"Wer die Nachtigall stört", Arte, 22:45 Uhr
Ein Rechtsanwalt (Gregory Peck) verteidigt einen schwarzen Mann gegen eine ungerechtfertigte Klage wegen Vergewaltigung und bewahrt seine Kinder (Mary Badham und Phillip Alford) vor Vorurteilen.
Auf keinen seiner Filme sei er so oft angesprochen worden wie auf "To Kill a Mockingbird" (so der Origintaltitel), erklärte Gregory Peck noch in den Neunzigern. Keiner seiner Filme sei ihm so lieb wie dieser. Und mit keiner Figur seiner über 40 Jahre währenden Karriere wurde der Schauspieler so identifiziert.
Als der damals 45-Jährige die Anfrage von Produzent Alan J. Pakula ("The Pelican Brief") erhielt, ob er die Hauptrolle des Atticus Finch in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Harper Lee aus dem Jahr 1960 übernehmen wolle, "rief er sofort zurück", so Pakula. "Kein Vielleicht. Ich muss sagen, der Mann und die Figur, die er spielte, waren einander nicht unähnlich." Auch Harper Lee war begeistert: "Als er Atticus Finch spielte, spielte er sich selbst, und die Zeit hat uns alle noch mehr gelehrt: Wenn er sich selbst spielte, berührte er die Welt."
Für 2 Millionen Dollar entstand das Drama in den Hollywood-Studios von Universal Pictures unter der Regie von Robert Mulligan, der die Literaturverfilmung, die überzeugend gegen Rassismus und für Toleranz eintritt, menschlich bewegend in Szene setzte.
Das Meisterwerk, mit dem Robert Duvall sein Spielfilmdebut gab, wurde 1962 ein großer Erfolg bei Kritik und Publikum und spielte allein in den USA 13 Millionen Dollar ein. Das Drehbuch von Horton Foote, Hauptdarsteller Peck und die Ausstattung erhielten einen Oscar; nominiert waren noch der Film, Regisseur Mulligan, Nebendarstellerin Mary Badham, Kameramann Russell Harlan und Komponist Elmar Bernstein. Peck und Bernstein erhielten auch den Golden Globe.
1995 nahm die US-Library of Congress den Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Eine US-Zuschauerin aus Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin schwärmt: "Als ich diesen Film gesehen habe, war ich so tief bewegt, dass ich ihn sofort wieder angeschaut habe. Natürlich ist die Handlung des zu Unrecht eines Verbrechens angeklagten Mannes keine ungewöhnliche, aber dieser Streifen sticht als außergewöhnliches Beispiel hervor. Da ist zum Einen das Jahr 1962, in dem er veröffentlicht wurde, dem Scheitelpunkt der Bürgerbewegung, und die Geschichte, die im Süden der USA in den dreißiger Jahren spielt. Dazu kommen die natürlichen Darstellungen der Kinder, vor allem aber ist das Werk speziell aufgrund von Gregory Peck's Leistung. Auf die Gefahr hin, pathetisch zu klingen: Mein Herz schmerzt, wenn ich ihn auf der Leinwand sehe, weil er ein so unglaublicher Mann ist und so von Natur aus so gut. Das American Film Institute wählte 2003 Atticus Finch zum größten Helden aller Zeiten vor Indiana Jones und James Bond. Ich halte diese Wahl für mutig und aufschlussreich in einer Zeit, in der Helden normaler Weise entweder Waffen schwingen oder übermenschliche Kräfte besitzen. Atticus Finch bekämpft das Böse ebenfalls, aber mit seiner starken Charakterstärke und seinem Verstand."
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