"Guardians of the Galaxy", RTL, 20:15 Uhr
Eine Gruppe intergalaktischer Krimineller sind gezwungen zusammen zu arbeiten, um einen fanatischen Krieger (Josh Brolin) daran zu hindern, Kontrolle über das Universum zu erlangen.
Die Konkurrenz von Walt Disney Studios und deren Marvel Films musste 2014 schier verzweifeln. Wenn selbst ein obskurer Comic wie "Guardians of the Galaxy" von 2008 als Verfilmung ein Mega-Erfolg würde, was musste das Haus mit der Maus denn falsch machen, damit die Zuschauer mal keine Lust auf eine Marvel-Verfilmung der Marke Disney hätten?
Dank "Avengers" und Co. waren die Kassen prall gefüllt und das Selbstbewusstsein hoch, als Marvel-Präsident Kevin Feige 2010 erstmals "Guardians of the Galaxy" als zehnte Verfilmung im Marvel Cinematic Universe ankündigte und in Bezug auf den Comic selber das Wort "obskur" gebrauchte. Die prallen Kassen spiegelten sich einerseits in einem wahnwitzigen Budget von 232 Millionen Dollar wider, das Disney und Marvel für einen Streifen aufriefen, dessen Erfolgsaussichten angesichts des relativ unbekannten Ausgangsmaterials keineswegs gesichert schienen, und andererseits in den vielen bekannten Namen, die als Schauspieler oder für die Stimmen engagiert werden konnten: Glenn Close, Zoe Saldana, Bradley Cooper, Vin Diesel, Djimon Hounsou, John C. Reilly und Benicio Del Toro.
Für die Hauptrolle sprachen Joel Edgerton, Jack Huston, Jim Sturgess und Eddie Redmayne vor, die Produzenten gaben schließlich Chris Pratt den Zuschlag, der schon in einigen Streifen Nebenrollen übernommen hatte, aber mit diesem Science Fiction-Film als Star-Lord alias Peter Quill erstmals die Hauptrolle überantwortet bekam, sich den Part zu eigen machte und den Durchbruch zum Star schaffte. Die Regie vertrauten Disney James Gunn an, der mit etwas skurrileren Streifen wie dem Horrorfilm "Slither" und der Komödie "Super" die passende Wahl für ein Werk schien, in dem die Superhelden unter anderem aus einem Ast und einem Waschbären bestehen.
Die Rechnung ging wunderbar auf. Nach Dreharbeiten in den Londoner Shepperton Studios, bei denen Gunn Wert auf die Arbeit mit echten Kulissen und Masken legte, sowie einer Nachproduktion, in der 2750 visuelle Effekte eingefügt wurden, so dass die Bilder in "Guardians of the Galaxy" zu 90 Prozent am Computer erschaffen worden sind, kam der Film 2014 zur großen Begeisterung von Kritikern und Publikum in die Lichtspielhäuser. Der Streifen ist genauso respektlos wie die oft verrückten Comics und ebenso witzig, spannend, voller Herz und voll visueller Pracht.
Mit weltweit 733 Millionen Dollar Umsatz wurden die etwas anderen Superhelden ein Riesenerfolg und der dritterfolgreichste des Jahres hinter "Transformers: Age of Extinction" und "The Hobbit: The Battle of the Five Armies". Dazu kamen noch jeweils zwei Nominierungen für den Academy Award und den Britischen Filmpreis für die Maske und die Spezialeffekte.
Kritiker Nathan Bartlebaugh befand in "The Film Stage": "Der Film fängt die Spannung und die Zerstreuung eines Heranwachsenden ein, die sich einstellt, wenn dieser ein perfektes und wunderbar gezeichnetes 30-seitiges Comic-Heft liest."
"Das Appartement", 3sat, 22:05 Uhr
Ein Versicherungsangestellter (Jack Lemmon) macht Karriere, indem er seinen Vorgesetzten seine Wohnung für Seitensprünge leiht. Als er sich selbst verliebt, wird die Situation kompliziert.
Der Karrierehöhepunkt des Billy Wilder ("Some Like It Hot") einer an Höhepunkten reichen Karriere. Am Abend der Oscar-Verleihung am 17. April 1961 stand der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von "The Apartment" dreimal auf der Bühne und ging mit drei Academy Awards nach Hause: Für den "Besten Film", für seine Regie und sein zusammen mit dem langjährigen Partner I.A.L Diamond geschriebenen Originaldrehbuch. Dazu gewannen noch Ausstatter Alexandre Trauner und Cutter Daniel Mandell. Nominiert gewesen waren zudem Hauptdarstellerin Shirley MacLaine, Hauptdarsteller Jack Lemmon, Nebendarsteller Jack Kruschen, Kameramann Joseph LaShelle und der Tonverantwortliche Gordon Sawyer - insgesamt also zehn Nennungen.
Und das für einen Streifen, mit dem nicht alle Zeitgenossen einverstanden waren. So erzählte Fred MacMurray, dass ihn eine Frau auf offener Straße wegen dieses "dreckigen, miesen Films" beschimpft und mit der Handtasche geschlagen habe. In der Tat ist diese Geschichte über eheliche Untreue und außerehelichen Sex für das Jahr 1960 noch ziemlich gewagt. Aber weil Wilder's typischer Zynismus hier durch zärtlichen Humor, Romantik und wahrhaftes Pathos aufgelockert wurde, ergab dies die bestmögliche Mischung und begeisterte Industrie, Kritiker und Zuschauer gleichermaßen. Mit weltweit 25 Millionen Dollar Umsatz - das würde heute etwa 206 Millionen Dollar entsprechen - wurde die 3 Millionen Dollar teure United Artists-Produktion ein riesiger Erfolg.
Was das Werk aber laut Billy nicht war, ist eine Komödie, obwohl "The Apartment" als solche vermarktet und schon immer als solche eingeordnet wurde. Aber der leichtgewichtige Ton zu Beginn des Films weicht schnell einem düsteren; und es ist fraglich, ob ein Film, in welchem die Hauptdarstellerin Selbstmord begehen möchte, wirklich als Schenkelklopfer zu klassifizieren ist. In der Drama-Spalte ist das hervorragend gespielte Werk wohl besser aufgehoben, eines der schärfsten, bittersten, und trotzdem erfolgreichsten Billy Wilder-Werke über den Preis der Menschlichkeit.
1994 nahm die US-Library of Congess "The Apartment" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in die National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer aus Wien schreibt: "Es ist schwierig, den Film einem bestimmten Genre zuzuordnen. Die scharfzüngigen, witzigen Dialoge und Jack Lemmon's urkomische Mimik sprechen für eine Komödie. Aber man kann die tragischen Elemente nicht übersehen, die einen nachdenklich stimmen. Dann wiederum funktioniert der Streifen auch auf einer satirischen Ebene und behandelt die Unternehmenskultur der damaligen Zeit: Die Manager - Frauen fehlen natürlich in der oberen Ebene - scheinen ihre Firma als einen gigantischen Harem zu betrachten. Das Bemerkenswerte ist, wie perfekt sich diese drei Qualitäten miteinander vermischen, ohne je aus der Balance zu geraten. Manchmal erbauend, manchmal deprimierend, manchmal beides zugleich. Und ich muss noch einen Film sehen, der solche witzigen und gut getimten Dialoge aufbietet, so viele zitierfähige Dialoge und eine Besetzung, welche diese so toll von sich gibt. Darüber hinaus entschied sich Billy Wilder, das Werk in Schwarzweiß und Breitbild zu drehen, mit wunderschöner, leuchtender Photographie, die dem Film eine ganz spezielle melancholische Stimmung verleiht."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm