Gleich mit zwei Produktionen startet Michael Shannon in dieser Kinowoche in den deutschen Filmtheatern. Dabei ist "Elvis & Nixon" deutlich gegenüber Werner Herzog's "Salt and Fire" zu bevorzugen. Der deutsche Starter "Schubert in Love" ist nur etwas für Fans des Komikers.
"Elvis & Nixon"
Komödie
USA
87 Minuten
FSK 0
US-Komödie über ein in der Realität stattgefundenes Treffen von Elvis Presley (Michael Shannon) und US-Präsident Richard Nixon (Kevin Spacey) im Jahr 1970 im Weißen Haus, bei dem Presley sich als Undercover-Agent "bewerben" wollte. Anlass für diese Universum-Produktion ist die Tatsache, dass das Photo von den Hände schüttelnden Nixon und Presley das bis heute am meisten nachgefragte Dokument des US-Nationalarchivs ist, noch vor der Verfassung. Regisseurin Liza Johnson und die drei Drehbuchautoren, darunter der Schauspieler Cary Elwes, wissen mit der Ausgangssituation des so ikonischen wie absurden Treffens nicht viel anzufangen, dank der beiden Hauptdarsteller ist der Streifen aber stets unterhaltsam. In den USA lief die Independent-Produktion nur auf wenigen Leinwänden recht unbemerkt und ohne viel Publikumsenthusiasmus, aber von den Kritikern gelobt. Unser Rezensent Gregor Torinus gehört nicht zu den Befürwortern: "Zu viel Nixon und zu wenig Elvis."
"Sing"
Animationsfilm
USA
108 Minuten
FSK 0
US-Animationsfilm über einen Koalabär, der einen großen Gesangswettbewerb ausrichtet, um sein Theaterhaus vor dem Ruin zu retten. Werden Illumination Entertainment ihren Lauf, den sie mit "Despicable Me 2", "Minions" und "Pets" haben, mit diesem Werk fortsetzen können? Die Zeichen stehen gut, denn die ersten Kritiken sind freundlich, so auch die unseres Kollegen Björn Schneider: "Knallbunter, mit vielen schrullig-abgedrehten, tierischen Figuren ausgestatteter Animationsspaß, dessen Musikanteil so hoch und abwechslungsreich ist wie in keinem Animationsfilm zuvor."
Der englische Regisseur und Drehbuchautor Garth Jennings ("The Hitchhiker's Guide to the Galaxy") hat bisher nur Realfilme gedreht, zeigt sich aber auch der Zeichentrickwelt gewachsen, wie seine witzige, charmante und herzliche Universal Pictures-Produktion beweist. Im Original sprechen Matthew McConaughey und Scarlett Johansson die Hauptrollen; in der deutschen Fassung sind es Daniel Hartwich und Alexandra Maria Lara.
"Alle Farben des Lebens"
Drama
USA
93 Minuten
FSK 6
US-Tragikomödie über eine 16-jährige New Yorkerin (Elle Fanning), die sich als Junge fühlt und eine Hormontherapie beginnen will. Damit stellt sie ihre allein erziehende Mutter (Naomi Watts) und die lesbische Großmutter (Susan Sarandon) vor große Herausforderungen. Die englische Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Gaby Dellal erzählt diese Geschichte einer sehr ungewöhnlichen Familie mit viel Herz und noch mehr unglaubwürdigen Drehbuch-Wendungen. Eine eher interessante denn bewegende Tobis-Produktion, die gemischte Kritiken erhalten hat und bei der die Zuschauer mehrheitlich die Daumen senken.
"Jacques - Entdecker der Ozeane"
Drama
Frankreich
123 Minuten
FSK 6
Französische Filmbiografie über das Leben des berühmten Meeresforschers und Lebemanns Jacques Cousteau (Lambert Wilson), der durch seine Filme über unentdeckte Unterwasserwelten berühmt wurde. Regisseur und Drehbuchautor Jérome Salle ("Zulu") hat das Sachbuch "Capitaine de La Calypso" von Albert Falco und Yves Paccalet aus dem Jahr 1990 adaptiert und konzentriert sich in seiner ruhigen Inszenierung auf der einen Seite auf die Unterwasser-Erlebnisse und auf der anderen auf Cousteau's Familienleben und der nicht einfachen Beziehung zu seiner ersten Frau (Audrey Tautou) und seinem zweiten Sohn (Pierre Niney). In Frankreich recht erfolgreich gelaufen und von Presse wie Publikum freundlich beurteilt, befindet unser Kritiker Andreas Köhnemann über die DMC-Produktion: "Ein handwerklich gut gemachtes und stimmig besetztes Biopic, das erzählerisch zu sehr in Eile ist, um sein Publikum wirklich mitreißen zu können."
