Ein Amerikaner (Liam Neeson) erwacht nach einem Unfall in Berlin aus dem Koma und muss entdecken, dass jemand anders (Aidan Quinn) seine Identität angenommen hat und ihm niemand - nicht mal seine Frau (January Jones) - glaubt. Mit Hilfe einer jungen Frau (Diane Kruger) versucht er zu beweisen, wer er ist.
Pech, wer 2011 den Trailer zu diesem US-Thriller gesehen hatte: In zweieinhalb Minuten erzählt die Werbung da (mal wieder) den ganzen Film. Aber auch sonst ist fraglich, ob der Film des Spaniers Jaume Collet-Serra eine Geschichte erzählt, die besonders überraschend ist. Das "verlorene Identität"-Motiv ist seit Hitchcock bekannt, und so faszinierend die Ausgangslage des Films ist - entscheidend ist, wie plausibel die Geschichte dann aufgelöst wird - und hier waren die Kritiker gemischter Meinung, wie gut das Drehbuch das schafft.
Das Skript basiert auf dem Roman "Hors de moi" ("Außerhalb von mir") des Franzosen Didier van Cauwelaert aus dem Jahr 2003. Die Handlung wurde für den Film von Paris nach Berlin verlegt. Nicht ganz zufällig. Die Studios Babelsberg waren Mitproduzent des Streifens mit Dark Castle Entertainment, wobei auch vier Millionen Euro aus dem Deutschen Filmförderfonds flossen. Im Gegenzug kam der Hollywood-Tross nach Berlin und bescherte der Hauptstadt wochenlange Dreharbeiten mit Autoverfolgungsjagden auf der Friedrichstraße, einem von der Oberbaumbrücke in die Spree stürzenden Taxi und Verfolgungen durch die U-Bahn-Stationen Platz der Luftbrücke und Bülowstraße.
Neben der Authentizitität der Schauplätze profitiert das Werk allerdings am meisten von der Präsenz des Hauptdarstellers Neeson - gerade so, dass die 30 Millionen Dollar teure Produktion ein immerhin noch mäßiger Erfolg wurde. Kritiker John Hanlon meint für "Big Hollywood": "Der Thriller macht Spaß und ist voller Action, aber einige riesige Handlungslöcher und einige lahme Wendungen ziehen den Film definitiv runter."
"The Town", ZDF, 23:30 Uhr
Während er seinen nächsten Raub plant, versucht ein langjähriger Bankräuber (Ben Affleck) die Gefühle für eine Bankangestellte (Rebecca Hall), die von einem seiner früheren Beutezüge betroffen gewesen ist, in sein Leben zu integrieren und dem FBI-Agenten (Jon Hamm) zu entgehen, der ihn und seine Bande überführen will.
Ben Affleck blieb mit seiner zweiten Regiearbeit bei seinen Leisten: Auf sein hervorragendes Debut "Gone Baby Gone", einem in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts - Affleck's Heimatstaat - spielenden Kriminalfilm ließ er drei Jahre später einen in Boston spielenden Kriminalfilm folgen. Dieser basiert auf dem Roman "Prince of Thieves" ("Endspiel") von Chuck Hogan aus dem Jahr 2004, den Affleck auch selbst als Drehbuchautor zusammen mit seinem High School-Klassenkamerad Aaron Stockard, mit dem er bereits bei "Gone Baby Gone" kooperiert hatte, und Debutant Peter Craig ("Mockingjay Teil 1 / Teil 2") adaptierte.
Ben reiste vorab nach Boston, wo der Großteil der 37 Millionen Dollar teuren Warner Brothers-Produktion vor Ort entstehen sollte, um zu recherchieren und geeignete Drehorte zu finden. "Ich wollte einen Film drehen, den ich persönlich erforscht und verstanden hatte", erklärte der Filmemacher zu seiner sorgfältigen Herangehensweise. Bei den Dreharbeiten wirkten viele Bewohner des Handlungsorts Charlestown, eines Vororts von Boston, als Statisten mit.
Auch mit seinem zweiten inszenierten Werk gelang Affleck ein sehenswerter Streifen, der durchweg gute Kritiken erhielt. Spannend, geschickt geschrieben und wunderbar besetzt, bewies der damals 38-Jährige, dass er mehr als eine Eintagsfliege auf dem Regiestühlchen war. "The Town" erhielt eine Oscar- und eine Golden Globe-Nominierung für Nebendarsteller Jeremy Renner und eine posthume für einen Britischen Filmpreis für den schon während der Dreharbeiten 2009 von seiner dann tödlichen Krebskrankheit gezeichneten Pete Postlethwaite. Mit weltweit 154 Millionen Dollar Umsatz wurde der Film auch beim Zuschauer ein Erfolg.
Kritiker Will Chadwick lobte in "We Got This Covered": "Die selbstsichere Inszenierung von Ben Affleck, toll temperierte Action-Sequenzen und brillanter Gebrauch von Drehorten machen den Film wirklich unterhaltsam."
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