Auch wenn keine großen Stars mitspielen, man den Regisseur nicht kennt und die Prämisse bekannt vorkommt - das Horrorjuwel "Get Out" sollte man sich nicht entgehen lassen. Der Streifen ist nicht umsonst der Überraschungserfolg des Jahres. Welche Filme sind sonst noch sehenswert? Und für welche sollte man sich das Geld für eine Kinokarte sparen?
"Get Out"
Horror
USA
104 Minuten
FSK 16
US-Horrorfilm über einen jungen Schwarzen (Daniel Kaluuya), der mit seiner weißen Freundin (Allison Williams) deren Eltern (Catherine Keener und Bradley Whitford) auf dem Land besucht. Die Familie scheint zunächst kein Problem mit seiner Hautfarbe zu haben – doch bald häufen sich bedrohliche Vorkommnisse. Der Überraschungs- und Sensationserfolg des bisherigen Kinojahres. Wer hätte gedacht, dass ein Regiedebutant wie Jordan Peele - die eine Hälfte des Comedy Central-Duos Key und Peele -, der hier sein eigenes Drehbuch verfilmt hat, gleich einen solch meisterhaften Film offerieren würde? Witzig, unheimlich und zum Nachdenken anregend zugleich verflechtet der Streifen seine messerscharfe Gesellschaftskritik mit einer brillant wirkungsvollen und unterhaltsamen Geisterbahnfahrt.
Gedreht für das Äquivalent des Caterings beim Dreh eines "Guardians of the Galaxy", hat die Universal Pictures-Produktion weltweit bereits rund 200 Millionen Dollar eingespielt, unisono hymnische Kritiken erhalten und begeisterte Zuschauer zurück gelassen. Unser Kritiker Christopher Diekhaus bleibt da nur zu schreiben: "Bitte mehr davon! Trotz kleiner Schwächen zum Ende hin zählt der Film mit seiner schleichend-unbehaglichen Stimmung und treffsicheren Rassismus-Kritik zu den aufregendsten Grusel-Arbeiten der letzten Zeit."
Unsere Empfehlung: Reingehen!
"Sieben Minuten nach Mitternacht"
Fantasy
USA
108 Minuten
FSK 12
US-Fantasy-Film über einen zwölfjährigen Jungen (Lewis MacDougall), dessen Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist. Eines Nachts erscheint ihm ein riesiges Baummonster (Stimme von Bernd Rumpf, Synchronsprecher des Originalsprechers Liam Neeson), das ihm märchenhafte Geschichten erzählt und ihm so dabei hilft, mit dem nahenden Tod seiner Mutter (Felicity Jones) umzugehen. Patrick Ness hat sein eigenes Kinderbuch "A Monster Calls" (so auch der Originaltitel des Films) in ein Drehbuch adaptiert, das der Katalone Juan Antonio Bayona ("The Impossible") in ein fesselndes und ungewöhnlich bewegendes Werk über das Aufwachsen verwandelt hat. Dabei balanciert der Streifen geschickt düstere Themen und phantastische Elemente aus.
Bei Kritikern und Zuschauern ist die Studiocanal-Produktion gleichermaßen gut angekommen; leider haben bis jetzt zu wenige Kinogänger eine Eintrittskarte erworben. Das sollte sich in Deutschland ändern, findet unsere Rezensentin Bianka Piringer: "Der spannende, ergreifende, ungewöhnliche und oftmals überraschende Film kreist sehr intensiv um das aufwühlende Abschiednehmen."
Unsere Empfehlung: Reingehen!
