Ein pragmatischer U.S. Marine (Matthew Modine) beobachtet die entmenschlichende Wirkung des Vietnam-Kriegs auf seine Kameraden, angefangen im brutalen Ausbildungslager bis zu den blutigen Straßenkämpfen in Hue.
Dieses Meisterwerk zerfällt deutlich in zwei Teile. Wohl alle Kritiker und Zuschauer sind sich einig, dass der erste im Boot Camp mit einem brillanten R. Lee Ermy als sadistischem Ausbilder Sergeant Hartman - der Name ist Programm - der wesentlich stärkere ist. Hier begründet sich der Ruf dieses 30 Millionen Dollar teuren britischen Dramas. Der zweite Part in Vietnam nimmt sich dagegen ausläppernd und ziellos, vor allem aber nicht so kraftvoll wie vergleichbare Vietnam-Werke wie "Platoon", der ein Jahr zuvor in die Kinos gekommen war.
Nach "The Shining" von 1980 kreiste Regisseur und Drehbuchautor Stanley Kubrick für sein nächstes Projekt um die Idee eines Holocaust-Films, bevor er nach der Lektüre des Sachbuchs "The Short-Timers" ("Höllenfeuer") aus dem Jahr 1979 von Gustav Hasford, eines ehemaligen Sergeants im Marine Corps, auf den Geschmack kam, seinen Beitrag zum Vietnam-Film zu leisten. In typischer Kubrickscher Manier führte der Filmemacher jahrelang Gespräche mit Hasford über dessen Erfahrungen und las sich ab 1983 so viel wie möglich über den Vietnam-Krieg an, studierte Photos, Dokumentationen und Erfahrungsberichte. Da lagen die Dreharbeiten, die in ebenfalls typischer Kubrick-Art rund ein Jahr statt der üblichen sechs Wochen andauern sollten, noch drei Jahre in der Ferne.
Was man kaum glauben mag, wenn man den Streifen gesehen hat - er entstand ausschließlich in London und England. Der unter Flugangst leidende Stanley verließ seine Wahlheimat Großbritannien seit den Dreharbeiten zu "Lolita" ein viertel Jahrhundert zuvor nicht mehr. So filmte man die Boot Camp Szenen auf einem ehemaligen Stützpunkt der Royal Air Force in Cambridgeshire und die Kriegsszenen in Vietnam auf dem Grundstück eines für den Abriss vorgesehenen Gaswerks im Osten Londons. Dies bearbeiten die Ausstatter mit Abrissbirnen im Vorfeld, um ihm das angemessene Aussehen eines Kriegsschauplatzes zu verleihen. Um etwas mehr Asien nach Nordeuropa zu bringen, ließ Kubrick Palmen aus Spanien und mehrere tausend Pflanzen aller Art aus Hongkong einfliegen.
Schlussendlich gelang Stanley hier kein, wie gesagt, besonders originelles Werk, aber der intensive, straff konstruierte und manchmal bitterböse Streifen schafft es äußerst wirkungsvoll, seine Themen zu vermitteln. Die Warner Brothers-Produktion erhielt 1987 sehr gute Kritiken und wurde mit 46 Millionen Dollar Umsatz in den US-Lichtspielhäusern ein Erfolg.
Die Industrie und die Preisverleiher ließ "Full Metal Jacket" - der Titel bezieht sich auf das Vollmantelgeschoss von Kriegswaffen - aber recht kalt. Es gab bloß vereinzelte Nominierungen. Kubrick und Hasford wurden für ihr Adaptiertes Drehbuch für den Academy Award vorgeschlagen, Nebendarsteller Emry für den Golden Globe nominiert und Ton und Spezialeffekte erhielten BAFTA-Nominierungen.
Ein Zuschauer aus dem US-Bundesstaat Texas meint: "Die Struktur des Films mit den beiden kaum verbundenen Teilen ist etwas unorthodox. Aber der Film funktioniert aufgrund seiner nie nachlassenden Intensität. Die Begleitung durch Pop-Songs verdeutlicht gut die kulturelle Trennung zwischen dem kriegszerrissenen Vietnam und dem gleichgültigen Amerika. Ab und zu tut es der Seele gut, einen Kriegsfilm anzuschauen, so wie ein Geschichtsbuch zu lesen. Es bringt die eigenen Probleme in eine Perspektive. Daran gemessen, ist dieser packende Streifen besser als die meisten anderen Kriegsfilme. Eine drohende Dunkelheit schwebt ständig über den Köpfen der heldenhaften Opfer wie das Schwert des Damokles."
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