"Harry Potter und der Halbblutprinz", Pro7, 20:15 Uhr
In seinem sechsten Hogwarts-Jahr entdeckt Harry Potter (Daniel Radcliffe) ein altes Buch, das als "Eigentum des Halbblutprinzes" markiert ist und erfährt mehr über Lord Voldemort's (Ralph Fiennes) dunkle Vergangenheit.
Dieser sechste Teil der "Harry Potter"-Saga war sicherlich nicht leicht zu vermitteln. Die Handlung ist nicht mehr so selbst abgeschlossen wie in den ersten Abenteuern; wer hier nicht mit Vorwissen einschaltet oder im Bewusstsein, dass dieser Fantasy-Film keine zufriedenstellende Auflösung präsentieren kann, weil ja noch zwei weitere Streifen folgen werden, der wird wahrscheinlich nur Bahnhof (mit Gleis 9 3/4) verstehen und frustriert zurückbleiben. "Okay, es ist ein Bindeglied", schrieb Kritiker Dave White, "aber es ist ein wirklich gutes Bindeglied."
Und Warner Brothers und die Filmemacher um Regisseur David Yates, dessen zweiter "Potter" nach dem vorangegangenen "Harry Potter and the Order of the Phoenix" dies war, konnten 2009 darauf zählen, dass die treuen Fans der Romane und der Filme bestens orientiert waren. Yates gelang bei seiner Verfilmung der Vorlage von 2005 ein rundum gelungenes Werk: Düster, spannend, mitunter sehr witzig - vor allem aber visuell umwerfend (Bruno Delbonnel's grandiose Kameraarbeit wurde für einen "Oscar" nominiert). Auch emotional gelingt ein zufriedenstellender Bogen, der die Kritik und das Publikum rundum begeisterte. Das für 250 Millionen Dollar produzierte Werk spielte weltweit 934 Millionen Dollar ein und wurde damit hinter "Avatar" der zweiterfolgreichste Streifen des Jahres.
"Yates und sein technisches Team sind die wahren Zauberer hier, die dem Betrachter den Atem rauben mit ihrem cineastischen Handwerk, ihrer illusionistischen Kunstfertigkeit und ihrer faszinierenden Zauberei", schwärmte Jason Best für "Movie Talk".
"The Escapist", 3sat, 22:35 Uhr
Frank Perry (Brian Cox) verbüßt sein 14. Jahr einer lebenslangen Gefängnisstrafe. Als er erfährt, dass seine von ihm entfremdete Tochter schwer erkrankt ist, ist er entschlossen, seinen Frieden mit ihr zu machen, und plant seinen Ausbruch.
Der englische Regisseur und Drehbuchautor Rupert Wyatt ("The Gambler") gab mit diesem spannenden und mit Hilfe von vielen Rückblenden und Parallelsträngen ehrgeizig erzählten Kriminalfilm 2008 sein Regiedebut, das damals fast nur ein Fall für die Filmfestivals wie Sundance war. In Deutschland kam die britische Produktion gar nicht erst ins Kino, sondern nur direkt auf Disc heraus; das Fernsehen ermöglicht nun das Erleben dieses klugen und stillvollen Streifens, bei dem neben Brian Cox Damian Lewis, Joseph Fiennes, Liam Cunningham und Dominic Cooper glänzen.
Gedreht wurde in Kilmainham Gaol, einem ehemaligen Gefängnis in Dublin. Ehemalige Häftlinge, die Rollen als Statisten übernommen hatten, versorgten die Künstler und Techniker mit Informationen über ihren realen Gefängnisalltag.
Kritiker Alonso Duralde lobte auf "MSNBC": "Rupert Wyatt hat alles überflüssige Fett von dieser Handlung abgetrennt - es gibt fast keinen Charakter, keine Begebenheit oder visuellen Hinweis, die nicht irgendwie die Handlung vorantreiben oder eine Überraschung oder entscheidende Entdeckung vorbereiten."
"Jeder stirbt für sich allein", 3sat, 00:10 Uhr
Als sie durch den Zweiten Weltkrieg und die Herrschaft der Nationalsozialisten Familienmitglieder und Nachbarn verlieren, verliert ein unpolitisches Ehepaar (Hildegard Knef und Carl Raddatz) alle Illusionen und beginnt, Postkarten mit Anti-Nazi-Botschaften in der Stadt zu hinterlassen - ein Verbrechen, das mit dem Tode bestraft werden kann.
Nein, so schnell geht es dann doch nicht, dass der gestern in den hiesigen Kinos angelaufene "Jeder stirbt für sich allein" mit Emma Thompson und Brendan Gleeson nun schon im Fernsehen ausgestrahlt wird. Dies hier ist die überlegene deutsche Version von 1976, die Regieroutinier Alfred Vohrer ("Unter Geiern") sentimental, aber ohne reißerische Momente auf die Leinwand brachte. Sein großer Aktivposten war dabei die großartige Hildegard Knef, die für ihre Leistung für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde.
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten: Von 1940 bis 1942 hatten Elise und Otto Hampel Postkarten mit Anti-Hitler-Parolen in Berlin ausgelegt. Hans Fallada erfuhr nach Kriegsende von diesen Geschehnissen, konnte die Polizeiakten einsehen und verfasste daraus Ende 1946 seinen gleichnamigen Roman, der im folgenden Jahr veröffentlicht wurde. Bereits 1962 wurde für das westdeutsche Fernsehen ein Film produziert; 1970 ein Dreiteiler für das ostdeutsche Fernsehen.
Ein Berliner Zuschauer findet: "Emotional, politisch wirkungsvoll und eine großartige Charakterstudie. Sehr empfehlenswert."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm