Heute Nacht ist Michael Ballhaus gestorben, wie gerade eben bekannt geworden ist. Der 81 Jahre alte Künstler, einer der besten Kameramänner der Filmgeschichte, dessen Markenzeichen die 360 Grad-Kamerafahrt gewesen ist, verstarb den Angaben seiner Familie zufolge nach kurzer, schwerer Krankheit in seiner Wohnung.
Der am 5. August 1935 in Berlin als Sohn von Theaterschauspielern geborene Ballhaus startete nach einer Photographenausbildung seine Karriere 1959 beim Fernsehen, wo er beim Südwestrundfunk Rainer Werner Fassbinder kennen lernte. Mit dem Regisseur bildete er ab 1971 ein kongeniales Duo; zusammen drehten sie 15 Filme, darunter "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" von 1972 und "Despair" von 1978, für die er jeweils den Deutschen Filmpreis erhielt.
1983 wechselte Michael für das Drama "Baby It's You" von John Sayles in die USA; erst nach New York City, dann nach Hollywood. 1985 filmte er für Martin Scorsese "After Hours" ("Die Zeit nach Mitternacht") und ein Jahr darauf "The Colour of Money" ("Die Farbe des Geldes"), womit er sich als einer der gesuchtesten Kameramänner der Welt qualifizierte. Noch weitere fünf Filme sollte er mit Scorsese drehen. Dazu kamen Kooperationen mit Francis Ford Coppola ("Bram Stoker's Dracula"), Robert Redford ("Quiz Show"), Wolfgang Petersen ("Outbreak") und Mike Nichols ("Die Waffen der Frauen").
Ballhaus erhielt drei Oscar-Nominierungen für "Nachrichtenfieber" von 1987, "Die fabelhaften Baker Boys" von 1989 und "Gangs of New York" von 2002.
1958 hatte Michael die Schauspielerin Helga Betten geheiratet, mit der er die Söhne Sebastian und Florian hatte, die ebenfalls in der Filmbranche arbeiten. Helga starb 2006 in Los Angeles, und ein Jahr darauf nahm der Künstler seinen Hauptwohnsitz in Berlin-Zehlendorf. Seine letzte Arbeit war "3096 Tage" von Sherry Hormann, seiner zweiten Ehefrau, im Jahr 2013. Ein Jahr darauf zog er sich mit der Mitteilung, dass er langsam erblinde, aus dem Filmgeschäft zurück. Einer seiner letzten großen öffentlichen Auftritte war die Entgegennahme des Ehren-Bären auf der letztjährigen Berlinale.