"Wer ist Hanna?", Pro7, 22:20 Uhr
Ein 16-jähriges Mädchen (Saoirse Ronan) wird von ihrem Vater (Eric Bana) zur perfekten Attentäterin ausgebildet. Ihr Ziel: Eine rücksichtslose Geheimagentin (Cate Blanchett) auszuschalten, die es auf das Leben von Vater und Tochter abgesehen hat.
Ein ziemlicher Sprung für den englischen Regisseur Joe Wright ("Pan"), der bis dahin mit sehr gesetzten Werken wie "Stolz und Vorurteil" oder "Abbitte" geglänzt hatte. Mit "Hanna" kredenzte er 2011 kinetisch aufgeladene Action, die auch in den Studios in Babelsberg und dessen Finale im Berliner Plänterwald gedreht wurden. Ihm gelang eine coole, einmalige Version eines Rache-Thrillers, auf viele Märchen anspielend, unterlegt mit pulsierender Filmmusik von The Chemical Brothers. Die großartigen schauspielerischen Leistungen - insbesondere von Titelheldin Saoirse Ronan, die damals tatsächlich 16 Jahre alt war - und die knackig choreographierten Action-Szenen machen das Sehvergnügen komplett.
Im Kino wollten trotz der recht guten Kritiken leider zu wenige Zuschauer wissen, wer Hanna ist. Das lässt sich heute Abend vor dem Fernseher nachholen. "Ein perfektes Beispiel dafür, wie visuelles Filmemachen eine eigentlich unterdurchschnittliche Geschichte auf ein neues Level heben kann", lobte Kritiker Tom Clift für "Moviedex".
"The American", ARD, 23:40 Uhr
Ein Waffenbauer und Auftragsmörder (George Clooney) schlüpft in einem italienischen Dorf unter, um einen letzten Auftrag auszuführen.
Viele amerikanische Besucher füllten am Kinoausgang die CinemaScore-Karten zur Frage, wie ihnen gerade der Film "The American" gefallen hatte, mit einem "D" aus - ins Deutsche übertragen so etwas wie eine "Sechs". Ein seltenes Ergebnis und Zeugnis großer Zuschauerfrustration. Das hatte sich die Film- und Produktionsgesellschaft Focus Features selbst zuzuschreiben. Im Vorfeld hatten sie den elegischen, langsamen und emotional verhaltenen Thriller von 2010 vermarktet wie einen Action-Film: Die Trailer deuteten ebenso darauf hin wie bereits das Kinoplakat, das George Clooney mit einer Waffe in der Hand rennend zeigt.
Gerannt wird hier aber nicht. Regisseur Anton Corbijn und Drehbuchautor Rowan Joffe ("Ich darf nicht schlafen") zeigen in wunderschönen, vor Ort in Italien gefilmten Bildern, wie Clooney hauptsächlich wartet. Die Spannung ergibt sich nur indirekt aus Details: Verrät er sich, erkennt ihn jemand, ist ihm jemand auf der Spur, wird er hintergangen? Clooney verkörpert den innerlich zerrissenen Killer ungewöhnlich zurückhaltend und hervorragend.
Das 20 Millionen Dollar teure Werk basiert auf dem Roman "A Very Private Gentleman" von Martin Booth aus dem Jahr 1990; die Filmmusik komponierte Herbert Grönemeyer, den Corbijn für dessen Album-Cover photographiert hatte und die befreundet sind. Vier Jahre später sollte der Musiker sogar einen Kurzauftritt im Thriller "A Most Wanted Man" des Niederländers absolvieren.
Der das Publikum enorm spaltende "The American" starb trotz guter Kritiken - auch aus oben genannten Gründen - einen schnellen Tod an den Kinokassen. Kritiker Matt Kellerman von "Las Vegas City Life" gehörte zu denjenigen, die das Werk in Schutz nahmen: "Für Zuschauer, die es vorziehen, sich in einen Film zu versenken, statt von ihm erschöpft zu werden, bietet dieser Film ein seltenes Erlebnis."
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