Die einst vor den Nationalsozialisten aus Wien geflohene, inzwischen über 80 Jahre alte Maria Altmann (Helen Mirren) verklagt den Staat Österreich auf die Herausgabe eines Bildes, das einst ihrer Familie gehörte.
Nach Montag und "Madame Mallory und der Duft von Curry" der zweite TV-Tipp innerhalb einer Woche eines in der ARD als FreeTV-Premiere ausgestrahlten Films mit Helen Mirren in der Hauptrolle. Das Thema Beutekunst oder Raubkunst - in Deutschland nur allzu bekannt - steht im Mittelpunkt dieses britischen Dramas, mit dem eine wahre Geschichte auf die Leinwand kommt.
1907 hatte der österreichische Maler Gustav Klimt ein Ölgemälde mit umfangreichen Blattsilber- und Blattgoldauflagen auf Leinwand gemalt, das ein Portrait der Wienerin Adele Bloch-Bauer zeigt. Dieses Bild mit dem Titel "Adele Bloch-Bauer I" schmückte die Wohnung der Familie jüdischen Glaubens 30 Jahre lang. Es sollte keinen Monat nach dem Einmarsch der deutschen Armee nach Österreich im März 1938 vergehen, dass der gesamte Besitz der ins Ausland flüchtenden Familie enteignet wurde. "Adele Bloch-Bauer I" wanderte nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Exponat mit dem Titel "Goldene Adele" in die Österreichische Galerie Belvedere, ein Kunstmuseum in Wien, in der sie fast 60 Jahre zu sehen sein sollte und eine der Hauptattraktionen darstellte.
1998 wurde in Österreich das "Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen" beschlossen, das auch das Recht für jeden interessierten Bürger umfasste, in die Unterlagen der staatlichen Museen und Galerien Einsicht zu nehmen, die Aufschluss darüber gaben, wie die Kunstwerke erworben worden waren. Der im Film von Daniel Brühl verkörperte Journalist Hubertus Czernin informierte die Erben Bloch-Bauers, dass der Kauf durch die Galerie 1941 juristisch keine Gültigkeit besaß. Daraufhin bat die in Los Angeles lebende Tochter Adeles, Maria Altman, um die Übergabe des Bildes. Die österreichische Regierung vertrat jedoch den Standpunkt, das Land sei rechtmäßiger Besitzer des Bildes und ließ es auf einen Rechtsstreit ankommen, der 2006 nach acht Jahren juristischer Auseinandersetzungen entschieden wurde.
Ein Jahr darauf entstand der britsche Dokumentarfilm "Stealing Klimt", der die Geschehnisse aufnahm und die Geschichte auf dem Wahrnehmungsradar der Filmindustrie auftauchen ließ. Der englische Regisseur Simon Curtis wählte das Projekt als seinen zweiten Spielfilm nach "My Week with Marilyn" und drehte die BBC-Produktion für umgerechnet 11 Millionen Dollar in London, Los Angeles und Wien.
Wie stets nimmt sich auch diese "nach wahren Begebenheiten" erzählte Story einige künstlerische Freiheiten und verändert zur Dramatisierung die Fakten. Insbesondere reduziert der Streifen die entscheidende Rolle von Hubertus Czernin, der hier mehr als ein Zuarbeiter erscheint, zu Gunsten von Altman's amerikanischen Anwalt Randy Schoenberg, der von Ryan Reynolds dargestellt wird.
"Woman in Gold" erzählt die faszinierende Geschichte enttäuschend lahm, profitiert aber von starken Leistungen von Mirren und Reynolds. Helen erhielt für ihre Schauspielkunst eine Nominierung bei den Screen Actors Guild Awards. Bei gemischten Kritiken wurde das Werk 2015 mit weltweit 61 Millionen Dollar Umsatz ein solider Erfolg.
Kritikerin Susan Cole schrieb in "Now Toronto": "Die Erzählung ist nach Schema F gestaltet, die Rückblenden etwas kitschig und der Konflikt, der zwischen Ryan Reynolds und seiner von Katie Holmes gespielten Frau entsteht, wird etwas zu einfach aufgelöst. Aber keine Sorge deswegen - sehen Sie einfach zu, wie Helen Mirren ihr Ding macht."
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