"So weit die Füße tragen", ARD, 23:40 Uhr
Am Ende des Zweiten Weltkriegs entkommt ein deutscher Kriegsgefangener (Bernhard Bettermann) aus einem sowjetischen Gulag in Sibirien und versucht, sich auf einem 14 000 Kilometer langen Weg nach Deutschland durchzuschlagen, verfolgt von einem sowjetischen Geheimdienstoffizier (Anatoli Kotenjov).
"So weit die Füße tragen" ist ein wichtiger kultureller Meilenstein in der Nichtbewältigung der deutschen Nachkriegsgeschichte. 1955 erschien der Roman von Josef Martin Bauer, in dem er den Erlebnisbericht eines früheren Wehrmacht-Soldaten verarbeitete. Die abenteuerliche Geschichte machte den Lesern das Angebot, in eine Opfer-Perspektive zu schlüpfen: Die Nazis, das waren immer die Anderen. Der anständige deutsche Soldat hielt nichts von ihnen, kämpfte ehrenhaft und glänzte schon fast eher als Träger der deutschen Kulturnation im asiastischen Feindesland. Dies behielt auch die Adaption der Fernsehserie bei, die 1959 zum ersten Straßenfeger des deutschen TV-Geschichte wurde.
Rund 40 Jahre später hatte sich in der Betrachtung der deutschen Besatzung der Sowjetunion ein deutlich kritischerer Blick durchgesetzt, und so weicht dieser Abenteuerfilm von 2001 deutlich von der Romanvorlage ab und baut unter anderem die Figur des Sowjet-Offiziers ein, die weder im Buch noch im Fernsehen vorgekommen waren.
Der ehemalige Stunt-Man Hardy Martins drehte seinen zweiten und bis heute letzten Spielfilm vor Ort in Russland und besetzte die sowjetischen Parts auch mit russischen Schauspielern, die im Film ihre Muttersprache sprechen. Der Aufwand um möglichst viel Realismus machte sich mit einem spannenden Streifen vor grandioser Naturkulisse und dem beeindruckend agierenden Hauptdarsteller Bernhard Bettermann bezahlt.
Doch von einem Straßenfeger konnte für die rund 15 Millionen Mark teure Produktion dann in den Kinos keine Rede mehr sein. Mit nur 230 000 Besuchern und einem Einspiel von etwa 1,5 Millionen Mark floppte die B & C Filmproduktion empfindlich.
Eine deutsche Zuschauerin schreibt: "Ein wirklich sehenswerter Film, spannend wie ein Thriller. Und man erhält Einsicht in ein Thema, das im westlichen Kino selten behandelt wird: Die vielen unterschiedlichen Menschen und Landschaften in Sibirien und Zentralasien. Kameramann Pavel Lebechev fängt die endlose, Schnee bedeckte Weite Sibiriens großartig ein, und im Kontrast dazu die Enge der Eisenbahnwaggons während der Deportation."
"Spartacus", ZDF, 01:30 Uhr
Der Sklave Spartacus (Kirk Douglas) führt im 1. Jahrhundert vor Christus eine Revolte gegen die dekadente römische Republik an.
Es hatte Kirk Douglas gewurmt, dass ihm Charlton Heston 1958 bei der Besetzung der Titelrolle von "Ben Hur" vorgezogen worden war. Doch der Akteur sagte sich: "Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt..." und organisierte sein eigenes römisches Epos. Nachdem der Vize seiner eigenen Produktionsgesellschaft Bryna Productions ihn auf den Roman "Spartacus" von Howard Fast aus dem Jahr 1951 aufmerksam gemacht hatte, beschloss Douglas, das Buch mit sich selbst in der Hauptrolle auf die Leinwand zu bringen und konnte Universal Pictures als Finanzier gewinnen.
Als Regisseur für den aufwendigen Abenteuerfilm mit einem Budget von 12 Millionen Dollar (entspricht rund 100 Millionen Dollar nach heutigem Wert) und etwa 10 000 Komparsen wählte Kirk Anthony Mann ("El Cid"), mit dem er sich nach einer Woche Drehzeit allerdings bereits so zerstritt, dass er Mann feuerte. Als Ersatz holte der Darsteller Stanley Kubrick ("Full Metal Jacket"), mit dem er 1957 bei "Paths of Glory" erfolgreich zusammen gearbeitet hatte.
Kubrick zeigte sich der Mammutaufgabe gewachsen, aber nicht ohne im ständigen Clinch mit dem Studio oder seinem Kameramann Russell Metty zu liegen, weil der Filmemacher seine stets sehr spezifischen Vorstellungen durchsetzen wollte. Gedreht wurde in Spanien und in Hollywood, und im Michigan State Football Stadium ließen Kubrick und seine Crew 76 000 Zuschauer "Hail Crassus!" und "I am Spartacus!" brüllen, um den Ton aufzunehmen.
Politisch brisant wurde das Werk, weil Kirk Douglas nicht nur darauf bestanden hatte, den wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe mit einem Berufsverbot belegten Drehbuchautoren Dalton Trumbo ("Papillon") zu beschäftigen, sondern seinen Namen auch im Vorspann zu nennen. Mit diesem mutigen Schritt, der Proteste und Boykottaufrufe konservativer Gruppen heraufbeschwor, beendete Douglas das Unwesen der "Schwarzen Liste".
Für alle Beteiligten war "Spartacus" ein Triumph. Mit einem weltweiten Einspiel von 60 Millionen Dollar (entspricht heute rund 480 Millionen Dollar) wurde der Streifen mit seinen großartigen darstellerischen Leistungen eines Ensembles, das seinesgleichen suchte, und den epischen Action-Szenen der bis dahin erfolgreichste in der Unternehmensgeschichte von Universal Pictures und der einspielstärkste des Jahres 1960 in den USA.
Dazu kamen vier Academy Awards für Peter Ustinov als "Bester Nebendarsteller", für Metty für die "Beste Kamera", für die "Beste Ausstattung" und für die "Besten Kostüme". Dazu gab es noch zwei Nominerungen für den "Besten Schnitt" und die "Beste Musik". Bei den Golden Globes zeichnete die Auslandspresse das Werk als "Besten Film" aus, neben fünf weiteren Nominierungen.
Ein britischer Zuschauer preist den Film: "Das düsterste historische Epos. Keine tanzenden Mädchen, keine Wagenrennen, alles in gedecktem Braun und Rot gefilmt. Der Film hat Tiefe und Gewicht und die Charaktere sind rund gezeichnet, wobei die schauspielerischen Leistungen beinahe makellos sind. Ich war erstaunt, wie mutig der Film ist - der Held weint mehrere Male, einmal sogar aus Selbstmitleid, und das Ende ist herzzereißend. Ironischerweise ist der Film aber trotz des pessimistischen Tons erhebend."
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