Der Schauspieler und Sänger Manfred Krug ist tot. Wie erst heute durch sein Management bekannt gegeben wurde, starb er bereits am 21. Oktober in Berlin im Alter von 79 Jahren. Die Beerdigung hat bereits stattgefunden.
Krug gehört zu den Darstellern, die sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik eine Karriere hatten und gleichermaßen populär waren. Dank des Fernsehens erlangte er durch Serien wie "Auf Achse", "Liebling Kreuzberg" und als singender TATORT-Kommissar Paul Stoever Beliebtheit bei einem Millionenpublikum.
Manfred Krug wurde am 8. Februar 1937 in Duisburg geboren; sein Vater war Eisenhütten-Ingenieur. Den Krieg überlebte Manfred bei seiner Großmutter in Duisburg und in Henningsdorf vor den Toren Berlins, während der Vater zur Ostfront eingezogen wurde. 1949 ließen sich die Eltern scheiden, der Sohn blieb beim Vater, der in der DDR Arbeit fand. Dort absolvierte Krug eine Lehre zum Stahlschmelzer im Stahl- und Walzwerk in Brandenburg an der Havel. Ein Spritzer flüssigen Stahls verursachte die markante Narbe auf seiner Stirn.
Während der Ausbildung erwarb Manfred an einer Abendschule das Abitur und begann ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, das er jedoch wegen "disziplinarischer Schwierigkeiten" abbrechen musste. Dennoch arbeitete er als Schauspielschüler am Berliner Ensemble von Bertold Brecht. Ab 1957 trat er in Film- und Fernsehrollen auf. Seine erste Rolle war ein kleiner Auftritt in "Mazurka der Liebe" von 1957; den ersten großen Erfolg feierte er in einer Hauptrolle in dem Abenteuerfilm "Fünf Patronenhülsen" von 1960. Einer seiner besten und bekanntesten Spielfilme war ironischerweise einer, den kaum einer gesehen hatte: Das von der DDR-Regierung nach drei Tagen verbotene Drama "Spur der Steine", das erst nach der Wende 1989 gezeigt werden durfte.
Mindestens so beliebt wie als Schauspieler war Krug als Jazz-Sänger. 1970 spielte und sang er den Sporting Life an der Komischen Oper Berlin als Sporting Life in George Gershwin's Oper "Porgy and Bess". Ab 1971 veröffentlichte er zusammen mit dem Komponisten Günther Fischer mehrere Langspielplatten, auf denen er anspruchsvolle, kunstvoll arrangierte Schlager und Chansons sang. Die Texte schrieb er unter dem Pseudonym Clemens Kerber selbst.
Seine Karriere kam Ende 1976 zu einem abrupten Halt, nachdem er den Protest gegen die Ausbürgerung des Sängers Wolf Biermann unterzeichnet hatte. Weil er sich weigerte, von seinem Protest abzurücken, legte man sämtliche geplante Film- und Plattenprojekt auf Eis, um seine Gefügigkeit zu erzwingen. Statt dessen stellte der damals 40-Jährige einen Ausreiseantrag. Am 20. Juni 1977 konnte er Ost-Berlin mit seiner Frau Fanny und den drei Kindern verlassen und ließ sich in Berlin-Schöneberg nieder.
In der Bundesrepublik konnte er fast nahtlos an die DDR-Schauspielkarriere anknüpfen. Zunächst spielte er in der "Sesamstraße" mit, bevor er dann schon 1977 "Auf Achse" ging. Die Rolle des Lkw-Fahrers Franz Meersonk, die er in fünf Staffeln bis 1993 verkörperte, schien ihm wie auf den Leib geschrieben. Das galt erst recht für die des Anwalts "Liebling Kreuzberg", den Krug in fünf Staffeln von 1986 bis 1998 mimte und die sein Freund und ehemaliger Mitbewohner Jurek Becker ihm eigens auf den Leib geschrieben hatte. Genauso beliebt war er als TATORT-Kommissar Paul Stoever, der von 1984 bis 2001 41 Mal ermittelte und mit seinem Assistenten Charles Brauer so manches Liedchen zum Besten gab. In Umfragen rangierten die Beiden unter den populärsten TATORT-Paaren.
Seine große Popularität nutzte die Deutsche Telekom zur Werbung für ihre Aktien, was Manfred im Nachhinein als den größten Fehler seines Lebens bezeichnete: "Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen, die eine von mir empfohlene Aktie gekauft haben und enttäuscht worden sind", erklärte er in einem Interview.