Der englische Schauspieler John Hurt ist gestern im Alter von 77 Jahren gestorben, wie sein Agent gegenüber der BBC bestätigt hat. Eine Todesursache ist nicht bekannt, aber vor zwei Jahren hatte Hurt bekannt gegeben, dass er unter Bauchspeicheldrüsenkrebs litt.
John war einer der profiliertesten britischen Darsteller, dessen Karriere über ein halbes Jahrhundert umfasst und dessen originäre Stimme allein für Animationsfilme wie "Lord of the Rings", "Watership Down" und "The Black Cauldron" ("Taran und der Zauberkessel") und zahlreiche Erzählerstimmen gesucht war. Bekannt wurde er durch seine Rollen in "Midnight Express", "Alien" und "The Elephant Man", aber auch jüngeren Zuschauern dürfte er etwas durch sein Mitwirken als Mr. Ollivander in der "Harry Potter"-Reihe sagen.
Hurt wurde am 22. Januar 1940 in Chesterfield in der Grafschaft Derbyshire geboren. Seine Mutter war Ingenieurin und sein Vater Vikar. Schon während seiner Schulzeit Ende der Vierziger entwickelte sich - trotz des Widerstands seiner Eltern - seine Leidenschaft für das Schauspiel. Mit 17 Jahren schrieb er sich an der Grimsby Art School an, wo er Kunst studierte. 1960 gewann er ein Stipendium an der Royal Academy of Dramatic Arts, wo er für zwei Jahre studierte.
1962 spielte er zum ersten Mal eine Rolle in Fernsehserien und auf der Leinwand in einer Nebenrolle in dem Drama "The Wild and the Willing". Der erste bemerkenswerte Streifen, an dem der damals 25-Jährige mitwirkte, war der Oscar-Gewinner "A Man of All Seasons" von 1966. Es folgten, bis zum Durchbruch Ende der Siebziger, zahlreiche Rollen in Film und Fernsehen. 1972 erhielt Hurt eine Nominierung als "Bester Nebendarsteller" in dem Kriminalfilm "10 Rillington Place" ("John Christie, der Frauenwürger von London"). Den Fernsehzuschauern wurde er durch seine mit dem Britischen Filmpreis gewürdigte Leistung in dem Fernsehfilm "The Naked Civil Servant" ("Wie man sein Leben lebt") von 1975 und als Caligula in der gefeierten Mini-Serie "I, Claudius" ("Ich, Claudius, Kaiser und Gott") von 1976 bekannt.
Mit seiner Darstellung des eingesperrten Heroinsüchtigen Max in dem Drama "Midnight Express" schaffte John 1978 mit dem Höhepunkt seiner Karriere zugleich den endgültigen Durchbruch im Kino: Seine Nebendarstellung wurde mit einem Britischen Filmpreis (BAFTA), einem Golden Globe und einer Oscar-Nominierung gewürdigt. Nun ging es Schlag auf Schlag: Ein Jahr darauf spielte Hurt in "Alien" mit, für den er für einen BAFTA vorgeschlagen wurde, wiederum ein Jahr später folgte seine gefeierte Titelrolle in "The Elephant Man", für den er den BAFTA als "Bester Hauptdarsteller" gewann sowie Nominierungen für den Golden Globe und den Oscar erhielt.
1984 spielte er die Hauptrolle in der George Orwell-Adaption "Nineteen Eighty-Four" und 1990 in dem Drama "The Field", für den er wieder eine BAFTA-Nominierung erhielt. In den Neunzigern war er unter anderem in "King Ralph", "Rob Roy" und "Contact" zu sehen. Ab 2001 spielte er in vier "Harry Potter"-Werken mit, wobei es seine Szenen in "Harry Potter and the Goblet of Fire" nicht auf die Leinwand schafften. Weitere populäre Streifen in jener Zeit waren "V for Vendetta" von 2006 und "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystall Skull" von 2008.
2009 übernahm er nach 24 Jahren wieder die Rolle des Quentin Crisp aus "The Naked Civil Servant" und erhielt für den Fernsehfilm "An Englishman in New York" prompt eine weitere und seine letzte Nominierung für den Britischen Filmpreis. 2012 wurde er für sein Lebenswerk mit einem BAFTA ausgezeichnet. Ein Jahr darauf wirkte er in einigen Episoden der Fernsehserie "Doctor Who" mit.
Auch für die Leinwand arbeitete John bis zuletzt: Aktuell ist er mit "Jackie" in den Kinosälen zu sehen; drei Werke befanden sich im Herbst 2016 in der Nachproduktion, die Dreharbeiten zu dem Drama "Darkest Hour", in dem er den ehemaligen britischen Premierminister Neville Chamberlain mimt, sind gerade abgeschlossen worden.
2004 war John Hurt von der Queen zum Ritter geschlagen worden. Er war viermal verheiratet und hat aus der dritten Ehe zwei Söhne im Alter von 23 und 26 Jahren. Neben diesen hinterlässt er seine Frau Anwen Rees-Meyers, eine Filmproduzentin, die er 2005 geheiratet hatte.