Ein früherer Neo-Nazi (Edward Norton) versucht seinen jüngeren Bruder (Edward Furlong) davon abzuhalten, den gleichen Weg einzuschlagen, der ihn zum Mörder gemacht und ins Gefängnis gebracht hat.
Schon das Filmplakat zu diesem Drama von 1998 kommt provokant daher: Da fasst sich der mit nacktem Oberkörper abgelichtete Edward Norton mit der Hand an seine Herzseite - wo ein riesiges tätowiertes Hakenkreuz zu sehen ist. Der Film ist teilweise ähnlich harter Tobak und hat mit der berüchtigten Asphaltkantenszene wohl in der Realität auch tatsächlich Nachahmungstäter inspiriert, die 2012 einen Jungen in der Uckermark ermordeten.
Indes lässt das packende Werk keinen Zweifel daran, dass seine Sympathien nicht auf Seiten der amerikanischen Neonazis liegen, woran auch die großartige und glaubwürdige Darstellung von Norton, die mit einer "Oscar"-Nominierung honoriert wurde, einen großen Anteil hat.
Dass "American History X" solch ein Meisterwerk geworden ist - eine kunstvoll verschachtelte Reflexion über Gewalt und Rassismus - grenzt fast an ein Wunder, denn in der Postproduktion tobte eine Auseinandersetzung im Schneideraum. New Line Cinema nahmen Regisseur Tony Kaye praktisch den Film weg, nachdem sie mit seiner zweiten Schnittfassung, die sich sehr von der ersten unterschied, nicht zufrieden waren. Cutter Jerry Greenberg wurde beauftragt, eine dritte Fassung zu erstellen, die dann auch ins Kino kam. Kaye distanzierte sich von dieser und wollte sogar namentlich nichts mehr mit dem Film zu tun haben, was ihm von der Regisseursgilde Directors Guild of America (DGA) verwehrt wurde, woraufhin er diese und das Filmstudio auf Schadenersatz verklagte.
Trotz dieser widrigen Umstände behielt das Filmstudio am Ende Recht: Der Final Cut sorgte für positive Kritiken und begeisterte Zuschauer, auch wenn das Werk nicht in allzu vielen Kinos startete - "American History X" ist sicher vieles, aber nicht kompatibel mit dem Massengeschmack. Die 20 Millionen Dollar teure Produktion spielte weltweit nur 24 Millionen Dollar ein.
Auch ein kanadischer Zuschauer nimmt das Wort "Meisterwerk" in den Mund: "Ich wollte den Film sehen, seitdem mein Lehrer ihn in der 10. Klasse erwähnt hatte. Ich wünschte, ich hätte nicht all die Jahre gewartet, bis ich ihn dann endlich selbst gesehen habe, aber vielleicht war das auch ganz gut so, denn er hätte mich mit 14 Jahren vielleicht etwas traumatisiert. Dieser Film ist außerordentlich! Er bringt zum Nachdenken, er frustriert, man möchte schreien, und man weint sogar. Dieses Werk ist in so vielerlei Hinsicht bewegend - ich kann kaum beschreiben, wie echt und ehrlich er sich anfühlt."
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