Tag virulent ist. Nicht umsonst wird 007 das "Rückgrat" der britischen Filmindustrie genannt.
Ein britischer Zuschauer schreibt: "Viele werden 'Goldfinger' als die Blaupause für die Bond-Formel heranziehen. Und dem stimme ich zu, was die kreative Feinabstimmung und die Definition des Stils betrifft. Aber von dem Moment an, in welchem Sean Connery erstmals am Spieltisch sitzt, eingenebelt in Zigarettenrauch, süffisant, selbstbewusst, eine Mischung aus männlicher Sexualität und heroischer Pose ausstrahlend, wird ein neuer ikonischer Kinoheld geboren und mit ihm eine andere Art von Film. Das ist gewagt, wegweisend und immer noch einer der besten Action-Filme aller Zeiten und einer der einflussreichsten Streifen der Filmgeschichte überhaupt."
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