"Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street", Kabel1, 23:55 Uhr
Benjamin Barker alias Sweeney Todd (Johnny Depp) eröffnet einen Barbierladen in London und bildet zusammen mit seiner Mitmieterin Mrs. Lovett (Helena Bonham Carter) eine Partnerschaft finsterer Machenschaften.
Die Worte "Musical" und "Tim Burton" kommen einem nicht unbedingt gleichzeitig in den Sinn - und auch viele Zuschauer, die 2007 sauer vorzeitig die Kinosäle verließen, hatten nicht damit gerechnet, dass der Filmemacher ("Edward Scissorhands") ihnen hier einen Streifen servierte, bei dem die Schauspieler - allesamt keine professionellen Sänger - ihre Stimme erheben würden. Paramount Pictures und Warner Brothers hatten in ihrer Werbekampagne die Tatsache, dass es sich hier um ein singendes, klingendes Spiel handelte, schlichtweg verschwiegen.
Offensichtlich waren die Filmstudios nervös, dass ein Musical beim Publikum auf Desinteresse stoßen würde. Kundige Besucher konnten dies durchaus wissen, denn das Werk basiert auf dem gleichnamigen Broadway-Musical "Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street" von Stephen Sondheim und Hugh Wheeler aus dem Jahr 1979. Burton war ein großer Fan des Stücks gewesen, das ihn mit seiner Mischung aus Musik und Makaberen ansprach. Schon in den Achtzigern plante er eine Kinoversion des Stoffes, dessen Hauptfigur der britischen Geschichtenreihe "The String of Pearls" von 1846 entstammt und schon mehrmals in Filmversionen zu sehen gewesen war, zuletzt 1970. Doch diese Pläne führten zu nichts.
Ein weiterer Regisseur, der das Musical gerne verfilmen wollte, war Sam Mendes ("Spectre"), der Anfang der nuller Jahre daran werkelte, die DreamWorks-Produktion dann aber zugunsten von "Jarhead" verließ. Das Studio bot Burton die Produktion an, der sich die Chance nicht entgegen ließ. Er brachte seine langjährigen Mitarbeiter Johnny Depp - ihre sechste Kollaboration - und Helena Bonham Carter - ihre fünfte Zusammenarbeit - mit und entschlackte zusammen mit Drehbuchautor John Logan ("Spectre") das dreistündige Musical. Einige Songs wurden ganz gestrichen, andere gekürzt und die Spielzeit so auf Kinosessel-freundlichere zwei Stunden reduziert.
Dass Tim keine professionellen Sänger engagierte und auch keine Lippensynchronisation einsetzte, war sicherlich ein Wagnis, das die beteiligten Studios, die sich zusammen getan hatten, um das Riskio des Investments von 50 Millionen Dollar zu reduzieren, ebenso beunruhigte wie die Tatsache, dass der Regisseur beim Darstellen diverser Grausamkeiten keinerlei Zurückhaltung walten ließ - das Filmblut floss literweise in den Londoner Pinewood Studios.
Doch immerhin: Die Manager ließen Burton freie Hand, und der überraschte bei seiner unterhaltsamen Musical-Premiere mit einem perfekt und meisterhaft in Szene gesetzten Werk, so dass man annehmen konnte, der Filmemacher habe so etwas schon häufig inszeniert. Die Schauspieler wiederum überraschten mit soliden gesanglichen Darbietungen.
"Sweeney Todd" erhielt fast durchweg gute Kritiken und wurde mit einem weltweiten Umsatz von 152 Millionen Dollar ein ordentlicher Erfolg an den Kinokassen. Dazu kam reichlich Anerkennung bei Industrie und Medien mit rund 100 Nominierungen. Francesca Lo Schiavo und Dante Ferretti erhielten einen "Oscar" für die Ausstattung; dazu waren Depp als Hauptdarsteller und Colleen Atwood für die Kostüme genannt.
Kritikerin Gail Pennington schrieb in der "St. Louis Post": "Der Film ist gleichermaßen verstörend wie fesselnd. Selbst Kenner des Broadway-Stücks werden die Geschichte mit einem frischen Blick sehen - es sei denn, sie halten sich die Augen zu."
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