"Eins, zwei, drei", 3sat, 20:15 Uhr
Einem Coca Cola-Manager (James Cagney) wird im geteilten, aber noch nicht durch die Mauer getrennten Nachkriegs-Berlin die Aufgabe übertragen, sich um die vergnügungstolle Tochter (Pamela Tiffin) seines Bosses (Howard St. John) zu kümmern.
Richtiges Timing ist das Rezept für eine erfolgreiche Komödie. Insofern muss es Billy Wilder ("Some Like It Hot") wie ein böser Scherz vorgekommen sein, dass seine so zeitgemäße Komödie "One, Two, Three" von einem auf den anderen Tag aus der Zeit gefallen schien - und der entsprechende Misserfolg an den Kinokassen eigentlich schon während der Dreharbeiten feststand.
Der österreichische Hollywood-Regisseur hatte sich entschieden, den Einakter "Egy, ketto, harom" des ungarischen Autors Ferenc Molnár aus dem Jahr 1929 zu adaptieren, mit dem sich dieser über den Turbo-Kapitalismus amerikanischer Prägung lustig gemacht hatte, und die Handlung in die 1961 heißeste Stadt der Welt zu verlegen und auch dort zu drehen: Berlin. Damals zwar in einen Ost- und drei Westsektoren getrennt, aber noch nicht durch die Mauer zerschnitten.
Wilder schrieb mit seinem langjährigen Drehbuchpartner I.A.L. Diamond ein Drehbuch, das sich über alles und jeden lustig machte, der ihnen unter die Schreibmaschinen-Lettern kam: Amerikaner, Sowjets, Westdeutsche und Ostdeutsche bekamen alle ihr Fett weg in einer Wirbelwind-Komödie. Der Anspruch des Filmemachers: "Wir wollten die schnellste Komödie aller Zeiten drehen."
Das Problem: Mitten in den seit Juni 1961 dauernden Dreharbeiten ließ die DDR-Regierung die Mauer bauen. Das warf die Produktion zweifach aus der Bahn: Zum Einen konnte man jetzt nicht mehr am Brandenburger Tor drehen, sondern musste es im Filmstudio in München-Geiselgasteig nachbauen und dort filmen. Den Rest hatte man sowieso nicht im sowjetischen Sektor filmen können: So sehen geschulte Augen selbst in den in Ost-Berlin spielenden Szenen die Matthäus-Kirche im Tiergarten und die Ruinen des Anhalter Bahnhofs in Kreuzberg im Hintergrund.
Zum Zweiten musste überlegt werden, wie man den Kinobesuchern nun eine Geschichte präsentieren wollte, die noch darauf baute, dass man sich in Berlin frei bewegen konnte. Wilder änderte sein Werk nur dahingehend, dass er dem Film einen kleinen, von Cagney gesprochenen Prolog voranstellte, der klarstellte, dass die Geschichte vor dem Mauerbau spielte. Das reichte indes nicht. Nach Lachen war in Bezug auf Berlin nach dem 13. August 1961 niemand mehr zumute, und "One, Two, Three" floppte. In Deutschland wetterte die Berliner Boulevardzeitung über den "scheußlichen Film über Berlin".
In den USA - wo man von den sensiblen deutschen Empfindungen bezüglich der geteilten Stadt entfernt war - sah man das schon realistischer: "Eine temporeiche, schrille, bissige und zugleich leichtherzige Farce, vollgestopft mit aktuellen Gags und gewürzt mit satirischen Obertönen. Sie ist so furios schlagfertig, dass die Witze sich gegenseitig überholen", schrieb "Variety".
Aber sowohl das, als auch eine "Oscar"-Nominierung für Kameramann Daniel Fapp und zwei Golden Globe-Nominierungen als "Bester Film" und für Pamela Tiffin als "Beste Nebendarstellerin" bewahrten die United Artists-Produktion nicht vor dem Reinfall an den US-Kinokassen. Als der Streifen mit rund 20 Jahren Verspätung 1985 nochmal in die West-Berliner Kinos kam, standen die Zuschauer Schlange. Schlechtes Timing eben.
Ein Zuschauer aus Texas schreibt: "Diese ausgelassene Komödie wird mit jedem Sehen besser. James Cagney, der beweist, dass seine schauspielerische Bandbreite endlos ist, bringt sich mit einer superben Leistung in diesen unberechenbaren und extrem schnellen Film ein. Das Ganze geht reibungslos bis zum letzten Gag über die Bühne. Als Extras gibt es noch einige großartige Anspielungen. Ein Klassiker und eine weitere Perle von Billy Wilder."
"Der Spion, der aus der Kälte kam", 3sat, 23:30 Uhr
Ein englischer Agent (Richard Burton) in Ost-Berlin verfängt sich als weniger skrupelloser Mensch in den undurchsichtigen Systemen der internationalen Geheimdienste.
In dieser getreuen britischen Verfilmung des gleichnamigen Romans von John Le Carré aus dem Jahr 1963 werden keine Martinis geschlürft, keine Autoverfolgungsjagden mit dem Aston Martin absolviert oder glamouröse Damen verführt. "The Spy Who Came in from the Cold" ist sozusagen der Anti-James Bond. Hier ist alles grau, schmutzig, kalt sowohl in den Temperaturen als auch in den menschlichen Beziehungen, moralisch dubios, Gut und Böse gibt es nicht. Entsprechend drehte der US-Regisseur Martin Ritt ("Der Wildeste unter Tausend") in Schwarzweiß. Man könnte sagen: Dies ist ein realistischer Spionagefilm.
Die Paramount Pictures-Produktion konnte natürlich nicht vor Ort im kommunistischen Einflussbereich gedreht werden, sondern in den Ardmore Studios im irischen Bray und in den englischen Shepperton Studios in der Grafschaft Surrey.
Der spannende Thriller mit den hervorragenden Schauspielerleistungen auch deutschsprachiger Akteure wie Peter van Eyck und Oskar Werner erhielt 1965 gute Kritiken, wurde ein Erfolg beim Publikum und erhielt auch einige Anerkennung durch Preise und Nominierungen: Hauptdarsteller Richard Burton und die Ausstattung wurden für den Oscar nominiert, Nebendarsteller Oskar Werner gewann den Golden Globe, und es gab vier Britische Filmpreise als "Bester britischer Film", für Burton, für Kameramann Oswald Morris und Ausstatterin Tambi Larsen.
Ein Zuschauer aus New York City schwärmt: "Hier gibt es keine technischen Spielereien, Schuhtelephone oder sexy russische Agentinnen. Hier gibt es keine phantastische Handlung, einen Mikrofilm wiederzubeschaffen, der in den Kronjuwelen versteckt ist. Der Held trägt nicht mal eine Waffe. Statt dessen wird der Kampf mit purer Intelligenz, politischer Manipulation und Täuschungen ausgetragen. So wie Stanley Kubrick's "2001" mit Science Fiction-Klischees aufräumen sollte, tat es dieser Film mit dem Spionage-Genre. Die Schauspieler sind perfekt, das Drehbuch intelligent. Der beste Part des Streifens ist für mich indes die unglaubliche Kameraarbeit und Beleuchtung. Dies ist eines der Werke, das demonstriert, dass Schwarzweiß nicht einfach nur ein Filmmaterial ist, sondern eine Kunstform für sich. Dunkelheit und Licht, Schärfe und Unschärfe, Schatten und Kontraste werden voll ausgekostet."
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