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Zeugin der Anklage mit Marlene Dietrich
Zeugin der Anklage mit Marlene Dietrich
© United Artists

TV-Tipps für Sonntag (26.3.): Billy Wilder ruft Marlene Dietrich in den Zeugenstand

3sat zeigt Meisterwerk "Zeugin der Anklage"

"Wie angelt man sich einen Millionär", 3sat, 20:15 Uhr
Drei Frauen (Lauren Bacall, Betty Grable und Marilyn Monroe) suchen heiratswürdige Millionäre und finden statt dessen die wahre Liebe.

"How to Marry a Millionaire" war 1953 ein Riesenhit für 20th Century Fox. Die Komödie kostete 1,8 Millionen Dollar und spielte 8 Millionen Dollar ein, womit sie der vierterfolgreichste Streifen des Jahres in den USA wurde. Nicht unwesentlich trug dazu bei, dass es sich hierbei um das erste, allerdings erst hinter "The Robe" als zweites aufgeführte Werk im neuen Breitbild-Verfahren Cinemascope handelte, mit dem die Filmindustrie die Zuschauer von den kleinen Schwarzweiß-Fernsehern wieder in die Säle locken wollte. Denn die Besucherzahlen waren seit 1947 in den Sinkflug gegangen. Nun zeigte der Film des rumänischen Regisseurs Jean Negulesco, der seit 1927 in den USA arbeitete, nicht nur die drei Hauptdarstellerin Seite an Seite auf der breiten Leinwand, sondern auch viele Stadtansichten von New York City, so dass der Streifen auf diese Art auch ein Zeitdokument ist.

Das Drehbuch von Nunnally Johnson ("The Dirty Dozen") basiert auf den beiden Theaterstücken "The Greeks Had a Word for It" von Zoe Atkins aus dem Jahr 1929 und "Loco" von Dale Eunson und Katherine Albert aus dem Jahr 1946 und bietet vergnügliche Unterhaltung mit witzigen Einfällen, die eingerahmt werden von den genannten Stadtansichten und eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen. Das Werk erhielt eine Oscar-Nominierung für die Kostüme.

Eine US-Zuschauerin findet: "Zugegeben: Die Idee des Ganzen, dass drei gut aussehende Frauen sich mindestens einen reichen Gatten angeln, ist ziemlich widerlich. Aber die schauspielerischen Darstellungen sind zur Perfektion gemeißelt und die Zeit so atmosphärisch eingefangen, dass der Film zum wahren Vergnügen wird. Wenn man sein soziales Gewissen und seine Abneigung gegen die restriktiven Rollenmuster, die damals insbesondere Frauen einschnürten, hinten anstellen kann, dann kann man die Kulissen, die Kleider, die Musik, die kauzig gezeichneten Figuren und die abgeflachte Fünfziger-Version früherer Screwball-Komödien genießen."



"Zeugin der Anklage", 3sat, 21:40 Uhr
Ein erfahrerer britischer Anwalt (Charles Laughton) verteidigt ein Mann (Tyrone Power) in einem Mordverfahren, in dem sich Überraschung auf Überraschung türmt.

Ein höheres Lob kann man sich als Filmemacher kaum wünschen: "Alles, was ich an Verfilmungen meiner Werke gesehen habe", so Agatha Christie, "fand ich ausgesprochen scheußlich - bis auf 'Zeugin der Anklage' von Billy Wilder."

In der Tat ist dieser mitreißende und witzige Kriminalfilm aus dem Jahr 1957 eine der besten Christie-Adaptionen und zugleich einer der besten Streifen des österreichischen Regisseurs, der seit 1933 in Hollywood arbeitete. Die schauspielerischen Glanzleistungen insbesondere von Marlene Dietrich und Charles Laughton und die perfekte Inszenierung von Billy, welche die Spannung bis zum buchstäblich letzten Moment aufrecht erhält, paaren sich zu einem Meisterwerk, das von Anfang an bis heute hymnische Kritiken erhalten hat und ein Publikumserfolg wurde.

"Witness of the Prosecution" geht auf die Kurzgeschichte "Traitor's Hand" zurück, die 1925 in der britischen Zeitschrift "Flynn" veröffentlich worden war und dann 1933 erstmals unter dem späteren Filmtitel in einer Kurzgeschichtensammlung der englischen Autorin erschien. Agatha adaptierte den Stoff rund 20 Jahre später für das Theater, wo er 1953 erst in London und ein Jahr später am New Yorker Broadway zum Hit wurde, der bis 1956 über 600 Mal aufgeführt wurde, so dass United Artists die Verfilmungsrechte erwarben.

Auch wenn die Handlung in London spielt, entstanden doch alle Aufnahmen in Hollywood. Es wurde Tyrone Power's letzter Film. Der Schauspieler starb 1958 während der Dreharbeiten an seinem nächsten Werk "Solomon and Sheba" in Spanien an einem Herzinfarkt.

Der Streifen wurde für sechs Academy Awards nominiert: Als "Bester Film", für die Regie, für Hauptdarsteller Charles Laughton, für Nebendarstellerin Elsa Lanchester, für den Schnitt und für den Ton, doch der Oscar-Jahrgang 1958 wurde von "The Bridge on the River Kwai" dominiert.

Ein kanadischer Zuschauer schwärmt: "Ich kann die Qualität dieses Films gar nicht genug loben. Als der Streifen uraufgeführt wurde, wurden die Zuschauer von einer Stimme über dem Abspann aufgefordert, anderen nicht das Ende zu verraten. Damals waren überraschende Enden noch nicht so allgegenwärtig wie heute, und bestimmt hat der Schluss einige Kinogänger wie der Blitz getroffen. Es sind von den Figuren bestimmte, anregende Werke wie dieses, das einen daran erinnert, welches Potential große Gerichtsfilme haben können. Hier gelingt es, einen in atemloser Spannung zu halten und zugleich witzig, sarkastisch und intelligent zu sein. Billy Wilder war ein Genie auf so viele Art und Weisen."



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