1863 kehrt ein junger irischstämmiger Mann (Leonardo DiCaprio) zurück in das Five Points-Stadtviertel von New York City, um Rache an Bill the Butcher (Daniel Day-Lewis) zu nehmen, der einst seinen Vater (Liam Neeson) tötete.
Es ist bekannt, dass Martin Scorsese ("The Wolf of Wall Street") aus New York City stammt, dort lebt und seine Stadt bereits in den Siebzigern mit Filmen wie "Mean Streets" und "Taxi Driver" auf Zelluloid verewigt hat. Hätte er damals das Geld aufbringen können, wäre "Gangs of New York" vielleicht schon 20 Jahre früher entstanden. Denn seitdem er 1970 das Sachbuch "The Gangs of New York: An Informal History of the Underworld" von Herbert Asbury aus dem Jahr 1927 gelesen hatte, war der Regisseur von dieser Periode der Stadtgeschichte fasziniert, die er für entscheidend für die Entwicklung der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika hielt: "Straße für Straße, Block für Block bildete sich die Demokratie heraus, indem die Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt lernten, miteinander zu leben. Wenn die Demokratie es nicht in New York City geschafft hätte, wäre sie nirgendwo sonst durchgekommen." Auf den Filmplakaten sollte es später heißen: "America was born in the streets."
1979 erwarb Martin die Verfilmungsrechte an dem Sachbuch, aber dann sollte es noch 20 Jahre bis zur Realisierung dauern. Es war abzusehen, dass eine solche Verfilmung teuer werden würde, denn vor Ort konnte man nicht filmen - die Stadt hatte sich zu stark verändert in den vergangenen 120 Jahren. Also musste man Kulissen errichten, was in diesem Fall in den Cinecittà-Studios von Rom geschah, wo der Ausstatter Dante Ferretti ganze Straßenzüge bauen ließ, dazu unter anderem ein Patrizierhaus, eine Kirche, einen Saloon, ein Theater und ein Spielkasino.
Um das Budget zu stemmen, tat sich Scorsese mit Produzent Harvey Weinstein und dessen Miramax Films zusammen. Der notorisch eigensinnige Weinstein und der selbstbewusste Filmemacher ergaben eine explosive Mischung, die dafür sorgte, dass sich die Suche nach der fertigen Schnittfassung über ein Jahr hinzog. Diskussionen über die Brutalität im Film und über die Länge des Streifens, den Scorsese mit drei Stunden, Weinstein bei höchstens zweieinhalb Stunden auf die Leinwände bringen wollte, wogten hin und her und verzögerten die Premiere, die eigentlich für Ende 2001 erwartet worden war. Die Anschläge auf das World Trade Center im September 2001 wurden als Begründung genannt, die Premiere zu verschieben, aber es war ein offenes Geheimnis, wie es hinter den Kulissen krachte und knirschte. Das Budget wurde um ein Viertel überschritten und betrug am Ende 100 Millionen Dollar.
Im Mai 2002 führte Martin bei den Filmfestspielen in Cannes einen 20 Minuten langen Ausschnitt als "Extended Preview" in Anwesenheit von Harvey vor, aber erst im Dezember sollte das Drama dann in einer 168 Minuten langen Fassung in die Kinos kommen. Ob die Weihnachtszeit für diesen teilweise sehr gewalttätigen Film die beste Veröffentlichungszeit war, sei dahingestellt; als hoffnungsvoller Oscar-Anwärter machte sich der Premierenzeitpunkt mit zehn Nominierungen einen Monat später bezahlt.
Die Kritiken waren freundlich, aber das definitive Scorsese-Meisterwerk, das sich manche ausgemalt hatten, wurde "Gangs of New York" nicht. Der ausladende und überfrachtete Film ist zu durcheinander geraten: Hervorragend inszenierte Sequenzen wechseln sich mit Wiederholungen und dem Verzetteln in Vignetten ab. Gerettet wird das Ganze durch die beeindruckende Ausstattung und Daniel Day-Lewis' grandiose Darstellung.
Mit weltweit 194 Millionen Dollar wurde das Werk ein Erfolg. Bei der Oscar-Verleihung ging der Film indes komplett leer aus: Für Film, Regisseur, Drehbuch, Hauptdarsteller Day-Lewis, Kameramann Michael Ballhaus, Schnitt, Ausstattung, Kostüme, Ton und den Song "The Hands That Build America" von U2 blieb es bei den Nominierungen. Bei den Golden Globes dagegen konnten Scorsese und U2 gewinnen; bei den Britischen Filmpreisen wurde Day-Lewis prämiert.
Ein US-Zuschauer lobt: "Ein unvollkommener Film, aber was für ein meisterlich unterhaltsamer unvollkommener Film. Von Daniel Day-Lewis' Leistung als möglicherweise einer der größten Schurken, die je im Kino erschienen sind, gekrönt, ist dies eine wundervoll detailierte Darstellung von New York City in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Bill the Butcher's moralischen, politischen und fremdenfeindlichen Vielschichtigkeiten spiegeln die Widersprüchlichkeiten aller Amerikaner. Martin Scorsese hat den Streifen gedreht, wie man ihn drehen sollte: Alle Bedenken über Bord schmeißend und vollen Herzens mit lebendigem Einfallsreichtum erzählen, der sich in jedem Winkel und jedem Ritz der gigantischen Five Points-Kulisse auf der Leinwand zeigt. Die dünne Handlung existiert nur, um uns in diese Welt mit ihren Figuren zu transportieren, um zu beobachten, aufzunehmen und auszukosten."
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