"Office Christmas Party"
Komödie
USA
106 Minuten
FSK 12
US-Komödie über einen Büroleiter (Jason Bateman), der eine große Firmen-Weihnachtsfeier organisiert, um einen neuen Kunden zu gewinnen; auf diese Weise will er seine Zweigstelle vor der Auflösung retten. Allerdings läuft die Feier chaotisch aus dem Ruder. Nach "The Switch" ("Umständlich verliebt") von 2010 hat das Regieduo Josh Gordon und Will Speck wieder mit Jennifer Aniston und Jason Bateman zusammen gearbeitet - das Ergebnis dieser Constantin-Produktion fällt nicht viel überzeugender aus als der damalige Reinfall. Die Besetzung mit vielen talentierten Komödianten ist sicherlich für den ein oder anderen Lacher gut, aber die viel zu vollgestopfte Handlung nervt irgendwann mit den vorausschaubaren und zunehmend vulgären Gags und der gezwungenen Gefühligkeit.
"Salt and Fire"
Thriller
Frankreich
97 Minuten
FSK 6
Französisches, aber auf Englisch gedrehter Thriller über eine Wissenschaftlerin (Veronica Ferres), die in Bolivien eine drohende Umweltkatastrophe untersuchen soll. Direkt nach ihrer Ankunft wird sie jedoch entführt. Man kann wirklich sagen, dass die Handvoll Zuschauer, die Werner Herzog's neuestes Werk mit Michael Shannon - ihre dritte Kooperation - gesehen haben, dies regelrecht hassen. Der bayerische Altmeister ("Rescue Dawn") hat sich mit der internationalen Camino-Produktion nach "Queen of the Desert" den nächsten Spielfilm-Fehltritt geleistet und beweist in den letzten Jahren ein viel besseres Händchen bei seinen Dokumentarfilmen. Mit zunehmender Spieldauer fragt man sich, was das Ganze überhaupt soll. So empfindet das auch unser Rezensent Christopher Diekhaus: "Große Bilder und gute Intentionen bewahren den Film nicht vor einer inszenatorischen und erzählerischen Bruchlandung."
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
"Schubert in Love"
Komödie
Deutschland
94 Minuten
FSK 12
Deutsche Komödie über einen egozentrischen Besserwisser und selbst ernannten Weltverbesserer (Olaf Schubert), der auf Anordnung seines strengen Vaters (Mario Adorf) endlich eine Frau finden soll, um einen "Stammhalter" in die Welt zu setzen. Die "Brautschau" erweist sich jedoch als eine echte Herausforderung. Die von der Bühne und aus dem Fernsehen bekannte Kunstfigur Olaf Schubert des sächsischen Komödianten Michael Haubold schafft mit dieser von ihm selbst geschriebenen und von Lars Büchel ("Erbsen auf halb 6") inszenierten Wild Bunch-Produktion den Sprung auf die große Leinwand. Wie schon so manch anderer Kollege muss der Künstler hier erleben, dass die Aufgabe, für 90 Minuten eine zusammen hängende Geschichte mit ausreichend Lachern zu erzählen, eine andere Kragenweite erfordert.
Ob er das gemeistert hat, hängt im Wesentlichen von der Betrachtungsweise ab. Fans von Schubert werden bei der teilweise schon dadaistisch anmutenden Blödelei auf ihre Kosten kommen. Unsere Kollegin Bianka Piringer sieht es wie andere Rezensenten (epd film: "Nur etwas für beinharte Olaf-Schubert-Fans") kritischer: "Ein Film mit lustigen Passagen. Aber die überdrehte, slapstickhafte Inszenierung und der unsympathisch verklemmte Filmheld sorgen auch für eine merkwürdige Atmosphäre und strapazieren die Geduld wie mit voller Absicht."
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
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