"Hafen im Nebel", Arte, 22:10 Uhr
Ein desertierter Soldat (Jean Gabin), den es nach Le Havre verschlagen hat, verliebt sich in eine Frau (Michèle Morgan), die gerade dabei ist, ihren Patenonkel (Michel Simon) zu erpressen - mit Konsequenzen für alle Beteiligten.
Der Nebel wabert - und der "poetische Realismus" erwacht. Regisseur Marcel Carné ist einer der bekanntesten Verfechter dieser Spielart des Kinos, die im Frankreich der dreißiger Jahre entstand. Filme, die zwar in der Realität verankert sind, in denen aber das Leidenschaftliche eine große Rolle spielt. Filmemacher wie Carné siedelten dabei ihre Geschichten am Rande der Gesellschaft an, zeigten die düsteren Seiten des Lebens, Sympathie für die Benachteiligten, Aufmerksamkeit gegenüber sozialen Problemen und stellten Außenseiter in den Mittelpunkt.
Und hier kommt Schauspielgigant Jean Gabin ins Spiel. Der damals 33-Jährige ist in in "Le quai des brumes" (so der Originaltitel) von 1938 das Sinnbild des französischen harten Kerls, eine ikonische Figur wie später Humphrey Bogart im US-Kino und überholte Charles Boyer als Superstar des französischen Kinos. Er spießt Würstchen mit einem Messer auf, redet grundsätzlich mit einer Kippe im Mundwinkel oder verabreicht Pierre Brasseur Schläge mit dem Handrücken. Daneben die zärtliche Michèle Morgan, die in einer Bettszene mitwirkt, die es im amerikanischen Kino so frühestens in den sechziger Jahren zu sehen gegeben hätte.
Großartig photographiert in einem atmosphärischen Spiel von Nebel und Schatten durch den deutschen Meisterkameramann und -pionier Eugen Schüfftan, nimmt das Drama mit seinem "süßen Gift des Pessimismus" ein. "Hafen im Nebel" war ein großer Erfolg, der Regisseur Carné sowohl Preise als "Bester Regisseur" bei den Französischen Filmpreisen wie auch auf den Filmfestspielen von Venedig einbrachte.
"Eines der großen Meisterwerke des französischen Kinos. So tief romantisch wie 'Casablanca', aber viel melancholischer", befindet ein irischer Zuschauer. "Nur die Hartherzigsten werden am Ende nicht vom Bedrängnis dieses Liebespaars gerührt sein. Michel Carné arbeitete hier in der Form seines Lebens, die Photographie von Eugen Schüfftan ist superb, und Alexandre Trauner baute Le Havre meisterhaft im Studio nach."
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