Nach dem großartigen Start in der Vorwoche wird "Rogue One - A Star Wars Story" aller Voraussicht nach auch Weihnachten souverän von der Tabellenspitze der US-Kinocharts aus grüßen. Unter der Woche verzeichnete der Science Fiction-Film weiter exzellente Zahlen und sollte laut Analysten aus dem Fest mit zusätzlichen 65 bis 70 Millionen Dollar hervorgehen. Zwar starten gleich fünf Filme neu, aber neben einem gewissen Kannibalisierungseffekt einer so reichlichen Auswahl für das Publikum elektrisiert keine der Premieren so sehr, dass ihr zugetraut werden kann, dem Walt Disney-Platzhalter gefährlich werden zu können.
Am ehesten ist dies noch "Sing" zuzutrauen, der für Universal Pictures von Illumination Entertainment produziert worden ist, dem Animationsstudio hinter "Minions" und "Despicable Me". Der englische Regisseur und Drehbuchautor Garth Jennings ("The Hitchhiker's Guide to the Galaxy") hat hier seinen ersten Animationsstreifen verantwortet; ihm wurde als Co-Regisseur der Animationskünstler Christophe Lourdelet zur Seite gestellt, der bisher als Storyboard Artist unter anderem an "Minions" und "Despicable Me 2" gearbeitet hat. Dem Paar stand ein Budget von 75 Millionen Dollar zur Verfügung.
Diese scheinen schon mal gut in das Stimmmaterial angelegt worden zu sein: Die Besetzungsliste liest sich mit Scarlett Johansson, Reese Witherspoon, Jennifer Hudson, Matthew McConaughey, Seth McFarlane, Taron Egerton und John C. Reilly beeindruckend. Kritiken und Publikumsresonanz sind positiv, so dass Branchenkenner für diesen familienfreundlichen Streifen, der in 4022 Kinos gestartet ist, rund 45 Millionen Dollar voraussagen.
Solch ein Summe hätte man vor einigen Wochen wohl auch "Passengers" zugetraut, da er mit Jennifer Lawrence und Chris Pratt zwei angesagte Stars in den Hauptrollen präsentiert. Doch dann kamen die schlechten Besprechungen rein (Kritikerin Kate Erbland: "'Titanic' im Weltall? Nein, aber auf jeden Fall ist es eine Katastrophe!") und nun gehen Branchenkenner - auch weil die erste Mundpropaganda nur mäßig ist - von lediglich noch 16 bis 24 Millionen Dollar zum Auftakt aus, was möglicherweise nicht mal für eine Medaille reichen würde. 110 Millionen Dollar haben sich Columbia Pictures den Science Fiction-Film kosten lassen, der nun mit 3478 Kopien angelaufen ist. Je nachdem, wie schwach der Start ausfällt, könnte das Prestigeprojekt, das der Norweger Morten Tyldum ("The Imitation Game") geleitet hat, schnell in Schwierigkeiten geraten und müsste dann auf das Auslandsgeschäft hoffen.
Auch einige Hoffnungen waren in "Assassin's Creed" gesetzt worden, doch der Videospielfluch bleibt bestehen: Die erste überzeugende Verfilmung eines Videospiels steht weiterhin aus. Nachdem im Sommer bereits "Warcraft" künstlerisch nicht überzeugen konnte, fällt auch die 20th Century Fox-Produktion des Australiers Justin Kurzel, der mit Hauptdarsteller Michael Fassbender letztes Jahr schon bei "Macbeth" zusammen gearbeitet hat, bei den Rezensenten komplett durch. Die Zuschauer sind gewogener, aber mit einem heftigen Produktionsbudget von 125 Millionen Dollar wird über das Fest schon eine nervöse Stimmung in der Fox-Chefetage herrschen.
Analysten rechnen mit bloß 13 bis 17 Millionen Dollar, die nach Weihnachten in den Kassen der 2970 Lichtspielhäuser liegen werden. Dann müssten sich die Produzenten mit einem Blick zur Konkurrenz von Universal trösten: Deren "Warcraft" schnitt in den USA nur mau ab, wurde aber im Ausland ein gigantischer Erfolg.
"Why Him?" hat einen ziemlichen "Meet the Parents"-Geruch an sich, nur dass hier die Rollen vertauscht sind. Diesmal ist Schwiegervater-in-spe Bryan Cranston der Vernünftige, während Schwiegersohn-in-spe James Franco der Abgedrehte ist. Die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig: Regisseur und Drehbuchautor Jon Hamburg ("I Love You, Man" / "Trauzeuge gesucht") hat auch die Skripts zu den drei "Meet the Parents"-Filmen geschrieben und der damalige Hauptdarsteller Ben Stiller hat "Why Him?" für 38 Millionen Dollar produziert. An den ersten "Meet the Parents" kommt diese Komödie um Längen nicht heran, wie die schlechten Kritiken und ersten Zuschauerreaktionen bezeugen. Die wie "Assassin's Creed" von 20th Century Fox in 2916 Filmtheater gebrachte Produktion wird voraussichtlich nur 11 bis 13 Millionen Dollar einbringen.
Oscar-Material ist "Fences". Denzel Washington hat mit diesem Drama sich und Viola Davis, mit der er 2010 bereits in der Vorlage des Bühnenstücks von August Wilson aus dem Jahr 1983 auf dem Broadway gestanden hat, selbst in Szene gesetzt. Der Theaterautor hatte sein eigenes Stück noch kurz vor seinem Tod 2005 in einen Drehbuchentwurf gebracht. Von allen Neuankömmlingen hat diese 24 Millionen Dollar teure Paramount Pictures-Produktion die mit Abstand besten Kritiken erhalten - fast einstimmig singt die Presse Lobeshymnen, insbesondere auf die Hauptdarsteller, für die man Nominierungen für den Academy Award erwartet. Vor einer Woche in vier Sälen gestartet, feiert "Fences" nun landesweit mit 2200 Einsätzen Premiere. Erwartet werden aufgrund des nicht gerade massentauglichen Materials eines sehr dialoglastigen Stücks einstweilen aber nur 4 bis 7 Millionen Dollar zum Start.