"Victoria - Männer & andere Missgeschicke"
Komödie
Frankreich
96 Minuten
FSK 12
Französische Tragikomödie über eine leichtlebige Anwältin und allein erziehende Mutter (Virginie Efira) in Paris, die versucht, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Durch ihren neuesten Klienten (Melvil Poupaud) und durch ihren gehässigen Ex-Mann (Laurent Poitrenaux) gerät ihr Leben zusehends durcheinander. Die französischen Kritiker haben diese Alamode-Produktion mehr gelobt als die Zuschauer; mit einer halben Million verkaufter Tickets ist der für fünf Césars nominierte Streifen von Regisseurin und Drehbuchautorin Justine Triet ("Der Präsident und meine Kinder") kommerziell ein solider Erfolg geworden.
Unsere Kollegin Bianka Piringer befindet: "So wenig wie sich die Titelheldin vor lauter Pflichten und eigenen Ansprüchen retten kann, gelingt es dem Film, inhaltliche Prioritäten zu setzen. Er laviert zwischen Gerichtsdrama, Romantik und Psychokrise. Dennoch eignet sich das forcierte Chaos auch immer wieder als Humorfaktor, und es macht erneut Freude, die charismatische Schauspielerin Virginie Efira zu erleben."
"Einsamkeit und Sex und Mitleid"
Drama
Deutschland
119 Minuten
FSK 16
Deutsches Episoden-Drama, das anhand diverser, teilweise miteinander verknüpfter Geschichten ein Kaleidoskop zwischenmenschlicher Beziehungen entwirft. Insbesondere unterdrückte Begierden, Isolation und Enttäuschung stehen dabei im Fokus. Bisher hat Regisseur und Drehbuchautor Lars Montag für das Fernsehen gearbeitet, so unter anderem zwei "Kluftingerkrimis" und Folgen von "Heiter bis tödlich" und des "TATORT" inszeniert. In dieser X-Verleih-Produktion wagt er sich mit seinem Kinodebut an ein ganz anderes Kaliber.
Zusammen mit dem Autoren Helmut Krausser hat er dessen gleichnamigen Roman aus dem Jahr 2009 adaptiert und etwas mehr vom Drama-Kuchen abgebissen, als er das Publikum schlucken lassen kann. Das laut "Frankfurter Rundschau" "Feel Bad Movie erster Güte" verzahnt geschickt die Handlungsstränge von 13 Charakteren - ein Drittel der Buchvorlage -, die mit Beziehungs- und Bindungslosigkeit in Berlin geschlagen sind. Gut gespielt, in einzelnen Szenen auch berührend, aber mit den vielen verschiedenen Geschichten zu sprunghaft, um einen nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer zu hinterlassen. Das Drehbuch und die Nebendarsteller Eva Löbau und Rainer Bock sind für einen Deutschen Filmpreis nominiert gewesen.
"Regeln spielen keine Rolle"
Komödie
USA
127 Minuten
FSK 6
US-Komödie, die im Jahr 1958 spielt. Im Mittelpunkt steht eine Nachwuchsschauspielerin und fromme Baptistin (Lily Collins), die nach Los Angeles kommt. Dort wird sie von dem berühmt-berüchtigten Milliardär Howard Hughes (Warren Beatty) unter Vertrag genommen und gerät in allerlei amouröse und berufliche Verwicklungen. Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller Warren Beatty hatte mehr Zuschauer bei seinem verschusselten Oscar-Auftritt vor einem Vierteljahr als mit seinem Comeback-Film "Rules Don't Apply", seiner ersten Regiearbeit seit "Bulworth" von 18 Jahren.
Beatty evoziert das alte Hollywood mit diesem insgesamt leutseligen, aber auch sehr dünnen Werk, mit dem die Kritiker noch maßvoll umgingen, das den Zuschauern indes überhaupt nicht gefiel und welches dementsprechend an den Kinokassen implodiert ist. Lily Collins erhielt eine Golden Globe-Nominierung. Unser Kritiker Björn Schneider urteilt über die 20th Century Fox-Produktion: "Überzeugend gespielte, toll ausgestattete Hommage an das goldene Zeitalter Hollywoods, in der nur leider der Funke zwischen den beiden Hauptdarstellern nicht überspringen will."
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