In einer russischen Küstenstadt kämpft ein Automechaniker (Alexej Serebrjakow) gegen den korrupten Bürgermeister (Roman Madjanow) um sein Grundstück.
In Russland witzelte man 2014 zur Aufführung dieses international gefeierten Dramas: "Wenn du 'Leviathan' sehen willst, muss du nur vor deine Haustür treten." Viele Zuschauer und Kritiker betrachteten den Film von Regisseur und Drehbuchautor Andrei Swjaginzew nicht nur als eine universelle Fabel über Schicksal, Macht und Geld, sondern eben auch als eine spezifische Auseinandersetzung mit den Verhältnissen in Russland - sorgfältig und detailreich geschildert, bildgewaltig in Szene gesetzt.
Ein Drittel der Produktionskosten des umgerechnet 3 Millionen Dollar teuren Werks stammten dabei vom Russischen Kultusministerium. Dessen Minister Wladimir Medinski kritisierte den Streifen um so heftiger, je mehr dieser im Ausland gepriesen wurde. Er rückte Swjaginzew in die Nähe eines "Nestbeschmutzers", der sich mit anti-russischer Stimmung lieb Kind im Ausland mache. Die Figuren seien alle negativ, fluchend und ständig Wodka trinkend gezeichnet. "Meine Kollegen, meine Bekannten, die Bekannten meiner Bekannten und ich kennen keine solchen Leute", erklärte der Politiker gegenüber der "Iswestija".
Es ist irgendwo ironisch, dass ein als solch russischer Stoff rezipierter Film seine Ursprungsidee aus den USA bezogen hat, genauer gesagt aus Granby im US-Bundesstaat Colorada. Dort hatte der Automechaniker Marvin Heemeyer jahrelang mit der Stadt über die Bebauung eines Grundstücks im Streit gelegen. Schlussendlich baute er einen Bulldozer zu einer Art Mini-Panzer um und zerstörte damit 13 Gebäude in Granby, darunter das Rathaus und das Haus des ehemaligen Bürgermeisters, bevor er sich mit einer Schusswaffe selbst das Leben nahm.
Andrei hatte von dieser Geschichte gehört, die er dann um Elemente des Buches Hiob aus der Bibel und aus "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist anreicherte. Gedreht wurde in Dörfern und Städten auf der Kola-Halbinsel an der Barentssee im Nordwesten Russlands sowie in der Stadt Poschechonje in Zentralrussland. Die Innenaufnahmen entstanden in Moskau.
Die bissige, gut gemachte Gesellschaftssatire, in großem Maßstab dargeboten, begeisterte die Kritiker und das Publikum weltweit. Nominiert für den Oscar, den Europäischen Filmpreis und den Britischen Filmpreis als "Bester nicht englischsprachiger Film", gewann "Leviathan" diesen Preis bei den Golden Globes. In Cannes wurde er für das "Beste Drehbuch" prämiert.
Kritiker Tom Meek schrieb in "Cambridge Day": "Alles in allem ist der Film episch und anstrengend, aber vollkommen ohne toten Punkt. Er wirkt wie eine harte und anspruchsvolle Trainingseinheit für die Seele."
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