Die 67. Internationalen Filmfestspiele von Berlin sind eröffnet. Am Abend sind Stars wie Senta Berger, Wotan Wilke Möhring, Richard Gere und Volker Schlöndorff in den Berlinale Palast am Potsdamer Platz gekommen, um sich von Festivaldirektor Dieter Kosslick und Moderatorin Anke Engelke die Jury und die Wettbewerbsfilme vorstellen zu lassen.
Dass es Kosslick letztes Jahr gelungen war, Meryl Streep als Jury-Präsidentin zu gewinnen, war ein medienwirksamer Coup gewesen. Der niederländische Regisseur Paul Verhoeven kann da in Sachen Glamour-Faktor nicht mithalten, und so verwunderte es nicht, dass es wohl selten so leicht war, einen Platz in der vormittäglichen Pressekonferenz zu erhaschen.
Neben Jury-Präsident Verhoeven stellten sich die tunesische Produzentin Dora Bouchoucha Fourati, der als Sohn isländischer Eltern in Dänemark geborene Künstler Olafur Eliasson, die US-Schauspielerin Maggie Gyllenhaal, die deutsche Schauspielerin Julia Jentsch, der mexikanische Schauspieler Diego Luna und der chinesische Regisseur und Drehbuchautor Wang Quan’an den Fragen der Journalisten in der halbstündigen Pressekonferenz.
Diese durchzog das Missverständnis, dass manche Journalisten die Jury nach den Beweggründen der Filmauswahl und der politischen Ausrichtung des Festivals fragten. Dass die Jury nun gerade nicht die Streifen auswählt, über die sie dann zu richten haben, musste der Moderator dann besonders einem russischen Reporter heimleuchten, der fragte, warum es denn nun schon seit zwei Jahren keinen russischen Film mehr im Wettbewerb gebe. Sei das eine Strafaktion wegen Syrien oder der Ukraine? Oder seien russische Filme so schlecht?
Paul Verhoeven stellte ganz unmissverständlich klar: "Ich weiß nichts von einer politischen Botschaft, sondern möchte gute Filme sehen und unterschiedliche Stimmen hören. Wir freuen uns auf unterschiedliche Werke und erhitzte Diskussionen in der Jury." Hastig schob er nach: "Mit Respekt." Was das aktuelle Kinogeschehen betreffe, bedauerte der Filmemacher die Infantilisierung. Hollywood drehe aus kommerziellen Gründen kaum noch reine Filme für Erwachsene, sondern überwiegend solche, die sich an ein jugendliches Publikum wendeten.
Olafur Eliasson ergänzte: "Berlin ist ein spannendes Festival, weil es so breit gefächert ist." Große Kunst könne jede Form annehmen; ihn fasziniere es als Outsider des Kinobetriebs, wenn er auf der Leinwand ein Gefühl aus seinem Leben wiedererkenne: "Dann ist es fast so, als ob der Film mich sieht und nicht ich ihn. Es ist gut, gerührt zu werden, und nicht gleichgültig zu sein."
Vor fünf Jahren saß Jake Gyllenhaal in der Berlinale-Jury, nun ist seine Schwester da, die verriet, dass sie sich bei ihrem Bruder vorab erkundigt habe, ob sie den Posten übernehmen wolle. "Er sagte, ich solle das machen; für ihn sei es eine tolle Erfahrung gewesen: Man sehe Filme, von denen man noch nie gehört habe mit Künstlern, die man nicht kenne. Das sei sehr spannend", so Maggie.
Zur Mittagsstunde begann dann die Arbeit der Rezensenten: Leider nicht im beeindruckenden Berlinale-Palast, sondern in den gewöhnlichen Multiplexen die Straße runter lief "Django" an, der deutlich weniger Star Power als in den beiden Vorjahren mit George Clooney und Juliette Binoche aufbot. Aber ein würdigerer Auftaktfilm in Sachen Qualität ist als "Nobody Wants the Night" und "Hail, Caesar!". Zum Applaus reichte es zwar nicht und dann mutmaßlich zum Bären auch nicht, aber vielleicht für Hauptdarsteller Reda Kateb - aber vielleicht blieb der Beifall auch aus, weil niemand der Anwesenden wusste, ob es jetzt am Ende dieses alles andere als leichtgewichtigen französischen Dramas schicklich sein würde zu klatschen.