Zwei Schwestern kämpfen für Frauenrechte. Juliane (Jutta Lampe) ist eine Journalistin und Marianne eine Terroristin (Barbara Sukowa). Als Marianne inhaftiert wird, fühlt sich Juliane verpflichtet, ihr zu helfen, trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten, wie man zu leben hat.
Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta ("Hannah Arendt") feiert heute ihren 75. Geburtstag. Mit diesem westdeutschen Drama feierte die damals 39-Jährige 1981 ihren Durchbruch. "Die bleierne Zeit" gewann den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig und den Deutschen Filmpreis. Barbara Sukowa, die hier erstmals mit von Trotta zusammen arbeitete und noch weitere sechs Mal unter ihr spielen sollte, erhielt ebenfalls den Deutschen Filmpreis; Jutta Lampe war nominiert.
Das Drama lehnt sich an den Werdegang von Christiane und Gudrun Ensslin an. Erstere war eine der Mitbegründerin der Zeitschrift "Emma", während Letztere Mitglied der Rote Armee Fraktion wurde. Mit dem Titel der "bleiernen Zeit" sind aber nicht die vom RAF-Terrorismus überschatteten Siebziger, sondern die Fünfziger gemeint, in denen die Schwestern sozialisiert wurden. "Das ist meine Generation", erklärte die Filmemacherin. "Man lebte damals wie unter einer Bleikappe des Schweigens. Man spürte, da war etwas in der Vergangenheit, im Krieg, aber wir wurden darüber nicht aufgeklärt. Aus diesem Unwissen wollten wir ausbrechen. Das war ja auch ein Auslöser für die erste RAF-Generation, zu den Mitteln der Gewalt zu greifen."
Dass von Trotta die Opfer des Terrorismus völlig ausblendet, empfanden manche Kritiker als problematisch, dennoch gelang ihr ein diskussionswerter Beitrag, der sich dem Thema aus einer subjektiv-persönlichen Ebene näherte. Mit knapp 600 000 Besuchern wurde "Die bleierne Zeit" auch beim Publikum zum Erfolg.
Ein Zuschauer aus Chicago schreibt: "Margarethe von Trotta nimmt die Geschichte dieser Schwestern und erschafft so etwas wie eine historische Arbeitsfläche, wie es Orson Welles mit der Figur von Randolph Hearst in 'Citizen Kane' gemacht hat, um ein breites Themenspektrum des politischen und sozialen Lebens zu erforschen. Der Film ist dabei bemerkenswert ausgewogen, wenn er auch wesentlich mehr Zeit mit der Journalistin verbringt, und schafft es, beide Frauen in einem verständnisvollen Licht zu zeigen. Die beiden Hauptdarstellerinnen sind dabei außerordentlich und ihre gemeinsamen Szenen zählen mit zu den am besten gespielten Szenen, die ich kenne."
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